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Unzaehmbares Verlangen

Titel: Unzaehmbares Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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ihre Handtasche über die Schulter und verließ das Motel. Joel hatte erwähnt, daß das Lokal nicht weit entfernt war. Entschlossen machte sie sich auf den Weg.
    Der Nebel ließ die Straßen von Echo Cove gespenstisch aussehen. Letty umklammerte ihre Tasche und ging schneller. Der Gedanke, daß sie bei Nacht allein in einer fremden Stadt herumlief, machte ihr plötzlich angst.
    Als sie kurz darauf die Neonbeleuchtung über der Eingangstür des Anchors sah, atmete sie erleichtert auf. Im Geist ging sie noch einmal durch, was sie zu Joel sagen wollte. Sie hoffte, er war noch nicht zu betrunken, um ihr zuzuhören.
    Dann sah sie das blinkende Blaulicht. Der Polizeiwagen stand direkt vor der Eingangstür der Bar. Beunruhigt beschleunigte sie ihren Schritt.
    Kurz bevor sie den Eingang erreichte, flog die Tür auf, und Joel kam heraus. Letty sah entsetzt, daß er Handschellen trug. Dicht hinter ihm folgte ein Polizist. Er packte Joel am Arm und schob ihn zum Wagen.
    »Joel!« rief Letty fassungslos.
    Joel sah sie kurz an und richtete dann den Blick zum Himmel. »Ich habe schon damit gerechnet, daß du genau im richtigen Moment erscheinst, Boß.«
    Rasch stellte sich Letty dem Polizisten in den Weg und straffte die Schultern. Dann setzte sie eine entschlossene Miene auf - genauso, wie sie es in der Bibliothek immer getan hatte, wenn jemand versuchte, einen ihrer Mitarbeiter einzuschüchtern.
    »Einen Moment, bitte. Ich möchte wissen, was hier vor sich geht. Dieser Mann gehört zu mir.«
    Joel und der Polizist starrten sie an, als wäre sie verrückt geworden.
    »Was meinen Sie damit, Madam?« fragte der Polizist vorsichtig.
    »Das haben Sie doch gehört. Er arbeitet für mich. Ich bin seine Chefin.«
    Der Polizist nickte höflich. »Ich verstehe. Das mag schon sein, aber ich muß ihn trotzdem mitnehmen. Er hat hier einigen Ärger gemacht. Wenn Sie ihn gegen Kaution auslösen wollen, müssen Sie aufs Revier kommen. Es befindet sich in der Holt Street.«
    »Kaution?« rief Letty mit unnatürlich hoher Stimme. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch niemanden gegen Kaution aus dem Gefängnis geholt!«
    »Meinetwegen mußt du damit jetzt auch nicht anfangen«, murmelte Joel, während der Polizist ihn auf den Rücksitz des Wagens schob. »Geh zurück ins Motel.«
    Letty ignorierte seine Bemerkung. »Bitte, Officer, für mich ist das etwas Neues. Wie läuft das ab? Muß nicht zuerst jemand Klage erheben?«
    »Richtig«, erwiderte der Polizist gelangweilt. Sein Namensschild verriet, daß er Echler hieß. »Das ist in diesem Fall Stan. Er hat uns angerufen.«
    »Wer ist Stan?«
    »Der Besitzer des Anchor.« Echler schlug die Wagentür hinter Joel zu und ging zur Fahrerseite.
    Letty klopfte an das Fenster. »Joel? Hörst du mich, Joel?
    Ich werde dich aus dem Gefängnis holen. Hast du mich verstanden?«
    Joel antwortete nicht. Er lehnte sich zurück und starrte mit ausdrucksloser Miene geradeaus.
    Mit einemmal begriff Letty, daß ihm die Angelegenheit entsetzlich peinlich war. »Zu Recht«, murmelte sie leise, während Echler den Wagen startete. Wenn sie Joel aus dem Schlamassel herausgeholt hatte, würde sie ein ernstes Wort mit ihm reden. Doch jetzt mußte sie sich zuerst um etwas anderes kümmern.
    Entschlossen drehte sie sich zu der kleinen Gruppe um, die sich vor dem Anchor versammelt hatte, um die Ereignisse zu verfolgen. Die Männer unterhielten sich angeregt und lachten spöttisch.
    Letty stemmte die Hände in die Hüften. »Freut mich, daß Sie sich gut amüsieren«, sagte sie laut. »Ich finde die Situation allerdings nicht besonders komisch.«
    Die Männer verstummten und musterten Letty neugierig.
    »Wer ist sie?« flüsterte jemand.
    »Ich hörte, wie sie sagte, Blackstone gehöre zu ihr.«
    Die Gäste des Anchor brachen in schallendes Gelächter aus.
    Letty zwängte sich durch die Menge und ging auf die Eingangstür zu. »Wer von euch ist Stan?«
    »Stan ist im Lokal. Der große Mann mit der weißen Schürze. Sie können ihn nicht übersehen«, erklärte jemand bereitwillig.
    »Vielen Dank«, erwiderte Letty kühl.
    Als sie die Tür aufstieß, fiel ihr Blick sofort auf Keith Escott. Er saß allein an einem Tisch und preßte ein nasses Tuch gegen sein Kinn.
    Gegenüber wischte ein großer Mann in einer weißen Schürze verschüttete Getränke auf.
    Lettys Magen krampfte sich zusammen, als sie sich in der Bar umsah. Joel und Keith hatten sich offenbar geprügelt, und ihr war klar, warum. Sie ging zu Keith hinüber und

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