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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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geplagte Seele gab, die eine Zeit lang am Grab verharrte, bevor sie sich mit dem Unvermeidlichen abfand. Doch kaum jemand würde meinen Hinweisen glauben, dass viele Geister nach dem Tod zurückblieben, dass es viele verschiedene Arten von ihnen gab und wie aktiv sie sein konnten. Geister wie Portia und Billy Joe waren für die übernatürliche Gemeinschaft das, was Vampire für die Menschen waren: alte Geschichten und Legenden, mehr nicht. Es war eine seltsame Welt.
    Einige Minuten später erreichte ich den Club, außer Atem und mit schmerzenden Füßen, aber unversehrt. Mich dort zu zeigen war natürlich eine sehr schlechte Idee. Selbst wenn mir niemand gefolgt war: Ein Dutzend Personen beim Reisebüro und in meinem Apartmenthaus wussten, dass ich dort einen Teilzeitjob hatte. Außerdem war der Club nur einen Häuserblock von der Peachtree entfernt, was mir zu denken gab. Für den Fall, dass es mich tatsächlich erwischte, nahm ich mir vor, zurückzukehren und bei Tony herumzuspuken. Nun, ich konnte die Stadt nicht verlassen, ohne meinen Mitbewohner zu warnen und eine Übereinkunft mit ihm zu treffen. Ich fühlte mich bereits schuldig genug, auch ohne mein Gewissen mit einem weiteren vermurksten Leben zu belasten. Der Club mit seiner hohen Decke, den frei liegenden Stahl trägem, den graffitibeschmierten Betonwänden und der riesigen Tanzfläche war größer als die meisten anderen, aber an diesem Abend drängten sich so viele Personen unter den herabhängenden Disco-Lampen zusammen, dass man einen klaustrophobischen Anfall bekommen konnte. Ich war dankbar für das Gewühl, denn dadurch sank die Wahrscheinlichkeit, dass mich jemand bemerkte. Ich schlüpfte durch den Hintereingang und stieß auf keine Probleme – jedenfalls nicht von der waffenschwingenden, mörderischen Art. Einer der Barkeeper hatte sich krankgemeldet, und deshalb waren sie unterbesetzt. Als Mike mich sah, bat er mich sofort, für den fehlenden Burschen einzuspringen. Normalerweise hätte ich nichts dagegen gehabt, da mir mein gewöhnlicher Job kaum Trinkgeld einbrachte. An drei Abenden in der Woche las ich zudem Tarot-Karten, obwohl ich sie nicht mochte. Ich benutzte sie, weil man das von mir erwartete, aber ich brauchte nicht auf irgendwelche alten Bilder und Symbole zu starren, um zu wissen, was geschehen würde. Meine Visionen kamen in Technicolor und in Dolby Surround, und sie waren weitaus vollständiger. Doch die meisten Leute mochten, dass ich die Karten deutete, um ihnen zu sagen, was die Zukunft brachte. Wie ich schon sagte: Es fiel mir leichter, die üblen Dinge zu
sehen
. An diesem Abend lehnte ich die Möglichkeit ab, mir ein paar zusätzliche Dollars zu verdienen. Mir lag nichts daran, die letzte Stunde meines Lebens als Barkeeperin zu verbringen. »Was gibt’s Neues?«, rief mir Mike fröhlich zu und jonglierte in der Art von Tom Cruise mit Flaschen und Shaker, sehr zur Freude der vielen Gäste. Ich seufzte und griff in die Handtasche. Meine Finger schlossen sich um das schmierige Kartenspiel, das ich von meiner alten Gouvernante Eugenie zum zehnten Geburtstag bekommen hatte. In ihrem Auftrag hatte eine Hexe mit Humor einen Zauber auf die Karten gelegt, und ich führte sie bei mir, weil sie sich gut dafür eigneten, Kunden zu unterhalten. Doch die Prophezeiungen des karmischen Stimmungsrings neigten dazu, den Nagel auf den Kopf zu treffen. Ich hob die Karten, und eine von ihnen zeigte sich. Es war nicht die, die ich sehen wollte. »Der Turm«, erklang eine laute Stimme. Rasch steckte ich die Karten in die Handtasche zurück, ganz tief nach unten.
    »Ist das gut?«, fragte Mike und ließ sich dann vom tiefen Ausschnitt einer Blondine ablenken. Ich nickte nur, eilte fort und verschwand in der Menge, bevor er mehr hören konnte. Die Stimme war nur noch ein dumpfes Krächzen aus meiner überfüllten Tasche, aber ich brauchte sie gar nicht zu hören, um zu wissen, was sie sagte. Der Turm bedeutete eine große, katastrophale Veränderung, nach der das Leben völlig anders war als vorher. Es hätte schlimmer kommen können, dachte ich – etwa mit dem Erscheinen des Tods –, aber das war kein großer Trost. Der Turm war vermutlich die am meisten gefürchtete Tarot-Karte. Der Tod konnte viele Bedeutungen haben, und die meisten von ihnen waren nicht wörtlich zu verstehen. Doch der Turm kündigte immer Scherereien für jemanden an, der sich ein ruhiges Leben wünschte. Ich seufzte – die übliche Geschichte.
    Schließlich entdeckte ich

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