Unverhofft verliebt
Mutter war gerade einmal fünfundfünfzig Jahre alt und schien für den Charme eines großgewachsenen , dunkelhaarigen Mannes mit hellbraunen Augen und einem gewinnenden Lächeln sehr empfänglich zu sein. Jedenfalls strahlte sie ihn an und fuhr sich mit der linken Hand kurz durch das rote Haar, das Claire von ihr geerbt hatte und das sie zur flotten Kurzhaarfrisur trug.
„Sehr gerne.“
„Mom, Grant wollte eigentlich mit uns essen gehen ...“
„Aber ich habe Thunfischauflauf im Ofen“, protestierte ihre Mutter sofort. „In zwanzig Minuten können wir essen.“
Obwohl der Auflauf ihrer Mutter wirklich fabelhaft schmeckte, bezweifelte sie, dass er die richtige Wahl für ein Abendessen mit Grant war. Sie wollte gerade ansetzen, ihrer Mutter den Gedanken auszutreiben, als Grant das Wort ergriff.
„Ich liebe Thunfischauflauf, Evelyn. Kann ich Ihnen bei irgendetwas helfen?“
Ihre Mom strahlte ihn an und legte eine Hand auf seinen Unterarm. „Sie sind ein Schatz! Sehr gerne können Sie mir beim Salat helfen, Grant.“
„Salat ist meine Spezialität“, er lächelte charmant.
Claires Augenbrauen wanderten augenblicklich nach oben. Seit wann akzeptierte ihre Mutter Hilfe beim Kochen? Normalerweise scheuchte sie jeden, der sich ihrem Refugium auch nur auf Hörweite näherte, gnadenlos weg und machte keine Ausnahmen.
Und was zum Teufel war mit Grant los? So charmant und freundlich hatte sie ihn noch nie erlebt ...
„Liebling“, ihre Mom lächelte ihr verschwörerisch zu, „warum deckst du nicht schon einmal den Tisch, während Grant und ich uns um das Essen kümmern?“
Claire kniff die Augen zusammen und musterte das ungleiche Paar, das plaudernd in der Küche verschwand. Sie hatte ein ungutes Gefühl und war sich sicher, dass sie vor Anspannung keinen Bissen hinunterbekäme, doch für den Augenblick blieb ihr nichts anderes übrig, als in ihrem Wohnzimmer zu verschwinden und den Esstisch zu decken.
Natürlich stellte sie dort die Musikanlage ab und lauschte mit gespitzten Ohren, ob sie verstehen konnte, was die beiden miteinander beredeten, doch abgesehen von kichernden Lauten ihrer Mutter war nichts zu verstehen. Frustriert legte sie das Besteck neben die Teller und schlenderte anschließend wieder in Richtung Küche.
Als sie den Kopf hineinsteckte , konnte sie sehen, dass ihre Mom und Grant nebeneinanderstanden und sich fabelhaft zu verstehen schienen. Er hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt und schnitt gerade Tomaten klein, während ihre Mom über etwas lachte, was er gesagt haben musste, und dabei die Salatblätter in kleine Teile zupfte. In der Küche schienen sie ein eingespieltes Team zu sein.
Sobald ihre Mom sah, dass sie im Türrahmen stand und sie beide beobachtete, lächelte sie erfreut und sagte gespielt vorwurfsvoll: „Also wirklich, Schatz, warum hast du mir nicht erzählt, dass der Vater deines Babys so ein netter Mann ist!“
„Aber ...“ Fassungslos öffnete sie den Mund und schaute Grant an.
Er zuckte mit der Schulter. „Deine Mom hat mich gefragt, woher ich dich kenne.“
„ Ich hatte ja schon gedacht, dass du zu einer Samenbank gegangen wärst ...“
„ Mom!“ Schockiert und peinlich berührt zugleich verschränkte sie die Arme vor der Brust. Brennende Röte stieg in ihr Gesicht. Ihr flatternder Blick suchte Grants Gesicht, das nicht viel außer Amüsement verriet. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, was zum Teufel er ihrer Mutter innerhalb von lausigen fünf Minuten erzählt hatte, doch das ging nicht, zumal Sabrina plötzlich hinter ihr auftauchte.
„Thunfischauflauf, geil! Hey“, sie hatte Grant entdeckt und wirkte verwirrt. „Hallo?“
„Hallo“, begrüßte Grant sie glucksend.
Ihre Mom nahm die Vorstellung in die Hand. „Das ist Grant, mein Schatz. Er ist der Vater des Babys.“
Claire schnappte nach Luft und fragte sich, ob denn alle verrückt geworden waren. „ Mom!“
Als Sabrina kicherte, drehte Claire den Kopf zu ihrer kleinen Schwester und holte scharf Luft, sobald sie sah, in welchem Kleid sie vor ihr stand. „Sabrina ...“
„Bitte, bitte“, bettelte diese und spitzte die Lippen zu einem Schmollmund. „Du bist die beeeeeeeeste Schwester der Welt!“
„Das mag schon sein“, knirschte sie mit den Zähnen. „Aber dennoch ziehst du dieses Kleid wieder aus und hängst es zurück in meinen Schrank.“
Ihre kleine Schwester gab nicht so schnell auf, wie Claire aus Erfahrung wusste. Mit einem schmeichelhaften Lächeln legte sie ihren roten
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