Unzaehmbares Verlangen
eine einflußreiche Stellung, weil Sie mit der Besitzerin von Thornquist Gear schlafen. Das stimmt doch, oder? Wie fühlt man sich, wenn man sich auf diese Weise den Weg zum Erfolg sichert? Ist es ein angenehmes Gefühl, den >Privatsekretär< von Miß Thornquist zu spielen? Sind Sie vierundzwanzig Stunden am Tag für sie verfügbar?«
Wütend sprang Joel auf. Obwohl Keith betrunken war, reagierte er erstaunlich schnell und setzte zu einem Kinnhaken an.
Joel duckte sich, versetzte ihm einen Schlag in die Magengrube und trat dann rasch einen Schritt zurück.
Keith taumelte und krümmte sich zusammen. »Sie Schwein. Ich werde Ihnen beibringen, was passiert, wenn man verheiratete Frauen nicht in Ruhe läßt. Diana bekommen Sie nicht.« Er torkelte auf Joel zu.
Die anderen Gäste schoben hastig ihre Stühle aus dem Weg und bildeten schweigend einen Kreis um die beiden Männer. Keiner machte Anstalten, sich einzumischen. Joel wußte, warum. Hier ging es um einen Streit zwischen Copelands auserwähltem Schwiegersohn und dem Mann, der nach Echo Cove zurückgekommen war, um die Stadt zu zerstören.
Keith schlug mit verblüffender Treffsicherheit zu und traf Joel an der Wange. Für einen Moment sah Joel Sterne. Escott war nicht so verweichlicht, wie er wirkte, versuchte auch sofort, seinen Vorteil zu nutzen, und holte wieder aus.
»Eine Schlägerei löst die Probleme nicht«, knurrte Joel und blockte den Schlag mit dem Arm ab. »Das ist mir vor langer Zeit klar geworden.«
»Sie hätten eben nicht zurückkommen sollen, Sie Bastard!« Keith hob das linke Bein und trat Joel mit aller Kraft gegen den Oberschenkel.
Joel verlor das Gleichgewicht und stürzte. Meine Güte, er machte vor allen Leuten einen Narren aus sich! Warum hatte er sich nur dazu hinreißen lassen?
In der Ferne heulte eine Sirene.
Keith holte wieder aus und versetzte ihm einen Tritt in die Rippen. Rasch packte Joel ihn am Knöchel und zog kräftig daran. Laut polternd ging Keith zu Boden. Joel stürzte sich auf ihn und drückte seine Schultern nach unten.
In diesem Moment erhellte das Blaulicht eines Streifenwagens die Bar, und die Tür flog auf.
»Liegenbleiben!« rief der junge Polizist. »Ihr beide auf dem Boden - wagt es nicht, euch zu bewegen!«
»Mist«, murmelte Joel. Letty würde von seinem kleinen Abenteuer wohl kaum begeistert sein.
Letty wurde klar, daß an Schlaf nicht zu denken war, bis Joel zurückkam. Seufzend stand sie wieder auf und stellte den Fernseher an.
Nach fünfzehn Minuten hatte sie vom Spätprogramm mehr als genug. Es lief ein Interview mit einer berühmten Persönlichkeit. Der Schauspieler hatte gerade seine vierte Entziehungskur in einer Prominentenklinik hinter sich und versicherte dem Talkmaster und dem Publikum langatmig, daß er nun endgültig geheilt sei. Anschließend riß der Talkmaster einer Reihe geschmackloser Witze über das Dekollete eines weiblichen Gasts. Schließlich stand Letty entnervt auf und schaltete ab.
Sie ging zum Fenster und starrte in die Dunkelheit und den Nebel hinaus, der Echo Cove einhüllte und alle Geräusche verschluckte.
Das Gefühl des Unbehagens wurde immer stärker. Ärgerlich marschierte Letty im Zimmer auf und ab.
Joel saß sicher in einer heruntergekommenen Kneipe und amüsierte sich prächtig. Wahrscheinlich trank er ein Bier nach dem anderen, fütterte die Jukebox mit Münzen und tanzte mit allen weiblichen Gästen.
Mit ihr hatte er noch nie getanzt. Kein einziges Mal. Er hatte zwar eine Nacht mit ihr verbracht, sie aber noch nie zum Tanzen aufgefordert.
Er hielt sie für eine Nörglerin - und für einen schwierigen Boß. Und das nur, weil sie ihm bei der Durchführung seiner Rachepläne im Weg stand.
Plötzlich beschlich sie Furcht. Hoffentlich brachte Joel sich nicht in Schwierigkeiten. Er war impulsiv genug, um etwas Verrücktes anzustellen.
In der Ferne heulte die Sirene eines Polizeiwagens. In Seattle gewöhnte man sich an dieses Geräusch, aber in einer Kleinstadt wie Echo Cove klang es beunruhigend.
Letty biß sich nachdenklich auf die Unterlippe. Dann beschloß sie, Joel aus dem Anchor herauszuholen und ins Motel zurückzubringen, bevor er die Firma in Verruf brachte. Das war sie als Firmeninhaberin dem Unternehmen schuldig.
Während sie sich anzog, gestand sie sich zähneknirschend ein, daß es ihr eigentlich nicht um das Image der Firma ging. Sie machte sich große Sorgen um Joel und wollte verhindern, daß er sich selbst Schaden zufügte.
Letty hängte sich
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