Untitled
hatte Kennon seinen mißgestalteten Körper vergessen können. Er hatte sogar seine ständige Atemnot ignoriert.
"Tek ...!" dröhnte es aus den Lautsprechern des sterilen Raumes. "Tek!" Oberstleutnant Ronald Tekener bemühte sich verzweifelt, mit jenem vertrauten Grinsen in die Kunststoffschale zu blicken, das Kennon an ihm liebte, und schätzte. Noch schwerer fiel es dem Spezialisten, dem dringenden Ersuchen der Mediziner zu folgen und so zu tun, als stünde er einem gesunden Freund gegenüber. Der kleinste Psychoversager konnte in
dem Stadium schwere und unheilbare Symptome nach sich ziehen. Dr. Braynzer hatte dem Gehirn tausendmal zu verstehen gegeben, daß es auch ohne seinen mangelhaften Körper nach wie vor Sinclair M. Kennon war.
Die Psychologen des Medo-Centers hatten Tekener beschworen, sich so zu verhalten, als hätte er soeben das Wohnzimmer eines völlig normalen Menschen betreten. Dr. Braynzer war überdies der Auffassung gewesen, Tekener sollte auf die üblichen Witzeleien auf gar keinen Fall verzichten. Kennon, das schwimmende Gehirn, wartete darauf.
Ronald Tekener richtete sich danach. Ihm ging es darum, dem bedauernswerten Etwas zu helfen; zu helfen, so gut es eben ging. Die dafür erforderlichen Psychomethoden waren nebensächlich. Sie mußten nur helfen.
So entschloß sich Tekener zu einigen Aussagen, die er ohne die Unterrichtung durch die Fachwissenschaftler unter allen Umständen unterlassen hätte. Er stellte sich vor, dem echten Kennon gegenüberzustehen. "Hallo, Junge", lachte er. "Hallo!"
Er blickte grinsend und mit den Händen winkend auf die Kugelschale nieder. Er vergaß mit aller Willensanstrengung, daß vor seinem Gesicht ein graues Etwas schwamm, das in der Lage war, sich exakt verständlich zu machen, zu hören und durch die Kameraaufnahme der Hauptpositronik "zu sehen".
"Du redest so schnell, überdeutlich und aufgeschlossen, daß ich einen gewissen Verdacht nicht unterdrücken kann", erklärte Tekener. "Überdeutlich? Stimmt das?"
"Versuche nicht zu leugnen, du verkapptes Genie. Was hast du heute getrunken? Und wieviel? Du ..."
Tekener wurde von einem unwirklichen Gelächter unterbrochen. Das Gehirn schrie all seine Nöte heraus. Die Lautsprecher reagierten prompt. "Getrunken? Ich?"
"Logisch. Ich kenne dich doch. Du verträgst nicht sehr viel Alkoholika. Was haben dir die Burschen in deinen scheußlichen Übergangsbehälter getan?" Das Gehirn lachte noch lauter. Der Unterton der Verzweiflung wich einem echten Heiterkeitsausbruch.
Tekener fuhr mit seinem riskanten Spiel fort. Jedes Detail mußte von ihm als völlig natürlich angesehen werden. Er konnte sogar grob werden; aber es mußte echt klingen. So lautete die Anweisung der Ärzte.
"Auf Lepso ist der Teufel los. Ich habe mich abgesetzt. Leider muß ich feststellen, daß die verschlafene Bande auf diesem und diversen anderen Planeten noch nicht mit deinem neuen Körper fertig ist. Ich habe ihn aber schon mit seiner Außenhülle gesehen. Ich frage mich besorgt, nach wem von uns beiden sich die Mädchen umdrehen werden."
Kennon jubelte. Wenn er fühlte, daß hier ein gewisses Spiel ablief, so brachte er die Willenskraft auf, sich darüber hinwegzusetzen. Einem anderen Mann als Ronald Tekener wäre eine derartige Beeinflussung aber niemals möglich gewesen. Tekener grinste noch unverschämter.
"Ich habe dich im Verdacht, daß du die gute Gelegenheit mit deiner Flucht nicht ungenutzt verstreichen lassen wolltest. Du hast mit hohen Einsätzen gespielt und gewonnen. Dein neuer Körper wird die USO dreißig Millionen Solar kosten. Er besteht aus Atronital-Compositum. Ein Gramm von diesem Material ist wertvoller als Howalgonium."
"Unsinn!" behauptete das Gehirn aufgeschlossen. Die Lautsprecherstimme gewann an Ausdruckskraft und Modulation.
"Kompletter Unsinn, Tek. Es hat mich ganz gegen meinen Willen erwischt. Ist der Robotkörper wirklich schön?"
"So groß wie ich, nur hundertzwölf Kilogramm schwer und mit Mechaniken ausgestattet, die jedes deiner Befehle mit ungeheurer Schnelligkeit in Bewegungen aller Art umsetzen werden. Du wirst vier Ertruser auf einmal heben können. Die biologisch lebende Zellfolie der Tarnhülle wird dir alle Sicherheiten im Auftreten geben. Du wirst mich um den Finger wickeln können. Ich glaube immer noch, daß du auf dieses Ziel hingearbeitet hast. Das traue ich einem Kosmo-Kriminalisten von deinem Rang jedenfalls zu. Stimmt es?"
"Falsch", lachte das Gehirn. "Aber ich bin jetzt nicht mehr
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