Untot in Dallas
verrückte Farbe über den Weg lief. Im Gesicht der Frau dominierte die Nase; ihre Haut war mattbraun, das Haar goldbraun und widerborstig, unglaublich dicht und lockig. Sie trug es ziemlich kurz geschoren. Sie erinnerte mich an einen Hobbit - wer weiß, vielleicht war sie ja einer. Mein Begriff von Realität hatte in den letzten Monaten ein paar ziemlich heftige Schläge hinnehmen müssen.
„Was für eine Ärztin sind Sie?“ fragte ich. Es hatte gedauert, bis ich mich soweit zusammenreißen konnte, daß ich diese Frage zu stellen vermochte.
„Eine, die heilt“, erwiderte sie mit erstaunlich tiefer Stimme. „Sie sind vergiftet worden.“
„Ach, deshalb denke ich die ganze Zeit, ich müsse gleich sterben“, murmelte ich.
„Das werden Sie auch, ziemlich bald schon“, erwiderte sie munter.
„Danke vielmals, Doc. Was können Sie dagegen tun?“
„Viel Auswahl haben wir nicht. Haben Sie je vom Komodo-Waran gehört? In seinem Maul wimmelt es von Bakterien. Nun, Wunden, die Mänaden reißen, haben denselben toxischen Grad. Wenn ein Waran jemanden beißt, verfolgt er sein Opfer danach stundenlang und wartet einfach so lange, bis die Bakterien es getötet haben. Den Mänaden macht es Spaß, die Opfer nicht gleich umzubringen - wenn der Tod erst mit Verzögerung eintritt, mehrt das ihr Vergnügen. Beim Komodo-Waran - wer kann sagen, worum es ihm geht?“
Herzlichen Dank, Frau Doktor. Das war ein netter kleiner naturkundlicher Schlenker. „Was können Sie also für mich tun?“ fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
„Ich kann die offenen Wunden versorgen. Aber Sie haben eine Blutvergiftung, und von daher muß Ihr Blut entfernt und ersetzt werden. Das ist eine Aufgabe für Vampire.“ Die gute Frau schien begeistert von der Vorstellung, daß schon bald alle fröhlich gemeinsam arbeiten würden. An mir.
Sie wandte sich an die versammelten Vampire. „Wenn nur einer von Ihnen das vergiftete Blut zu sich nimmt, dann geht es ihm danach ziemlich schlecht. Das liegt an der Magie, die die Mänaden mit dem Gift übertragen. Der Biß eines Komodo-Warans wäre kein Problem für Typen wie euch.“ Sie begleitete ihre Worte mit einem herzhaften Lachen.
Ich haßte sie. Vor Schmerz rannen mir Tränen über die Wangen.
„Sobald ich hier fertig bin“, fuhr die Kleine munter fort, „kommt jeder von euch an die Reihe. Entnehmt aber jeweils nur eine kleine Menge Blut. Dann geben wir ihr eine Transfusion.“
„Menschenblut“, sagte ich, denn in dieser Frage wollte ich ganz sicher gehen. Ich hatte einmal Bills Blut trinken müssen, um eine böse Verletzung überleben zu können und einmal, um eine Art Examen zu überleben. Das Blut eines anderen Vampirs hatte ich rein per Zufall geschluckt, so unwahrscheinlich das auch klingen mag. Ich hatte deutliche Veränderungen an mir feststellen können, nachdem ich all das Vampirblut getrunken hatte, Veränderungen, die ich nun nicht noch verstärken mochte, indem ich mir eine weitere Dosis einverleibte. Bei den Reichen war Vampirblut zur Zeit die Modedroge Nummer eins, und wenn es nach mir ging, konnten sie es gern für sich behalten.
„Wenn Eric ein paar Beziehungen spielen lassen und Menschenblut besorgen kann“, sagte die Ärztin. „Etwas über die Hälfte der Transfusion kann mit synthetischem Blut bewerkstelligt werden. Ich bin übrigens Dr. Ludwig“, fügte sie hinzu.
„Ich kann das Blut besorgen, denn wir schulden ihr die Heilung“, sagte Eric. Ich war ungeheuer erleichtert darüber, daß er dies so sah und hätte viel dafür gegeben, in diesem Augenblick Bills Gesicht sehen zu können. „Was für eine Blutgruppe hast du, Sookie?“ wollte der große Vampir wissen.
„Null positiv“, sagte ich, froh, eine so weitverbreitete Blutgruppe zu haben.
Wieder ein Gefühl von Bewegung im Zimmer. Dr. Ludwig beugte sich vor und leckte mir den Rücken ab. Ich schrie auf.
„Sie ist Ärztin, Sookie“, sagte Bill. „So wird sie dich heilen.“
„Aber sie wird sich auch vergiften“, wandte ich ein, bemüht, eine Erklärung für meine Reaktion zu finden, die weder nach Homophobie klang, noch so, als hätte ich Vorurteile kleinwüchsigen Personen gegenüber. Eigentlich wollte ich überhaupt nicht, daß irgendwer meinen Rücken ableckte - weder eine Zwergin noch ein Vampir.
„Sie ist die Heilerin, Sookie“, tadelte Eric. „Du mußt ihre Behandlungsmethode schon annehmen.“
„Schon gut, schon gut!“ sagte ich, wobei es mir gleichgültig war, wie sehr das nach
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