Unvergessen wie Dein Kuss
waren, wünschte er sich in den Hades, so angespannt war die Atmosphäre.
Zuerst war die Countess of Stockhaven angekommen. Sie trug ein prächtiges Kleid in Scharlachrot und eine kleidsame kleine Haube, die ihr Gesicht teilweise verdeckte. Isabella begrüßte Mr Churchward mit kühler Gelassenheit und setzte sich, um auf ihren Mann zu warten. Als Marcus Stockhaven hineingeleitet wurde, machte sie unerhörterweise keine Anstalten, sich zu erheben und ihn zu begrüßen.
Der Gesichtsausdruck des Earls war wie versteinert, und er trat recht gebieterisch auf. Mr Churchward hatte den Eindruck, dass sein Auftreten manch einen geringeren Mann eingeschüchtert und zum Schweigen gebracht hätte. Seine Gattin schien jedoch nicht im Geringsten beeindruckt.
“Vielleicht können wir sofort zur Sache kommen”, sagte sie kühl. “Ich habe wenig Zeit.”
Marcus sah mit einem Blick auf sie herab, der fast jeden hätte im Boden versinken lassen.
Isabella schnippte gelassen ein Fädchen von ihrem Kleid. Ihr eisiges Lächeln hätte Wasser gefrieren lassen können.
Der Anwalt räusperte sich.
“Madam, der Earl hat um dieses Treffen nachgesucht, damit gewisse Fragen, die Ihre Eheschließung betreffen, mit dem Ziel einer einvernehmlichen Lösung diskutiert werden können.”
“Lassen Sie diese Feinheiten, Churchward”, unterbrach Marcus ihn schroff. “Wir sind hier, um meiner Frau die Bedingungen dieser Ehe zu erläutern.” Damit wandte er sich Isabella zu. “Ich habe Mr Churchward gebeten, bei unserem Treffen zugegen zu sein, damit es über die Art unserer Vereinbarung keine Missverständnisse gibt, Madam.”
Sie blitzte ihn mit einem vernichtenden Blick ihrer blauen Augen an. Mr Churchward bewegte sich unruhig hin und her, als ob er auf glühenden Kohlen säße. Marcus blieb völlig unbeeindruckt.
“Beginnen Sie”, beschied sie knapp.
Churchward betete, dass der Fußboden seiner Kanzlei sich auftun und ihn verschlingen möge. Als das zu seinem Bedauern nicht geschah, räusperte er sich nochmals und nahm ein Blatt Papier vom Schreibtisch auf. Seine Hand zitterte dabei sichtlich. Marcus ging hinüber zum Fenster und stellte sich hinter seine Frau. Seine düstere Gegenwart beherrschte den Raum.
“Der Earl of Stockhaven legt die folgenden Bedingungen für seine Ehe mit Fürstin Isabella Di Cassilis fest”, las der Anwalt eilig vor. “Erstens: Die Eheschließung soll unverzüglich offiziell bekannt gemacht werden. Zweitens: Es wird keine Auflösung der Ehe geben. Drittens: Aufgrund der Regelungen des Ehegesetzes beansprucht der Earl das Eigentumsrecht an dem Haus Brunswick Gardens Nr. 5 und weist den Anwalt an, den Verkauf einzuleiten.”
Churchwards Vortrag wurde immer schneller, bis er schließlich alles nur noch herunterrasselte. “Viertens: Aufgrund der genannten Regelungen beansprucht der Earl das Eigentumsrecht an der Besitzung Salterton Hall in der Grafschaft Dorset.”
Endlich rührte Isabella sich. Sie hatte die ganze Zeit reglos und mit gesenktem Kopf dagesessen. Jetzt blickte sie auf. Obwohl Churchward ihren Gesichtsausdruck nicht zweifelsfrei deuten konnte, ahnte er, dass Isabella sehr verletzt war. Sie hatte Salterton als ihr Eigentum betrachtet. Der Besitz bedeutete ihr viel. Aber Churchward konnte daran nichts ändern. Aufgrund der Rechtslage gehörte das Eigentum der Countess ihrem Mann.
“Madam”, sagte Churchward kläglich.
Isabella lächelte ihn an. Trotz der angespannten Situation war Wärme in ihren Augen. “Bitte machen Sie sich keine Sorgen, Mr Churchward. Ich weiß, dass Sie das nicht zu verantworten haben.” Dann wandte sie sich mit klarem, kühlen Blick wieder ihrem Gatten zu.
“Ich nehme an, dass da noch mehr kommt?”
“Selbstverständlich”, antwortete Marcus. Sein Gesichtsausdruck war hart wie Granit. “Sie werden sich während der Zeit unseres Aufenthaltes in London nach Stockhaven House begeben. Des Weiteren werden Sie sich an mich wenden, um noch etwaige ausstehende Schulden zu regeln, und Sie werden meine Erlaubnis einholen, ehe Sie weitere Geschäfte tätigen. Sie werden mich über alle Ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen informieren.”
“Und ich werde Sie konsultieren, ehe ich mit irgendeinem meiner Bekannten spreche”, unterbrach sie ihn schnippisch. “Ihre Forderungen sind lächerlich, Sir.”
Marcus schob seine Hände in die Taschen. “Keineswegs, Madam. Meine
Bedingungen
sind für einen Mann mit einer treulosen Gemahlin durchaus annehmbar.”
Mr
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