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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Gesicht Farbe verloren hatte. Dann rannten wir los.
    Der Weg zwei Etagen hinunter war mir nie so lang erschienen.
    »Hier entlang!«, rief ich. Wir sprinteten durch den Flur und erreichten die Tiki-Bar.
    Ich zog Pritkin durch einen Nebeneingang und in den kleinen Lagerraum, der mein Zuhause gewesen war. »Und .Jetzt?«, fragte er, als sich Schritte durch den Klub näherten.
    »Jetzt das«, antwortete ich und gab ihm einen Stoß. Er fiel rückwärts durch ein Portal, und im gleichen Moment riss ein Magier die Tür auf. Er war jung und trug eine Brille, hatte braunes Haar und Sommersprossen auf der Nase. Mein Anblick schien ihn ebenso zu überraschen wie mich seiner, und für zwei oder drei Sekunden starrten wir uns nur an. Dann sprang ich zum Portal, er warf einen Zauber, und die Welt explodierte in Schmerz.
    Ich fiel in den Saloon des Wilden Westens und rollte gegen Pritkin. Mein Blick ging zum Außer-Betrieb-Schild am Telefon, und ich keuchte schmerzerfüllt. Der ganze Körper tat weh, doch das linke Bein fühlte sich an, als stünde es in Flammen. Pritkin sah mein Gesicht. »Was ist passiert?«
    Ich starrte ihn nur an, mit Tränen des Schmerzes in den Augen, und schüttelte den Kopf. Wenn ich zu sprechen versuchte, hätte ich vermutlich geschrien. Aber so sehr ich auch litt, wir mussten weiter. Der Magier hatte mich verschwinden sehen – er würde uns folgen.
    Pritkin verstand offenbar, denn er schlang mir den Arm um den Rücken und half mir hoch. Ich legte so viel wie möglich von meinem Gewicht auf das unverletzte Bein und hinkte zusammen mit Pritkin in den Saloon. Überall saßen oder standen Leute, aber zum Glück war es recht düster – das wenige Licht stammte hauptsächlich von aufgehängten Laternen –, und deshalb erregten wir nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit, wie unser Erscheinungsbild gerechtfertigt hätte. Vielleicht hatte auch die Szene auf der Bühne etwas damit zu tun.
    Be Zirzt lag im Scheinwerferlicht auf einem glänzenden schwarzen Flügel, gekleidet in ein hautenges, fuchsiafarbenes Paillettenkleid mit dazu passender Boa. Mit lauter Stimme sang sie ein Liza-Minelli-Lied und flirtete gleichzeitig mit dem Pianisten. Wir kehrten der Bühne den Rücken, wandten uns der Straße zu und sahen, wie draußen zwei Kriegsmagier vorbeischlenderten.
    »Hier entlang«, sagte Pritkin brüsk und zog mich in die andere Richtung. Wir eilten – humpelnd, in meinem Fall – durch den Wald aus kleinen Tischen in Richtung der Dunkelheit neben der Bühne, wo ein rotes Ausgangsschild wie ein Rettungssignal leuchtete. Wir hatten es fast erreicht, als sich Pritkin versteifte.
    »Was ist?«, fragte ich. »Wir haben Gesellschaft.«
    Ich blickte über die Schulter und sah einige finstere Gestalten, die aus dem Alkoven kamen und sich blind umsahen, während sich ihre Augen umstellten. Dann zerrte mich Pritkin durch eine Tür neben der Bühne und schloss sie fest hinter uns. Sie hatte kein Schloss, aber das spielte angesichts der Leute, die uns verfolgten, keine Rolle.
    Be Gehrenswert stand vor einem beleuchteten Spiegel und starrte uns an – offenbar war dies die Künstlergarderobe. Ich bemerkte einen Schminktisch, ein Gestell mit bunten Kleidern in einer Ecke und einen Stuhl, auf dem Schuhkartons einen hohen Stapel bildeten.
    Be schenkte mir ein weitaus süßeres Lächeln als bei unserer letzten Begegnung. »Oh, hallo.« Dann sah sie Pritkin. »Verdammt, Mädchen. Und ich dachte, du könntest nicht viel schlimmer aussehen als beim letzten Mal.«
    Pritkin richtete einen fragenden Blick auf mich, aber ich schüttelte den Kopf und ließ mich auf einen Stuhl neben der Tür sinken. Die Fabelhaftigkeit von Be Gehrenswert ließ sich nicht mit einigen wenigen Worten erklären, und zu mehr fehlte mir die Kraft. »Hübsches Kleid«, keuchte ich.
    Ich meinte etwa achtzig Morgen billigen weißen Satin, tief und kurz geschnitten und geschmückt mit einer Schleppe, die große weiße Rosen trug. Mehr davon bildeten ein Bündel auf dem Schminktisch, und weitere Rosen, diesmal rote, zierten die hohe Perücke und hielten einen Schleier. Ein Hochzeitskleid nach Transenart.
    »Ich hab’s der Kuh Zirzt zu verdanken«, sagte Be und wandte sich wieder dem Spiegel zu. »Sie weiß ganz genau, dass ich die Liza mache. Aber wir haben das Los über den ersten Auftritt entscheiden lassen, und was muss sie unbedingt singen? Dadurch bleibt mir nur die langweilige alte ›Like a Virgin‹-Nummer. Obwohl ich zugeben muss, dass es in ihrem Alter

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