Unvergessen wie Dein Kuss
Verabredung. Ich fürchte, du wirst deine Haube allein kaufen müssen.” Abrupt wandte sie sich an Belton und hielt ihm den hübschen kleinen Korb hin.
“Bitte lassen Sie dies auf den Tisch vor meinem Schlafgemach stellen, Belton”, sagte sie fast tonlos. “Weiter als bis dahin wird Lord Stockhaven nicht kommen.”
Dann riss sie die Karte in Stücke.
9. KAPITEL
M arcus Stockhaven war eine halbe Stunde zuvor im Brunswick Gardens angekommen. Er hatte die Absicht gehabt, Isabella am frühen Morgen aufzusuchen. Aber nachdem er aus dem Osten Londons zurückgekehrt war, fand er eine dringende Nachricht von Lord Sidmouth vor, der ihn wegen seiner geheimen Nachforschungen im Fleet in das Innenministerium einbestellte. Genau wie Marcus war auch Sidmouth noch unerbittlich hinter Edward Warwick her. Mittlerweile gab es sogar neue, beunruhigende Gerüchte, denen zufolge Warwick in mehrere politische Unruhen und auch in einen Raubüberfall auf das Geschäft eines Waffenschmiedes verwickelt war. Der Innenminister wollte daher von Marcus wissen, ob seine Ermittlungen wichtige Ergebnisse gezeitigt hatten und ob Warwick sich wieder nach Salterton begeben würde, um das, was er dort begonnen hatte, zu Ende zu führen.
Zu seinem Leidwesen konnte Marcus erst nach einigen Stunden aus der Besprechung entkommen. Als er schließlich im Brunswick Gardens ankam, fand er die Menge von Journalisten und enttäuschten Galanen vor. Der Butler teilte ihnen gerade mit, dass Fürstin Isabella außer Haus war. Marcus glaubte das keinen Augenblick, aber er wollte in Gegenwart dieser Meute keine Szene machen, um dadurch in das Haus zu kommen. Einer der Diener Isabellas hatte sich unter die Massen gemischt und verkündete die Nachricht, dass die Fürstin an dem Abend eine Aufführung von Congreves
Der Lauf der Welt
besuchte wollte. Marcus spendete Isabella für diesen genialen Einfall innerlich Beifall. Es war natürlich möglich, dass ihre Diener dadurch einen Vorteil für sich zu erlangen hofften, was er aber bezweifelte. Er war im Gegenteil sicher, dass sie dieses Gerücht selbst in die Welt gesetzt hatte.
Marcus ballte die Fäuste in der Tasche und kümmerte sich nicht darum, dass so die elegante Linie seines Gehrocks ruiniert wurde. Der Anblick der vielen Verehrer seiner Gattin trieb ihn fast in den Wahnsinn. Es bestand die Gefahr, dass er seine Selbstbeherrschung verlor – und das wegen einer Frau, gegen die er nur Abneigung verspürte und die er gleichwohl besitzen musste. Marcus spürte, wie das Verlangen in seinem Inneren zu glühend heißer Heftigkeit anwuchs. Je länger er warten musste, desto entschlossener wurde er.
Schnell machte er seine Pläne. An der Straßenecke stand ein Blumenmädchen, von der Marcus einen unschuldig aussehenden Strauß von rosa Rosen kaufte. Da er gerade keinen Stift zur Hand hatte, lieh er sich einen von einem der Zeitungsleute, die sich um die Eingangstreppe drängten. Dann ging er an den Lieferanteneingang, klopfte und übergab den Strauß der Wirtschafterin.
Danach wartete er.
Nach genau dreiundvierzig Minuten öffnete sich der Dienstboteneingang, und der Butler kam heraus, um eine Droschke zu rufen. Marcus hatte den Eindruck, dass er das nicht gerade mit Begeisterung tat. Die Droschke hielt an der rückwärtigen Tür, und Fürstin Isabella schritt die Treppe herab und bestieg die Droschke. Sie war in Scharlachrot gekleidet und trug eine unerhört modische Haube.
Als das Gefährt um die Straßenecke bog, stieß Marcus einen tiefen Seufzer aus. Er war nicht sicher gewesen, dass seine Frau dem ziemlich gebieterischen Befehl Folge leisten würde. Eigentlich hatte er ihre Reaktion überhaupt nicht vorhersehen können. Die Tatsache, dass sie ausfuhr, musste natürlich noch nicht bedeuten, dass sie auf dem Weg zu Churchwards Kanzlei war. Sie konnte in irgendeinen anderen Teil Londons fahren. Dennoch ließ die Situation Marcus hoffen.
Er ging auf die Brunswick Avenue und nahm ebenfalls eine Droschke. Jetzt war er ganz zuversichtlich, dass er in dem Spiel einen Schritt voraus war. Trotzdem durfte er sich nicht selbstgefällig zurücklehnen. Isabella zu unterschätzen, wäre der größte Fehler.
Mr Churchward war recht unglücklich.
Er hatte dem Ersuchen des Earl of Stockhaven, ein Treffen zwischen ihm und seiner Frau in seiner Kanzlei zu leiten, nur widerstrebend zugestimmt. Dies war wirklich die allerletzte Angelegenheit, in die er einbezogen werden wollte. Nun da die beiden Hauptpersonen anwesend
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