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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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weiteres Wort an ihr vorbei wobei er mich über der Schulter trug wie einen Sack mit noch blutendem, frisch erlegtem Wild. Ich war inzwischen so weggetreten, daß es mir nichts mehr ausgemacht hätte, hätte er mich auf den Tanzboden vorn in der Bar geschleppt, aber Bill stürmte statt dessen in Erics Büro, beladen mit meiner Wenigkeit und voller Zorn.
    „Das geht auf deine Rechnung!“ zischte er wütend. Ich stöhnte, denn er schüttelte mich dabei, als wolle er so Erics Aufmerksamkeit auf mich lenken. Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, daß Eric mich hätte übersehen können: Ich war eine ausgewachsene Frau und zudem in diesem Büro die einzige, die aus vielen Wunden blutete.
    Liebend gern wäre ich in diesem Moment in Ohnmacht gefallen, hätte mich einfach von allen verabschiedet. Aber ich fiel nicht in Ohnmacht. Ich hing da, über Bills Schulter geworfen, und alles tat mir weh. „Fahr doch zur Hölle“, murmelte ich.
    „Was hast du gesagt, Schatz?“
    „Fahr zur Hölle!“
    „Wir müssen sie aufs Sofa legen“, sagte Eric. „Auf den Bauch. Hier, laß mich ...“ Ich spürte, wie ein weiteres Händepaar mich bei den Beinen packte. Bill schaffte es irgendwie, sich unter mir zu drehen, dann legten die beiden mich langsam und vorsichtig auf der breiten Couch ab, die sich Eric gerade funkelnagelneu in sein Büro gestellt hatte. Sie roch sogar noch neu, und es war eine Ledercouch. Als sie mich nun aus knapp einem Zentimeter Entfernung anstarrte, war ich froh, daß Eric sich keine stoffbezogene Couch angeschafft hatte. „Pam, hol die Ärztin.“ Ich hörte Schritte, die sich entfernten. Dann bückte Eric sich, um mir ins Gesicht zu sehen. Das war ein ziemliches Unterfangen für diesen Vampir, denn Eric war groß, kräftig und sah genauso aus wie das, was er einst auch gewesen war: ein Wikinger.
    „Was ist dir widerfahren?“ fragte er.
    Ich funkelte ihn an, so außer mir, daß ich kaum sprechen konnte. „Ich bin eine Botschaft an dich“, flüsterte ich. „Diese Frau im Wald hat dafür gesorgt, daß Bills Wagen stehenblieb, und vielleicht hat sie auch dafür gesorgt, daß wir uns gerade stritten, und dann ist sie hinter mir her, zusammen mit diesem Wildschwein.“
    „Ein Schwein?“ Eric hätte nicht erstaunter wirken können, wenn ich ihm erzählt hätte, die Frau habe im linken Nasenloch einen Kanarienvogel getragen.
    „Grunz, grunz. Schwein. Wildschwein. Sie sagte, sie wolle dir eine Botschaft übermitteln, und ich konnte mich gerade noch rechtzeitig umdrehen, so hat sie mein Gesicht nicht erwischt, aber dafür hat es meinen Rücken voll getroffen, und dann ist sie gegangen.“
    „Dein Gesicht. Sie hätte sonst dein Gesicht getroffen“, sagte Bill. Ich sah, wie er seine Hände auf Höhe der Oberschenkel zu Fäusten ballte, und dann sah ich seinem Rücken zu, wie er aufgeregt im Zimmer hin und her ging. „So tief sind die Einschnitte gar nicht. Was stimmt nicht mit Sookie?“
    „Sookie?“ fragte Eric sanft. „Wie sah diese Frau aus?“
    Erics Gesicht war dicht an meinem, sein goldenes Haar berührte fast meine Wange.
    „Durchgeknallt sah sie aus, ich habe dir doch schon gesagt, wie sie aussah! Sie nannte dich Eric Northman.“
    „Das ist der Nachname, den ich benutze, wenn ich mit Menschen zu tun habe“, sagte Eric. „Wenn du sagst, sie sah durchgeknallt aus, was meinst du damit? Inwiefern sah sie durchgeknallt aus?“
    „Ihre Kleider waren ganz zerfetzt, und sie hatte Blut um ihren Mund und auf ihren Zähnen, als hätte sie gerade irgend etwas Rohes gegessen. Sie trug so eine Art Stab mit irgendwas an der Spitze ... ihr Haar war lang und verfilzt ... hör mal, wo wir gerade von Haar sprechen: Mein Haar klebt mir am Rücken fest!“ keuchte ich.
    „Ja.“ Eric machte sich daran, vorsichtig meine langen Haarsträhnen aus den Wunden zu lösen, in denen sich gerinnendes Blut als erstklassiger Kleber betätigte.
    Dann kam Pam mit der Ärztin. Wenn ich gehofft hatte, Eric hätte eine richtige Ärztin gemeint, eine mit Stethoskop und Zungenspachtel, dann sollte ich mich wieder einmal getäuscht haben. Diese Ärztin war eine Zwergin und brauchte sich kaum zu bücken, um mir in die Augen zu sehen. Zitternd vor Spannung harrte Bill direkt neben uns aus, während die kleine Frau meine Wunden untersuchte. Sie trug eine weiße Hose und einen ebenso weißen Kittel, genau wie Ärzte im Krankenhaus - ehe sie anfingen, die grünen Kittel zu tragen und die blauen oder was immer ihnen gerade als

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