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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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was er seinem Vater Rosier verdankte, dem Herrn der Inkuben.
    Rosier hatte mit seinem halb menschlichen Kind angeben wollen, einem Experiment, das andere Dämonen für unmöglich hielten, und er hatte seinen Beweis in die andere Welt gebracht, ohne vorher groß zu fragen. Für Pritkin war die Sache recht unangenehm gewesen, wie auch für alle anderen, und so wurde er zum einzigen Menschen, den man jemals aus der Hölle hinausgeworfen hatte.
    Ich hoffte, dass keine Rückreise bevorstand.

19
    Ein weiteres dunkles Geschöpf huschte an mir vorbei, und etwas Fransiges und Flatterndes, wie ein gebrochener Flügel, berührte mich am Arm. Es war eiskalt und gleichzeitig glühend heiß und absolut widerwärtig. Übelkeit stieg in mir auf, und ich taumelte einige Schritte zurück. Ich biss mir auf die Lippe, um still zu bleiben, doch ein Ächzen kam zwischen den zusammengebissenen Lippen hervor.
    Es galt nicht nur der aktuellen Bedrohung, sondern auch der Erinnerung an den letzten Dämon, gegen den ich gekämpft hatte.
    Mein Herz klopfte immer schneller, und Adrenalin drängte mich zur Flucht. Ich konnte und wollte nicht noch einmal einen solchen Kampf führen; das ging einfach nicht. Blindlings drehte ich mich um und wollte loslaufen. Es war mir gleich, ob mich die Magier hörten, denn lieber trat ich dem ganzen verdammten Corps gegenüber, als noch einmal diese ekligen Hände an mir zu spüren.
    Pritkin hielt mich fest. Für einige lange Sekunden sah ich nicht ihn, sondern ein anderes Gesicht. Eine plötzliche Erinnerung brachte das Gefühl von Rosiers Berührung zurück, eine klebrige Zunge auf meiner Haut, wie sie mein Blut leckte, als er meinen Körper langsam aufriss. Ein Schrei wollte mir aus der Kehle springen.
    Eine Hand presste sich mir auf den Mund, aber sie war kleiner, als sie eigentlich sein sollte, und weicher – eine Frauenhand. Meine Hand. Die Erkenntnis brachte mich wieder einigermaßen zur Vernunft, und ich sah in meine eigenen zornig funkelnden blauen Augen.
    »Keine Panik!«, flüsterte Pritkin. »Sie sind wie Geier, die von Furcht und nahem Tod angelockt werden. Panik bringt sie nur noch schneller her!«
    »Von nahem Tod?«
    »Sei still!« Pritkin sah sich um und unterdrückte einen Fluch. »Wo sind sie? Mit deinen Augen kann ich sie nicht richtig sehen.«
    Wie gern hätte ich sein Problem gehabt, dachte ich hysterisch, als eine weitere vage Kreatur vor mir verharrte. Sie schwebte in der Luft, aber ich gewann den Eindruck, dass »Luft« nicht ganz stimmte. Worin auch immer das Geschöpf schwebte, es war nicht Teil dieser Welt.
    Und dann begriff ich, dass ich sie selbst mit Pritkins Augen nicht besonders gut sah. Sie befanden sich nicht in unserer Welt, zumindest nicht ganz. Entsetzt und gleichzeitig fasziniert beobachtete ich, wie das Wesen flackerte, vergleichbar mit einem Bild in fließendem Wasser. Rein logisch gesehen ergab es keinen Sinn. Die Kreatur entsprach nicht den Regeln dieser Welt, soweit sie drei Dimensionen und richtiges Licht betrafen. Sie war klein wie ein Kolibri und groß wie ein Haus, und es fehlte ein Gesicht.
    Sie streckte sich nach mir aus und vermittelte irgendwie den Eindruck eines Grinsens, und ich kreischte und wankte zurück. Pritkin fluchte und warf etwas, und vielleicht war es reines Glück, dass er das Wesen traf. Das Heulen des Dings hallte mir durch den Kopf, schrecklich laut und endlos. Es ließ mich auf die Knie sinken, während das Geschöpf vor mir brodelte, sich wand und fluchte.
    Und irgendwie verstand ich, was es sagte. Ich wusste, dass es mich und Pritkin in zehn und mehr Sprachen verfluchte, die ich eigentlich gar nicht kennen sollte. Es war wütend, weil dieser Körper noch lebte, noch atmete, mich noch immer schützte. »Nicht mehr lange«, schnurrten hundert Stimmen, ein dumpfes, raues Geräusch, bei dem meine Haut von den Knochen kriechen wollte.
    Und dann verschwand das Wesen.
    In einem schockartigen Zustand sank ich auf alle viere und konnte kaum mehr atmen. Pritkin ging neben mir in die Hocke.
    »Sind noch mehr da?«, fragte er, aber ich konnte nicht antworten, denn in meinem Kopf herrschte ein Riesendurcheinander. »Cassie!«
    Schließlich schnappte ich nach Luft, würgte und versuchte, ihm von den dunklen Blitzen in den Baumwipfeln zu erzählen, von den sonderbaren Farben über unseren Köpfen. Wie Geier, hatte er gesagt, und o lieber Himmel, das konnte nicht gut sein. Doch dann kam plötzliches Licht, und jäher Schmerz entflammte in meinem verletzten

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