Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
bist du nicht der namenlose Erzähler. Du bist viel goldiger als er.«
    Das Licht der Laternen strahlte heller, als die Nacht die letzten Tropfen Rotwein aus der Abenddämmerung herausquetschte.
    Auf dem Gehweg, von Laternenpfahl zu Laternenpfahl, über das Gras, von Bank zu Bank und wieder zurück, genossen die Hunde den Park auf exakt die Weise, wie Hunde es tun – sie schnupperten an den Nachrichten, die unzählige Hunde vor ihnen hinterlassen hatten, nahmen deutlich die Gerüche von Eichhörnchen in Bäumen wahr, von Vögeln auf höheren Ästen und von fernen Orten, aus denen der Abendwind Geschichten herbeitrug.
    »In den frühen Morgenstunden, als ich all diese Zeichnungen angefertigt habe, habe ich geahnt – ich habe es sogar ganz sicher gewusst : Dass Hope und Nickie unentwirrbar miteinander verknüpft sind, dass ich Hope nicht ohne Nickie haben kann. Hier geschieht etwas ganz Seltsames … und doch benimmt sich Nickie wie jeder andere Hund.«
    »Die meiste Zeit über«, sagte Amy.
    Sie hielt die Leinen von Fred und Ethel in der rechten Hand. Mit der linken berührte sie, vielleicht unbewusst, das Medaillon mit der Kamee, das um ihren Hals hing.
    »Willst du mir das mit den Pantoffeln erzählen?«, fragte er.
    »Es hat nichts zu bedeuten. Ich kann es dir auch nicht sagen. Und ohne die Hintergründe könntest du es sowieso nicht begreifen.«
    »Dann erzähl mir die Hintergründe.«

    »Das hört sich einfacher an als es ist, Süßer. Da steckt mehr als nur eine Geschichte dahinter, die man auf die Schnelle erzählen könnte, da hängt ein verdammter Rattenschwanz dran. Dafür haben wir im Moment nicht die Zeit. In dieser letzten E-Mail hat Vanessa doch geschrieben: ›Halte dich bereit.‹ Wir sollten nachsehen, ob sie die Fortsetzung geschickt hat, während wir unterwegs waren.«
    Als sie in seine Wohnung zurückkamen, erwartete sie dort bereits eine E-Mail von Vanessa.

38
    Im Süden Kaliforniens sind viele Flussbetten auf dem Grund und an den Ufern mit Beton befestigt, nicht etwa, weil die Bewohner das ästhetischer finden als das Unkraut, den Schlick und all das, was die Natur dort sonst noch hervorbringt, sondern um zu verhindern, dass sich der Weg des Flusslaufs mit der Zeit verändert, und um Überschwemmungen einzudämmen. Dazu kommt noch, dass Hunderte, wenn nicht Tausende von Millionen Litern kostbaren Wassers, die andernfalls ins Meer hätten strömen können, wirksam in den Untergrund abgeleitet werden, um den Grundwasserspiegel der Region in Jahren großer Trockenheit zu stabilisieren.
    Die Regenfälle setzten normalerweise nicht vor Dezember ein. Jetzt, im September, war das Flussbett ausgetrocknet.
    Im Mondschein schien der Wasserlauf nicht von oben angestrahlt zu werden, sondern stattdessen Licht abzustrahlen, als sei der Beton radioaktiv und leuchte schwach.
    In dem Land Rover, der früher einmal Bobby Onions gehört hatte, fuhr Billy Pilgrim mit ausgeschalteten Scheinwerfern mitten durch den achtzehn Meter breiten ausgetrockneten Fluss.
    Sechs Meter über ihm verhinderten Maschendrahtzäune einen leichten Zugang zum Fluss. Jenseits der Zäune standen, vom Boden des Flussbetts nicht sichtbar, auf beiden Seiten Einkaufszentren, Gewerbegebiete und Wohnsiedlungen,
wo Hunderttausende von Leuten Versionen des amerikanischen Traums lebten, die sich enorm von Billys Traum unterschieden.
    Billy hatte im illegalen Drogenhandel gearbeitet, im illegalen Waffenhandel, im illegalen Organhandel und im Schuhgeschäft.
    Nach der Highschool hatte er sechs Monate lang Schuhe verkauft und die Absicht gehabt, in romantischer Armut in einer Dachkammer zu leben und große Romane zu schreiben. Er hatte jedoch bald festgestellt, dass man keine Anregungen für denkwürdige Literatur bekam, wenn man den ganzen Tag lang Füße anschaute, und daher hatte er begonnen, mit Marihuana zu dealen, sein Angebot dann zusätzlich um Ecstasy erweitert, und kurz darauf hatte er zu einem netten kleinen Kokain-Franchising expandiert.
    Er lehnte es von Anfang an ab, illegale Drogen zu nehmen. Ihm gefiel sein Gehirn so, wie er es ursprünglich vorgefunden hatte. Außerdem würde er jede graue Zelle, die er hatte, brauchen, wenn er Romane schreiben wollte, die die Zeit überdauerten.
    Der Rauschgifthandel hatte zum Waffenhandel geführt, so wie der Verkauf von Schuhen ohne weiteres zu einer breiter gefächerten Karriere auf dem Sektor Herrenausstattung führen kann. Er hatte zwar ein generelles Rauschgiftverbot über sich selbst

Weitere Kostenlose Bücher