Unvergesslich wie deine Leidenschaft
sicher, dass sie es ist, und das wollte ich Sie umgehend wissen lassen. Bis morgen sollte ich Näheres erfahren.“
„Wo ist sie?“, wiederholte Ryan.
„Houston. Sie arbeitet dort in einem Diner. Zuerst gab es eine Verwechslung mit ihrer Sozialversicherungsnummer. Ihr Arbeitgeber hat sie falsch gemeldet. Als er sie korrigiert hat, erschien ihr Name auf meinem Bildschirm. Bis morgen Nachmittag habe ich Fotos und einen umfassenden Bericht für Sie.“
Houston. Die Ironie des Ganzen entging Ryan nicht. Die ganze Zeit über war er in ihrer Nähe gewesen, ohne es zu ahnen.
„Nein, ich werde hinfahren. Ich bin schon in Texas. In ein paar Stunden kann ich in Houston sein.“
Am anderen Ende der Leitung war es still. „Sir, vielleicht ist sie es doch nicht. Ich würde gern eine Bestätigung der Angaben haben, bevor Sie eine überflüssige Fahrt unternehmen.“
„Sie sagten, Sie seien sich ziemlich sicher, dass sie es ist. Falls es ein Irrtum ist, werde ich Sie nicht dafür verantwortlich machen.“
„Soll ich meinen Mitarbeiter also nicht hinschicken?“
Ryan zögerte. „Falls es Kelly ist, werde ich das rausbekommen. Falls nicht, sage ich Ihnen Bescheid, damit Sie Ihre Suche fortsetzen können. Sie brauchen niemanden nach Houston zu schicken. Ich fahre selbst hin.“
Im strömenden Regen fuhr Ryan zu dem kleinen Café in West-Houston, wo Kelly als Kellnerin arbeitete. Es hätte ihn nicht überraschen sollen. Als sie sich kennenlernten, hatte sie in einem schicken Café in New York bedient. Aber der Scheck, den er ihr gegeben hatte, hätte es ihr ermöglicht, eine ganze Weile nicht zu arbeiten. Er hatte gedacht, sie würde an die Uni zurückkehren. Selbst als sie sich verlobt hatten, hatte Kelly den Wunsch geäußert, ihr Studium abzuschließen. Er hatte das zwar nicht verstanden, aber ihren Entschluss unterstützt. Der Egoist in ihm hätte es lieber gesehen, wenn sie vollkommen abhängig von ihm gewesen wäre.
Warum hatte sie den Scheck nicht eingelöst?
Nachdem er Rafe und Bryony herzlich gratuliert hatte, war er mit der Fähre nach Galveston gefahren. Weder Cam noch Dev hatte er gesagt, dass er Kelly gefunden hatte, sondern nur, dass er sich um eine wichtige geschäftliche Angelegenheit kümmern müsse. Als er in Houston angekommen war, war es schon spät gewesen. Also hatte er eine schlaflose Nacht in einem Hotel verbracht.
Seit er am Morgen losgefahren war, regnete es ununterbrochen. Ein Blick auf das Navi sagte ihm, dass er noch ein paar Blocks von seinem Ziel entfernt war. Es frustrierte ihn, dass jede Ampel auf Rot sprang und er halten musste. Warum er es eilig hatte, wusste er nicht. Nach Auskunft seines Privatdetektivs arbeitete Kelly schon eine Weile in dem Café. Sie würde nicht weggehen.
Ihm schwirrten tausend Fragen durch den Kopf, aber er würde erst dann Antworten darauf finden, wenn er Kelly zur Rede gestellt hatte.
Ein paar Minuten später parkte er vor einem kleinen Diner, über dem ein schiefes Donut-Schild hing. Was für ein Laden. Warum arbeitete Kelly ausgerechnet hier ?
Er betrat das Café und schaute sich um, ehe er in einer Nische Platz nahm. Eine Kellnerin, die nicht Kelly war, brachte ihm eine Speisekarte.
„Nur einen Kaffee.“
„Wie Sie möchten.“
Kurz darauf stellte sie die Tasse so resolut auf den Tisch, dass der Kaffee überschwappte. Mit einem entschuldigenden Lächeln warf sie Ryan eine Serviette hin.
„Sagen Sie einfach Bescheid, wenn ich Ihnen noch irgendetwas bringen soll.“
Er war kurz davor, sie nach Kelly zu fragen, als er in einiger Entfernung eine Serviererin an einem der Tische stehen sah. Sie wandte ihm den Rücken zu.
Das war sie. Er wusste es sofort.
Ihr honigblondes Haar war länger und zu einem Pferdeschwanz gebunden, aber sie war es. Er spürte es instinktiv, und sein Herz klopfte sofort schneller, selbst nach all den Monaten.
Dann drehte sie sich zur Seite und wandte ihm das Profil zu, und Ryan wich alles Blut aus dem Gesicht.
Was, um Himmels willen …
Ihr runder Bauch ließ keinen Zweifel zu.
Sie war schwanger. Hochschwanger. So, wie es aussah, sogar noch weiter in ihrer Schwangerschaft als Bryony.
Genau in dem Moment, als sie sich ganz umdrehte, sah er hoch, und ihre Blicke begegneten sich. Schockiert starrte sie ihn aus ihren blauen Augen quer durch den Raum an. Auch sie hatte ihn sofort erkannt. Aber warum sollte sie sich auch weniger an ihn erinnern als er sich an sie?
Ehe er reagieren konnte, wurde ihr Blick eiskalt vor Wut.
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