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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Luft zum Atmen bleibt. Durch die Schwangerschaft wird das viel deutlicher. Ich darf am Abend nicht mal ungestört müde auf die Couch fallen, ohne dass mir mindestens einer der Doktoren den Blutdruck misst.“
    Das kann ich mir lebhaft vorstellen und ich möchte absolut nicht mit ihr tauschen.
    „Soll ich mit Jakob reden? Vielleicht hört er auf mich und lässt sich etwas zurückpfeifen.“
    Mein Bruder ist einer der Kerle, der immer alles regeln will und dabei auch mal vergisst, dass es meistens schon reicht, bei seiner Partnerin zu sein, damit es ihr gut geht. Kati ist eine starke Frau und braucht keine Männer, die ihr Leben in die Hand nehmen.
    „Du kannst es versuchen, doch ich glaube nicht, dass es etwas bringt.“
    „Ich packe ihn mir gleich mal, wenn wir zurückfahren. Die nächsten Tränen will ich erst sehen, wenn dir keine Hose mehr passt und du deine ersten Umstandsklamotten kaufen musst.“
    „Oh, das wird nicht passieren. Irgendwie bekomme ich das mit Gummibändern geregelt.“
    Das hab ich auch mal geglaubt. Bis ich im 6. Monat 20 Kilo und eine Körbchengröße mehr hatte. Aber da sie sich gerade erst beruhigt hat, sage ich ihr das natürlich nicht.
     
    Schließlich haben wir doch noch 6 Bistro- und Kaffeetische und eine neuwertige Chaiselongue mit einem edlen schwarzen Samtstoff gefunden. Der Händler liefert uns die Sachen in einen vorübergehend angemieteten Lagerraum und so fahren wir mit einem zufriedenen Gefühl zurück zum Trudi’s .
    Ich finde einen Parkplatz gleich vor dem Laden, wo ich auch schon die Familie drinnen sitzen sehe. Der Shop ist geschlossen und auch die Kuchentheke ist schon leergeräumt. Katis Männer waren fleißig.
    Ich entdecke meine Tochter bei Paul auf dem Schoß sitzend, während er mit ihr ein Buch anschaut. Jakob steht hinter der Theke und bereitet Getränke vor. Erst als wir durch die Tür kommen, sehe ich auch Ben, der mit Alex an einem der hinteren Tische in ein Gespräch vertieft ist. Ich werfe eine allgemeine Begrüßung in die Runde, gebe meiner Tochter einen Kuss und gehe dann zu Ben und Alex an den Tisch.
    „Hey. Ich wusste gar nicht, dass du auch hier bist“, sage ich und bleibe unsicher auf der Stelle stehen. Ich weiß immer noch nicht, wie ich mich ihm gegenüber in der Öffentlichkeit verhalten soll. Er hat da offensichtlich weniger Probleme.
    „Ben möchte in den Herbstferien gerne ein Praktikum bei mir machen und wir besprechen das gerade“, erklärt er und steht auf, um mich in die Arme zu schließen. Sein Kuss auf meine Schläfe ist nichts Ungewöhnliches, doch es fühlt sich anders an, seitdem ich seinen Mund einmal zwischen meinen Schenkeln hatte.
    „ … nicht glücklich darüber“, höre ich meinen Bruder gewollt laut aus dem Hintergrund murmeln. Erschrocken zucke ich zusammen und löse mich sofort von Alex, bis mir klar wird, dass er damit nicht uns, sondern Bens Praktikum in Alex‘ Tierarztpraxis meint.
    „Zwei Kinderärzte in der Familie sind ausreichend, Bruderherz“, sage ich über meine Schulter, während ich versuche, meinen Puls in den Griff zu kriegen. Alex zwinkert mir wissend zu. Ich verstehe nicht, wie er darüber leichtfertig hinweggehen kann, dass wir uns in ständiger Gefahr befinden, aufzufliegen.
    „Ich werde ihn schon in die richtige Richtung steuern“, sagt er zu mir, jedoch mehr als laut genug, dass Jakob und Paul es auch hören.
    „Dann muss meine kleine Freundin hier halt später die Praxis übernehmen“, sagt Paul zu meiner Tochter, die neben ihm an einem Kakao schlürft.
    Anna schüttelt heftig den Kopf. „Ich werde keine Ärztin, egal wofür. Ich schneid doch keine Leute auf“, sagt sie bestimmt und tippt sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. Meiner Meinung nach zu viel Attitüde für eine 6-Jährige, aber vermutlich liegt es an ihrem engsten Vorbild: mir.
    „Was willst du dann werden?“, fragt Kati, die sich gerade an den übriggebliebenen Cookies bedient.
    „Ich werde Reiterin!“, verkündet sie mit Überzeugung, obwohl sie bisher in ihrem ganzen Leben noch keine einzige Reitstunde hatte. „Da kann ich mich den ganzen Tag um Pferde kümmern.“
    Alex‘ triumphierendes Grinsen entgeht mir nicht.
    Jakob schmeißt ergeben die Arme in die Luft und drückt dann Kati an sich, um sie geräuschvoll auf die Stirn zu knutschen. Ich bin froh darüber, dass er sich nicht mehr zu sehr auf Alex einschießt und ihn immer nur zum Außenseiter macht. Das hat er nicht verdient.
    „Kann ich heute bei Jakob

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