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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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dem Fall. Sie erinnerte mich daran, er sei aufgeklärt.
    Ich fuhr in die Einfahrt und stieg aus dem alten Porsche. Ich ging zu der Stelle, wo sie das Motorrad abgestellt hatte.
    »Zeit zum Schlußmachen, Alex«, sagte Jezzie. »Schaffst du das? Ist es okay, wenn du um elf mit der Arbeit Schluß machst?«
    Ich ging hinein, um nach den Kindern zu sehen. Sie schliefen, also hatte ich keinen Grund, Jezzies Angebot zu widerstehen. Ich kam heraus und stieg auf das Motorrad.
    »Das ist entweder das Beste oder das Schlimmste, was ich in letzter Zeit gemacht habe«, sagte ich zu ihr.
    »Keine Bange, es ist das Beste. Du bist in guten Händen. Nichts zu befürchten, außer sofortigem Tod.«
    Innerhalb von Sekunden verschlang der Strahl des Motorradscheinwerfers die 9th Street. Das Motorrad raste die Independence entlang, dann auf den Parkway, der an manchen Stellen idiotische Kurven hat. Jezzie legte sich in jeder Kurve schräg, überholte Autos, als ständen sie still.
    Sie konnte eindeutig Motorrad fahren. Sie war keine Dilettantin. Als die Landschaft an uns vorbeiflog, mit den Stromleitungen über uns, die Mittellinie der Straße links vom Vorderrad, glaubte ich, Jezzie fahre mindestens hundertfünfzig, aber >
    ich war ganz gelassen.
    Ich wußte nicht, wohin wir fuhren, und es war mir gleich. Die Kinder schliefen. Nana war da. Das alles gehörte zur Therapie dieser Nacht. Ich spürte, wie die kalte Luft in jede Körperöffnung, jede Pore drang. Sie machte meinen Kopf wieder klar, und das konnte ich wirklich brauchen.
    In der N Street war kein Verkehr. Sie war eine lange, schmale Gerade, gesäumt von hundert Jahre alten Stadtvillen. Sie war hübsch, vor allem im Winter. Schneebedeckte Giebeldächer. Blinkende Verandalichter.
    Auf der leeren Straße drehte Jezzie das Motorrad wieder auf. Hundertzehn, hundertvierzig, hundertsechzig. Ich wußte nicht genau wie schnell, nur daß wir wirklich flogen. Die Bäume und Häuser verschwammen. Aber es war irgendwie schön. Falls wir es überlebten.
    Jezzie bremste die BMW glatt ab. Sie gab nicht an, sie konnte es einfach.
    »Wir sind zu Hause. Ich habe die Wohnung eben bekommen. Ich bin dabei, mich einzurichten«, sagte sie, als sie abstieg. »Du hast dich gut gehalten. Du hast nur das eine Mal auf der George Washington gejault.«
    »Ich behalte meine Jauler für mich.«
    Aufgeheitert von der Fahrt gingen wir hinein. Die Wohnung war ganz anders, als ich erwartet hatte. Jezzie sagte, sie habe noch keine Zeit gehabt, sie einzurichten, aber sie war schön und geschmackvoll. Der vorherrschende Stil war gepflegt und modern, aber überhaupt nicht aufdringlich. Jede Menge künstlerische Fotos, die meisten schwarzweiß. Jezzie sagte, sie habe alle aufgenommen. Frische Blumen im Wohnzimmer und in der Küche. Bücher mit Lesezeichen darin – Der Fürst der Ge zeiten , Brandstifter , Frauen an die Macht , Zen oder die Kunst, ein Motorrad zu warten . Ein Weingestell – Beringer, Rutherford. Ein Haken an der Wand für den Motorradhelm.
    »Du bist also doch der häusliche Typ.«
    »Von wegen. Nimm das zurück, Alex. Ich bin eine knallharte Secret-Service-Agentin.«
    Ich nahm Jezzie in die Arme, und wir küßten uns ganz sanft in ihrem Wohnzimmer. Ich entdeckte Zärtlichkeit, wo ich sie nicht erwartet hatte; ich stieß auf eine Sinnlichkeit, die mich überraschte. Das war alles, wonach ich gesucht hatte, bloß mit einem kleinen Haken.
    »Ich bin froh, daß du mich hierhergebracht hast«, sagte ich. »Das ist mein Ernst, Jezzie. Ich bin wirklich gerührt.«
    »Obwohl ich dich fast kidnappen mußte, um dich herzubringen?«
    »Schnelle Motorradfahrten bei Nacht. Eine schöne, gemütliche Wohnung. Fotos wie von Annie Leibowitz. Was hast du noch für Geheimnisse?«
    Jezzie fuhr sacht mit dem Finger über meine Kinnlinie, erforschte mein Gesicht. »Ich will keine Geheimnisse haben. So wäre es mir am liebsten. Okay?«
    Ich sagte ja. Genauso wollte ich es auch. Es war an der Zeit, sich wieder jemandem zu öffnen. Es war allerhöchste Zeit, vermutlich für uns beide. Vielleicht hatten wir auf die Außenwelt nicht so gewirkt, aber wir waren zu lange einsam und introvertiert gewesen. Das war die schlichte Wahrheit, und wir halfen uns gegenseitig dabei, sie zu erfassen.
     
    Früh am nächsten Morgen fuhren wir auf dem Motorrad zu meinem Haus zurück. Der Wind war kalt und rauh auf unseren Gesichtern. Ich hielt mich an ihrer Brust fest, als wir durch das trübe, graue Licht der Morgendämmerung trieben. Die

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