Unverstanden
liegende Leiche von Unique Jones und begriff endlich.
Die Frau lag mit dem Gesicht nach unten da,
der Rock war hochgeschoben, die Beine gespreizt. Zwischen ihren Beinen steckte ein Besenstiel. Blut trocknete in einer Pfütze um ihren Kopf. Völlig unpassenderweise roch die ganze Toilette nach Blumen.
An fragte: »Was ist passiert?«
Der Leichenbeschauer erläuterte ihr seine Theorie. »Ich würde sagen, sie wurde damit erschlagen«, sagte er und hielt eine transparente Beweismitteltüte in die Höhe. An sah einen für die Wandmontage gedachten Lufterfrischer mit Blut und Haaren an der eingedrückten Kappe.
»Kam von hier«, sagte Bruce und deutete auf die leere Halterung an der Wand. »Lavendelduft.«
Das erklärte den Geruch.
»Der Schlag war tödlich«, sagte der Leichenbeschauer.
»Wurde sie vergewaltigt?«
Er kniete sich hin und legte den Kopf schief, um ihr zwischen die Beine zu schauen. »Wenn er nicht einen Penis von der Größe eines Besenstiels hatte, würde ich sagen, er konnte nicht vollziehen«, sagte der Mann. »Das ist typisch für Sozialstraftäter. Sie können das Opfer nicht penetrieren, also bestrafen sie es, und kommen dadurch zu ihrer sexuellen Befriedigung. Da ist genug Sperma, um die Kuppel des Kapitols damit zu streichen.«
An schüttelte den Kopf, um diese Vorstellung zu vertreiben. »Wer fand die Leiche?«
»Der Wachmann«, erwiderte Bruce. »War in seinem Häuschen eingeschlafen. Bruce drückte Daumen und Zeigefinger zusammen, hielt sie sich an den Mund und machte ein saugendes Geräusch. »Der Kerl raucht gern mal’ne Tüte.« Er zuckte die Achseln, auch die Hälfte seiner Kollegen tat das. »Wie auch immer, als er aufwachte, sah er, dass Jones Auto noch da war, ging hinein und fand sie so.«
»Waren auf dem Parkplatz noch andere Autos?«
»Er hat uns das Überwachungsvideo gezeigt«, sagte Bruce. »Das einzige andere Auto, das kam und wieder wegfuhr, war ein taubenblauer Cadillac.« Er machte eine Kunstpause. »Wir haben das Kennzeichen kontrolliert. Das Auto ist zugelassen auf Evelyn Reed.«
»Scheiße«, flüsterte An. Martin hatte versprochen, dass er sauber bleiben würde.
»Er wirkte aufgeregt, als er an diesem Tag zur Arbeit kam«, sagte Daryl Matheson als Zeuge vor Gericht aus. »Ich fragte ihn nach dem Blut auf der Stoßstange, und er reagierte sehr abwehrend.«
»Er hat auf seinen Aktenkoffer eingedroschen«,
gab Darla Gantry an, nachdem sie auf die Bibel geschworen hatte, die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit. »Als ich ihn fragte, was das solle, meinte er nur, ich solle mich um meinen eigenen Kram scheren.«
»Na ja«, setzte Norton Shaw an und man merkte deutlich, dass er dies den Geschworenen nur sehr ungern erzählte. »Martin beschwerte sich dauernd über Unique. Ich habe dem keine große Beachtung geschenkt. Er beschwerte sich ständig über ziemlich viele Leute.«
»Er hat mir Angst gemacht«, gestand Gloria »Madam Glitter« Koslowski. »Ich sagte ihm, er solle gehen. Ich wollte nicht mit ihm allein sein.«
»Unique hatte immer Angst vor Teiggesicht. Er starrte sie die ganze Zeit an, glotzte auf ihren Busen und so.« Renique, Uniques Schwester, war knallhart, aber gefasst (sie hatte eigene Probleme - offensichtlich hatte man in der Kirchengemeinde, für die sie arbeitete, Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung festgestellt).
Evelyn Reed schluchzte. »Ich wusste nicht, was ich mit ihm machen sollte. Er war einfach außer Kontrolle!«
Der letzte Nagel für Martin Reeds Sarg waren seine eigenen Worte. An hatte in Uniques Handtasche neben diversen geklauten Büroutensilien
einen Kassettenrekorder gefunden. Die Verbindungsliste ihres Handys zeigte, dass sie mehrmals bei den örtlichen Fernsehstationen angerufen hatte, weil sie ihnen ihre Geschichte verkaufen wollte. Und was für eine Geschichte das gewesen wäre.
Auf dem Band klang Uniques Stimme hastig, fast erregt. »Du zahlst für Sex? Du gehst zu Prostituierten? Martin, das hat auch Ted Bundy getan!«
»Ja«, erwiderte Martin und klang dabei gelassen und selbstsicher. »Ich bin wie Ted Bundy.«
Sogar Max Ständer schien überzeugt, als An das Band vor Gericht abgespielt hatte. »Auf keinen Fall«, hatte er gesagt, als der Richter ihn gefragt hatte, ob er Evelyn Reed noch ins Kreuzverhör nehmen wolle. »Mann, Sie haben doch gehört, was er gesagt hat!«
Während des ganzen Prozesses saß Martin passiv neben seinem Anwalt. Zumindest wirkte er passiv - wer konnte schon sagen, was in
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