Unverhofft kommt oft
Jenni fertig war und sich die Haare mit einem überdimensionalen lila Handtuch abtrocknete, sagte Sofia: „Seid mir nicht böse, aber ich hatte einen echt miesen Tag. Ich werde mich jetzt zurückziehen.“
„Ist es wegen …“, begann Jenni unsicher.
„Es hat nichts mit euch zu tun, ich freue mich wirklich für euch beide. Aber ich lass euch jetzt allein. Ich will einfach nur noch aus meiner Uniform raus und ins Bett.“
Jenni sah auf die Uhr, es war nicht einmal halb sechs. „Es ist doch aber noch gar nicht spät.“
„Es ist bereits viel zu spät“, widersprach Sofia und fragte sich, wie alles so weit hatte kommen können. Sie wünschte sich an den Tag zurück, an dem Tom sich den Fuß verstaucht hatte. Hätte sie damals nur ihren Onkel Guido die Cupcakes ausliefern lassen. Dann wäre sie Julian nie begegnet. Dann hätte sie aber auch nie ihr Portrait verkauft, zumindest nicht zu solch einem Preis. Dann hätte sie niemals den wohl unglaublichsten Sex ihres Lebens gehabt. Sie schüttelte sich. Denselben Sex wie auch Roberta und Alessia. Sie wollte gar nicht aufhören sich zu schütteln. Also nahm sie ein Kissen und schrie einmal ganz fest hinein. Dann ging es ihr besser.
Morgen war ein neuer Tag. Morgen war die Welt hoffentlich wieder in Ordnung.
„Ach, Jackie Chan, wenn ich dich jetzt wenigstens zum Kuscheln hier hätte“, sagte sie traurig. Sie vermisste ihn sehr.
♥
Am nächsten Morgen wachte Sofia von einem Klingeln an der Haustür auf. Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen. Als sie aus dem Fenster sah, bemerkte sie die Abenddämmerung. Es war noch gar nicht Morgen, sie hatte nur knapp drei Stunden geschlafen, sagte ihr ein Blick auf die Uhr.
Sie trat aus ihrem Zimmer, von Jenni und Claire war nichts mehr zu sehen.
Es klingelte wieder.
„Ist ja gut, ich komme schon!“, rief sie.
Die Tür erreicht, hatte sie plötzlich eine Vorahnung. Sie waren zwar nicht verabredet, doch er war vor einigen Tagen schon einmal unangemeldet aufgetaucht, um sie zu überraschen. Mit einer gelben Rose in der Hand.
Bitte, lass es nicht Julian sein, dachte sie. Doch das Öffnen der Tür bestätigte ihren Verdacht. Da stand er mit einem Zahnpastawerbung-Lächeln im Gesicht und einem Strauß Gerbera in der Hand.
Sie sah ihn nur an, ohne ein Wort zu sagen, es kam kein einziges heraus. Zu viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf.
„Hallo, Liebling. Ich dachte, ich hole dich ab und wir machen was Schönes. Vielleicht wieder einen Burger essen gehen.“ Er grinste.
Sie wusste nichts anderes zu tun, als ihm die Tür vor der Nase zuzuschmeißen.
„Hey!“, hörte sie ihn von draußen rufen. „Was soll das, Sofia? Mach die Tür wieder auf!“
Das tat sie. Sie öffnete sie wieder und schrie ihn an: „Wie konntest du?! Du Lügner! Du Schuft!“
Einen Augenblick lang wirkte er wirklich ahnungslos, dann schien ihm ein Licht aufzugehen. „Roberta hat es dir erzählt.“
„Nein, Alessia hat es mir erzählt.“
„Scheiße“, war alles, was er dazu sagte.
„Ja“, stimmte sie ihm zu. „Große Scheiße. Verdammt große Scheiße. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“
Er blickte sich um. Die Situation war ihm sichtlich unangenehm. „Darf ich vielleicht reinkommen, damit wir über alles reden können?“
„Nein, darfst du nicht. Das kann ruhig die ganze Nachbarschaft hören. Ich glaube, es weiß eh schon jeder Bescheid außer mir. Ich habe mich zum Deppen gemacht, du hast mich dazu gemacht! Warum hast du mir das alles verheimlicht?“
„Mir war klar, wie du reagieren würdest“, sagte er zu seiner Verteidigung.
„Na toll. Super, Julian. Ist doch klar, wie ich reagiere. Würde nicht jeder so reagieren? Du warst mit meiner halben Familie im Bett! Scheiße!“ Sie sah ihn jetzt so wutentbrannt an, dass er einen Schritt zurückwich.
„Es tut mir leid, Schatz. Das ist doch alles schon so lange her, lange bevor wir uns kannten“, versuchte er es.
Sollte sie ihm sagen, dass Alessia vielleicht von ihm schwanger war? Würde es ihm schlaflose Nächte bereiten?
„Wie konntest du nur?“, fragte sie wieder.
Nein, sie würde jetzt nicht anfangen zu weinen. Obwohl die Wut ihr dir Tränen aufsteigen ließ.
„Es tut mir unendlich leid“, sagte er und sah sie mit seinem Hundeblick an.
„Scheiß drauf, Julian! Ich will dich nicht mehr sehen. Verschwinde aus meinem Leben!“
„Aber was ist mit unserer Zusammenarbeit?“
„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich mit jemandem
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