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Unzaehmbares Verlangen

Titel: Unzaehmbares Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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wenn ich dir sage, daß Escott mit der Prügelei angefangen hat, oder?«
    »Nein. Der arme Mann steht unter großem Druck. Er weiß, daß Diana dich heute morgen im Motel besucht hat.«
    »Dafür kann ich nichts. Ich habe sie nicht eingeladen.«
    Letty riß der Geduldsfaden. Sie blieb stehen und sah ihn zornig an. »Du bist wegen Diana nach Echo Cove zurückgekommen. Glaubst du, Keith weiß das nicht? Wie würdest du dich an seiner Stelle fühlen?« »Verdammt, ich sage es dir jetzt zum letzten Mal - ich bin nicht wegen Diana hier.«
    »Warum dann? Warum hast du dir soviel Mühe gemacht, Copeland Marine und diese Stadt in Angst und Schrecken zu versetzen?«
    »Weil es Victor Copelands Firma und auch seine Stadt ist. Ich bin hier, um Victor Copeland zu vernichten«, erwiderte Joel erregt.
    »Aber warum, um alles in der Welt?«
    Joels Augen funkelten. »Möchtest du das wirklich wissen? Gut, ich werde es dir sagen. Weil dieser Mistkerl meinen Vater umgebracht hat.«

10
    Joels erster Gedanke am nächsten Morgen war, daß er sich vor Letty zum Narren gemacht hatte.
    Dann stellte er fest, daß sie bemerkenswert ruhig geblieben war und nicht einmal eine Erklärung verlangt hatte, warum er Copeland vorwarf, am Tod seines Vaters schuldig zu sein. Letty hatte sich einfach bei ihm untergehakt und war schweigend mit ihm zum Motel gegangen.
    »Morgen kannst du mir dann alles erzählen«, hatte sie leise gesagt, bevor sie in ihr Zimmer ging. »Heute abend sind wir beide nicht mehr in der Verfassung, uns vernünftig zu unterhalten.«
    Vielleicht glaubte sie, er hätte durchgedreht, wäre psychotisch, paranoid oder einfach verrückt. Für die Chefin eines Unternehmens war es sicher schwer, zu einem psychotischen Geschäftsführer Vertrauen zu haben.
    Joel lehnte sich zurück und sah durch das Fenster in den strömenden Regen hinaus. Er wußte, daß er Letty eine Erklärung schuldete. Erstaunt stellte er fest, daß er sogar den Wunsch verspürte, ihr alles zu erzählen. Ihm lag viel daran, daß sie ihn verstand.
    Dieses Gefühl war für ihn völlig neu. Bisher hatte er nie das Bedürfnis gehabt, sein Innenleben mit jemandem teilen zu wollen. Zumindest hatte er niemals geglaubt, einem Menschen Rechenschaft ablegen zu müssen.
    Mit Letty war alles anders.
    Er hatte noch nie jemanden wie Letty kennengelernt.
    Verwundert schüttelte er den Kopf, als er an die Ereignisse der letzten Nacht dachte. Die kleine Letty Thornquist, eine angesehene Angestellte der Bibliothek in Vellacott College, Ex-Verlobte eines aufgeblasenen Professors, hatte sich ganz allein gegen die Gesetzeshüter in Echo Cove, Washington behauptet.
    Das bedeutete, sie hatte sich erfolgreich gegen Copelands
    Einfluß zur Wehr gesetzt. Sie hatte ihren Geschäftsführer aus dem Kittchen geholt und erreicht, daß alle Klagen fallengelassen wurden.
    Wirklich - sie entwickelte sich zu einer guten Vorgesetzten. Vielleicht hatte er in seiner Rolle als Mentor schon Erfolg gehabt. Joel grinste bei diesem Gedanken.
    Als er sich im Bett aufsetzte, verzog er schmerzlich das Gesicht. Escott sah vielleicht aus wie ein Schwächling, aber er hatte einige gezielte Schläge gelandet.
    Joel streifte die Decke zurück und sah sich mißmutig um. Er hatte genug von diesem Motel. Es wurde Zeit, aus Echo Cove zu verschwinden. Bevor sie abreisten, wollte er Letty aber noch einige Dinge erklären. Sie hatte ein Recht darauf, alles zu erfahren.
    Eine halbe Stunde später betrat Letty den Frühstücksraum. Joel beobachtete, wie sie auf ihn zukam. Sie schien die neugierigen Blicke und das Getuschel der anderen Gäste nicht zu bemerken.
    Nur Letty konnte in einem verknitterten blauen Kostüm so frisch aussehen. Sie hatte ihre kleine runde Brille fest auf die Nase gedrückt und ihre wilde Mähne mit zwei goldenen Kämmen gebändigt. Ihre Augen funkelten angriffslustig.
    Joel lehnte sich zurück und musterte Letty mit Besitzermiene. Er konnte sich nicht erinnern, seit wann er sie als seine Frau ansah, aber das Gefühl der Zusammengehörigkeit gefiel ihm, und er hoffte, daß es nicht einseitig war.
    Wie war das letzte Nacht gewesen? »Dieser Mann gehört zu mir<, hatte sie gesagt, bevor er abgeführt worden war.
    »Es freut mich, daß wenigstens dir das Lachen nicht vergangen ist«, sagte Letty trocken und setzte sich ihm gegenüber. »Was amüsiert dich so? Ich dachte, du würdest dich heute morgen schrecklich fühlen. Aussehen tust du zumindest so.«
    »Tut mir leid, Boß, ich wollte dich nicht

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