Unwiderstehlich
gehen wollen würde?“
„Dann würden wir nicht dorthin gehen. Wir hätten eine private Suite zum Spielen, wo wir ganz unter uns wären.“
Zum Spielen. Ihr wurde ganz heiß bei der Vorstellung, was das wohl genau bedeuten mochte.
„Wir werden diesen Raum nicht verlassen, bevor ich nicht ganz genau weiß, dass du damit klarkommst“, fuhr er fort. „Ich werde dich drängen und vorantreiben, das schon. Aber ich werde dich auch beschützen.“
Sie nahm das alles in sich auf, erregt, interessiert, aber auch ängstlich. Sie brauchte mehr Zeit zum Nachdenken. Gleichzeitig wurde das Verlangen tief in ihrem Inneren immer stärker, immer verzweifelter. Sarah wechselte abrupt das Thema. „Am Montag schließe ich zwölf unserer Läden.“
Sie war verblüfft – und schockiert –, wie mühelos er ihrem Gedankensprung folgen konnte. Ohne eine Sekunde zu zögern, stellte er die richtigen Fragen und gab vernünftige Ratschläge. Nach knapp einer Stunde beendeten sie das Gespräch. Doch seine Abschiedsworte gingen ihr noch lange nicht aus dem Kopf.
Wenn du so weit bist, Sarah.
Sie wusste nicht, ob sie jemals dazu bereit sein würde die Kontrolle abzugeben. Schon gar nicht an einen Mann wie Ryan – der sie ihr vielleicht nie zurückgeben würde.
5. KAPITEL
Donnerstagabend lief ein Bericht über die erste Kündigungswelle bei Delights in den Lokalnachrichten. Unter Sarahs Mitarbeitern löste das eine Panik aus, und auch ihre Mutter drehte fast durch, als sie davon hörte. Um noch Schlimmeres zu verhindern, eilte Sarah direkt von der Arbeit in die Klinik zu ihrem Vater.
Sie hatte sich nicht mal Zeit zum Umziehen genommen und saß jetzt in ihrem eleganten schwarzen Etuikleid und hochhackigen Pumps am Krankenbett. Ihr Vater verfolgte gerade die Spätausgabe der Nachrichten. Sie wappnete sich für den nächsten Panikausbruch, doch am Ende des Beitrags drückte er nur auf den Aus-Knopf der Fernbedienung und verzog ärgerlich sein blasses, schmal gewordenes Gesicht.
„Diese Journalisten tun alles für eine gute Story. Lass das nicht an dich heran, Liebes. Wenn die Geschäfte dank deiner Bemühungen erst mal wieder großartig laufen, dann werden wir ihnen keine Ruhe lassen, bis sie den guten Nachrichten ebenso viel Platz einräumen wie jetzt den schlechten. Und ich zweifle nicht daran, dass du Erfolg haben wirst. Ich vertraue dir voll und ganz.“
Sarah starrte ihn verblüfft an. „Bin ich etwa im falschen Zimmer gelandet? Mein Vater ist nämlich eigentlich ein Dickschädel, der dauernd mit mir streitet und sich über jeden aufregt, der ihm querkommt, gerade wenn es sich um Journalisten handelt.“
Er lächelte schwach und strich mit leicht zitternder Hand über seinen Kopf. Für seine 52 Jahre wirkte er erschreckend alt. „Dein Vater hatte auch dichtes braunes Haar, das nicht ausfiel und auch nicht grau wurde. Die Dinge ändern sich nun mal. Ich habe mir dein Marketingkonzept angesehen und weiß auch, dass du einen neuen Kreditantrag gestellt hast. Und selbstverständlich kenne ich unsere katastrophalen Bilanzen. Ich hätte schon vor Jahren auf dich hören sollen.“
„Dad.“ Sie nahm seine Hand und versuchte, den Kloß in ihrer Kehle herunterzuschlucken.
Er drückte ihre Finger. „Der Krebs hat mich einsichtig gemacht. Ich habe viel zu viel Zeit damit verschwendet, an Althergebrachtem festzuhalten – statt neue Möglichkeiten auszuprobieren. Und jetzt hoffe ich nur, dass ich noch lange genug lebe, um dir zu beweisen, dass ich es ernst meine: Ich glaube an dich. Ich weiß, dass du alles unter Kontrolle hast.“
Sarah lächelte unter Tränen. „Ich freue mich auf den Tag, an dem du wieder im Büro bist und über jede meiner Entscheidungen einen Streit vom Zaun brichst.“
Sie blieb eine Stunde bei ihrem Vater und versuchte alles, was sie bedrückte, zu vergessen: seine Krankheit, die Arbeit, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelte – und ihre Angst, ihn zu enttäuschen. Sie wollte einfach nur jede Sekunde mit ihm genießen. Sie guckten gerade „Indiana Jones“, als ihre Mutter ins Zimmer stürmte, den Arzt im Schlepptau. Es gab gute Nachrichten, den ersten wirklichen Erfolg in der Behandlung. Zwar war ihr Vater noch nicht aus dem Gröbsten heraus, aber es gab jetzt guten Grund zur Hoffnung.
Der Arzt zog sich zurück, ihre Mutter schaltete den Fernseher wieder an und nahm den Platz ihrer Tochter neben dem Bett ein. Obwohl es fast acht Uhr abends war, fühlte Sarah sich durch ihren Besuch im
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