Unverhofft verliebt
umgeworfen, nacheinander alle Nagellackfarben, die Claire besaß, ausprobiert und ein heilloses Durcheinander im Gästezimmer verursacht. Ihre Mom dagegen hatte prompt damit begonnen, Claires Wohnung auf Vordermann zu bringen. Alle fünf Minuten hatte sie ihrer Mutter irgendwelche Putzutensilien bringen müssen, weil ihre Mom jede Ecke der Wohnung auf Hochglanz bringen wollte. Das Ergebnis war nun, dass das Badezimmer penetrant nach einer Mischung aus Sandelholz, Jasmin und Nagellackentferner roch, die Claire Kopfschmerzen verursachte, und dass sie sich selbst auf der polierten Fläche des Kühlschrankes betrachten konnte, weil ihre Mutter nicht geruht hatte, bis jedes Staubkorn gründlich entfernt worden war.
Selbst Mia, deren Leibspeise Thunfisch in jeder Art war und die nicht einmal von einem an Tollwut erkrankten Kampfhund aus der Küche vertrieben worden wäre, solange die Chance auf einen Happen dieser Delikatesse bestand, hatte sich unter die Couch verkrümelt, weil es ihr mit drei Frauen einfach zu chaotisch war.
Claire konnte es ihr gut nachempfinden. Sie liebte ihre Mom und ihre Schwester, aber sie wäre sehr gerne vorgewarnt worden, dass die beiden beschlossen hatten, ihr einen Besuch abzustatten. Sie hoffte nur, dass die beiden nicht zu lange blieben, denn momentan war sie bestimmt keine gute Gastgeberin, dafür war sie einfach zu müde und ausgelaugt. Außerdem befürchtete sie, dass sie in der restlichen Schwangerschaft nicht mehr das Bad betreten könnte, so sehr stank es darin.
„Machst du die Tür auf, Schatz? Und wo hast du die Zwiebeln?“
„Im Kühlschrank“, erwiderte sie und hoffte, dass man ihren genervten Ton nicht hören konnte.
„Im Kühlschrank? Das ist kein guter Aufbewahrungsort, Schatz. Zwiebeln sollten in einem Tongefäß aufbewahrt werden ...“
„Claire!“ Sabrinas Stimme schallte durch die ganze Wohnung. „Wo ist dein Bügeleisen?“
Bügeleisen ?
Claires Kopf zuckte nach oben. „Bügeleisen? Wozu brauchst du ein Bügeleisen? !“
„Dein Seidentop hat Knitterfalten ...“
„Welches Seidentop?!“ Erschrocken wollte sie den Flur entlanglaufen, als es zum zweiten Mal an ihrer Wohnungstür klingelte. „Lass deine Finger vom Bügeleisen, Sabrina! Oder besser gesagt ... lass deine Finger von meinen Sachen!“
Sabrina maulte beleidigt auf und steckte ihren Kopf in den Flur. „Du kannst sie doch eh nicht mehr tragen! Deine Möpse sind riesig!“
Claire griff nach der Klinke , drückte sie hinunter und rief gleichzeitig den Flur hinunter: „Meine Möpse gehen dich gar nichts an!“
Ein belustigtes Räuspern ließ sie den Kopf zur Wohnungstür drehen. Prompt merkte sie, dass sich ihre Wangen wie auf Kommando röteten.
„Grant ... was tust du denn hier?“
Eine dunkle Augenbraue wanderte in die Höhe. „Wir waren verabredet.“
„Oh ... Scheiße“, entfuhr es ihr.
Glücklicherweise schien Grant nicht beleidigt zu sein, da er ein heiseres Lachen ausstieß. „Ich freue mich auch, dich zu sehen, Claire.“
Claire stellte sich in den Türrahmen und nagte an ihrer Unterlippe herum. Sie konnte es nicht fassen, dass sie ihr Abendessen mit ihm vergessen hatte, aber bei dem Trubel, den der unangekündigte Besuch ihrer Mutter und Sabrina verursacht hatte, war das auch kein Wunder.
„Entschuldige, ich habe unser Essen völlig vergessen.“
„Kein Problem“, seine Augen wanderten über ihre Gestalt.
Automatisch verbarg sich Claire hinter ihrer Tür. Sie musste furcht bar aussehen, immerhin trug sie schwarze Leggins und ein überdimensionales Shirt, auf dem Meister Yoda in pinker Unterwäsche abgedruckt war. Leider ließ ihre Garderobe zu wünschen übrig, wenn sie ihre Wohnung putzte.
„Möchtest du dir vielleicht noch etwas anderes anziehen , bevor wir gehen?“
„Claire“, brüllte Sabrina genau in diesem Moment los. „Kann ich mir dein rotes Nuttenkleid leihen?“
„Bist du nicht allein?“ Neugierig schaute er in die Wohnung.
„Meine Mom und meine Schwester sind zu einem Überraschungsbesuch hergekommen“, seufzte sie und verteidigte sich hastig. „Außerdem habe ich keine Nuttenkleider .“
„Das hätte ich auch nicht vermutet.“
„Claire?!“
Kurz vor einer Explosion drehte sie den Kopf zur Seite und brüllte: „Nein!“
„Oho“, bemerkte Grant.
Claire fuhr sich kurz ins Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und betrachtete Grant währenddessen. Ihr gestriges Gespräch hatte sie aufgewühlt und ziemlich fertig gemacht,
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