Unzaehmbares Verlangen
setzte sich neben ihn.
»Alles in Ordnung mit Ihnen, Keith?«
Er stöhnte. »Sehe ich vielleicht so aus?«
»Es gab wohl ein Mißverständnis zwischen Joel und Ihnen?« fragte sie behutsam.
»Dieses Schwein hat sich heute morgen mit meiner Frau im Motel getroffen. Er glaubt wohl, er könne einfach zurückkommen und weitermachen, wo er vor Jahren aufgehört hat. Ich hätte den Mistkerl umbringen sollen.«
Letty befahl sich, ruhig zu bleiben. Keith war offensichtlich betrunken und durch den Kampf völlig durcheinander. Er machte nicht den Eindruck, als ob er an Schlägereien in Bars gewöhnt sei.
»Meinen Sie damit den Besuch, den Ihre Frau mir und Joel heute morgen abgestattet hat, um über Copeland Marine zu sprechen?« Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen geschäftsmäßigen Ton zu verleihen.
Keith zwinkerte verwirrt. Anscheinend hatte er Schwierigkeiten, die Frage zu verstehen. »Sie war in seinem Zimmer. ..«
»Das weiß ich. Ich war schließlich dabei«, erklärte Letty gelassen. »Joel und ich haben angrenzende Zimmer mit einer Verbindungstür. Wir drei hatten eine kurze geschäftliche Besprechung. Ihre Frau ist sehr besorgt, daß wir uns gezwungen sehen könnten, die Firma ihres Vaters zu liquidieren. Wir haben ihr versichert, daß wir alles versuchen, um eine Alternative zu finden, aber leider sieht es momentan nicht sehr gut aus.«
Keith sah sie mit trüben Augen an. »Was reden Sie da? Sie wollte zu ihm!«
»Ja, wegen Copeland Marine. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich dabei war.« Letty verkreuzte im Geist ihre Finger. Es war keine richtige Lüge, eher ein kleiner Kunstgriff. Leitende Angestellte und überarbeitete Bibliothekarinnen mußten manchmal darauf zurückgreifen. »Wo liegt das Problem?«
»Sie waren dabei?« fragte Keith ungläubig.
»Ja. Wie gesagt, Joels Zimmer ist durch eine Verbindungstür mit meinem verbunden.«
»Ich wußte es«, murmelte Keith. »Der Mistkerl schläft mit seiner Chefin.«
Letty wurde rot; nur gut, daß die Kneipe schwach beleuchtet war. »Ich kann Ihnen versichern, daß ich meinen Geschäftsführer mit niemandem teile. Egal zu welchem Zweck. Habe ich mich klar ausgedrückt, Mr. Escott?«
»Er war nicht mit Diana im Bett?«
»Sicher nicht.« Letty stand auf. »Wie kommen Sie jetzt nach Hause, Keith?«
»Mein Wagen steht vor der Tür.«
»Sie sind nicht in der Verfassung, selbst zu fahren. Ich werde ein Taxi für Sie rufen.«
»In Echo Cove gibt es keine Taxis.«
»Dann werde ich Ihre Frau anrufen.«
Keith richtete sich auf und wirkte mit einemmal ernüchtert. »Nein. Um Himmels willen, tun Sie das nicht.«
»Warum sollten wir ihr den Spaß vorenthalten?« erwiderte Letty kühl. »Wie ist Ihre Telefonnummer?«
Keith sank wieder in sich zusammen. »Fünf-fünf-fünf-sieben-zwei-drei-eins.«
Letty marschierte entschlossen zur Theke. »Wo ist das Telefon, Stan?« fragte sie den Mann in der weißen Schürze.
Stan sah sie erstaunt an. »Dort drüben. Warum?«
»Können Sie sich das nicht denken? Ich möchte es benutzen.« Letty nahm rasch den Hörer ab und wählte. Bereits nach dem zweiten Klingelzeichen hörte sie Dianas Stimme.
»Hallo? Wer ist da? Bist du das, Keith? Wo steckst du?«
»Hier spricht Letty Thornquist. Ihr Mann war im Anchor in eine Schlägerei verwickelt. Er hat meinen Geschäftsführer mit Faustschlägen traktiert. Ich bin entsetzt über sein Verhalten.«
»Ist Joel verletzt?«
»Ja. Er wurde grundlos angegriffen. Ich denke daran, Klage zu erheben«, erklärte Letty. »Schließlich kann ich nicht zulassen, daß meine Angestellten von eifersüchtigen Ehemännern zusammengeschlagen und dann auch noch ins Gefängnis geworfen werden.«
»Wovon sprechen Sie da?« fragte Diana erschrocken.
»Ihr Mann wollte heute abend Ihre Ehre verteidigen, Mrs. Escott. Dadurch ist er jetzt leider nicht mehr in der Lage, sich hinter das Steuer seines Wagens zu setzen. Ich schlage vor, Sie kommen hierher und holen ihn ab.«
»Keith? In einen Kampf verwickelt? Meine Güte, das klingt verrückt«, sagte Diana leise.
»Ganz meine Meinung. Wenn Sie in fünfzehn Minuten nicht hier sind, werde ich Ihren Mann ins Motel bringen, Mrs. Escott. Er kann dann in Joels Zimmer schlafen.«
Letty knallte den Hörer auf die Gabel und nickte Stan kurz zu.
»Was, zum Teufel, geht hier vor?« fragte er verblüfft. »Sind Sie etwa diese Miß Thornquist?«
»Ja, ich bin Miß Thornquist, die Inhaberin von Thornquist Gear, und der Mann, den man
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