Unwiderstehlich untot
schwarzen Linie, und der Boden kam erschreckend schnell näher. Dann packte mich etwas, und ich hatte das Gefühl, fast in Stücke gerissen zu werden.
Ich sah nach oben und stellte fest, dass das Schiff über mir schwebte, stark zur einen Seite geneigt – damit Mircea mich erreichen konnte, nahm ich an. Seine Hand war um meinen Hosenbund geschlossen, was erklärte, warum ich nicht atmen konnte. Ich dachte an die Alternative und beschloss, mich nicht zu beklagen.
Ich staunte darüber, dass Mirceas Reflexe gut genug gewesen waren, mich zu fangen. Er schien selbst überrascht zu sein. Für eine Sekunde rutschte die Maske des reservierten Gebarens beiseite, und zum Vorschein kam etwas Wildes, Grimmiges und Zwingendes. Dann zog er mich hoch, nahm mein Gesicht zwischen die Hände und küsste mich auf den Mund. Irgendwo weiter oben hörte ich Pritkin fluchen.
»Ich schätze, die Sache mit der Erpressung ist nicht wie geplant gelaufen, oder?«, schnaufte ich, als Mircea mich losließ. »Saunders wird hierfür sterben«, zischte er und sah zum Balkon hoch.
»Das könnte schwierig werden«, sagte ich, als ein Schwarm Magier aus der Ley-Linie kam und hinter uns auf dem Deck landete. Saunders schien es ernst gemeint zu haben – nicht nur die Vampire hatten sich auf dieses Treffen vorbereitet.
Natürlich funktionierten Pläne nicht immer. Die Magier hatten offenbar angenommen, dass sie ein ebenes Deck erwartete, denn viele von ihnen rutschten über die Planken, bevor es ihnen gelang, sich irgendwo festzuhalten. Einige fielen über Bord. Ich sah ihnen nach und beobachtete, wie sie aus ihren Schilden Fallschirme formten. Dann zog mich Mircea an seine Seite, setzte mir mir über die Reling hinweg und sprang in die Tiefe, den Magiern hinterher.
Wir stürzten nicht etwa in den Tod, sondern landeten auf der Jacht, die sich still und leise unter uns genähert hatte. Mit jagendem Puls klammerte ich mich an der Reling fest, doch Mircea klaubte mich los, und wir liefen. Die Magier, die auf den Beinen geblieben waren, folgten uns, und es schienen ziemlich viele zu sein.
»Ich fasse einfach nicht, dass sie diese Schau abziehen, während die Konsuln hier sind«, keuchte ich, als wir den Liegestühlen und Klapptischen auswichen.
»Die Konsuln sind nicht hier. Deshalb bin ich bei meinem Hot in Washington State gewesen. Um sie zu begrüßen. Sie befinden sich jetzt dort, zusammen mit dem Senat. »»Auch davon hast du mir nichts gesagt!«
Er schlang mir den Arm um die Taille und warf mich über Bord. Für eine Sekunde sah ich schrecklich tief unten den dunklen Parkplatz, und dann fing mich ein wartender Vampir auf dem Kahn der chinesischen Konsulin. Hinter mir landete Mircea, und der Kahn setzte sich sofort in Bewegung, als wir uns beide auf ihm befanden. Doch einen Augenblick später wurde er von einem Zauber getroffen, erbebte und verharrte mitten in der Luft.
Ich sah zurück und beobachtete, wie eine Gruppe von Magiern den größten Netzzauber einsetzte, den ich je gesehen hatte. Das Netz hatte sich um den Drachenschwanz des Hecks gewickelt und zog uns langsam zum anderen Schiff.
»Ich konnte dir nicht alles sagen, ohne dass jemand mithörte«, teilte mir Mircea mit und blickte sich um. »Wer denn?«, fragte ich. »Alle anderen Personen im Apartment gehörten zur Familie.«
»Eben.« Offenbar entdeckte er etwas, reckte den Hals und sah nach oben. Ich folgte seinem Blick und bemerkte etwas, das wie eine Wand aus Holz aussah, die sich auf uns herabsenkte. Nach einem Moment begriff ich, dass es sich um das Deck des großen Segelschiffs handelte. Es hatte sich gedreht und flog jetzt mit dem Kiel nach oben.
Mircea hob mich hoch, und ein Vampir beugte sich zu mir herab und nahm mich an den Armen – seine Beine fanden in der Takelage Halt. Mircea sprang neben ihn. »Traust du nicht einmal deiner eigenen Familie?«, schnaufte ich und hielt mich fest, so gut es ging.
»Ich traue niemandem von ihnen. Vielleicht erinnerst du dich daran, dass jemand versucht hat, die Konsulin zu töten.«
»Aber du hast gesagt, du wüsstest, wer dahinter steckt!«
»Der Wagen wurde einen Tag vor der Zerstörung von MAGIE gewartet, und bei der Gelegenheit hätte man die Bombe sicher entdeckt. Sie muss also später versteckt worden sein, als der Mann, auf den du dich beziehst, bereits tot war.«
»Aber warum hast du nicht darauf hingewiesen, dass…«
»Damit sich die schuldige Seite sicher fühlte. Kit grenzte den Kreis der Verdächtigen auf acht
Weitere Kostenlose Bücher