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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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verhängt, war aber noch auf keine Waffe gestoßen, die ihm nicht zusagte.
    Bisher hatte er selbst noch keine Verwendung für eines der menschlichen Organe gehabt, mit denen er handelte, aber falls er jemals eine Niere, eine Leber oder ein Herz brauchen sollte, dann wusste er, woher er das jeweilige Organ bekommen würde.
    Irgendwie war er fünfzig geworden. Es heißt ja, die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man seinen Spaß hat, und Billy
glaubte an nichts anderes mit solcher Inbrunst wie daran, seinen Spaß zu haben.
    Seine Vergnügungssucht erklärte auch, warum er den Versuch aufgegeben hatte, bedeutende Literatur zu schreiben. Schreiben machte keinen Spaß.
    Lesen machte Spaß. Sein ganzes Leben lang war er ein leidenschaftlicher Leser gewesen, der nicht weniger als drei Romane in der Woche verschlang, manchmal sogar doppelt so viele.
    Er hatte keine Geduld mit den paar Büchern auf dem Markt, die Ordnung oder Hoffnung im Leben vermitteln wollten. Er mochte Bücher, die vor Ironie trieften; sarkastische, witzige Romane über die Torheiten der Menschheit und die Sinnlosigkeit des Daseins bereiteten ihm große Freude. Zum Glück fabrizierten Autoren sie zu Tausenden. Er machte sich nichts aus Schriftstellern, die grüblerischem Nihilismus anhingen, sondern zog jene vor, die ihren Nihilismus mit Lachanfällen versüßten, Typen von der Sorte, die mit Vergnügen in der Hölle einen Bratwurststand betreiben würden.
    Bücher bildeten. Sie hatten ihn zu dem Mann gemacht, der er mit fünfzig war: weltklug, fröhlich, rasend gut im Geschäft, zuversichtlich und zufrieden.
    Vor sechs Jahren hatte er begonnen, für einen Mann zu arbeiten, der ein Familienvermögen, das mit legitimen Geschäften erworben worden war, dazu benutzt hatte, ein kriminelles Imperium aufzubauen, eine geniale Umkehrung der üblichen Ordnung der Dinge. Sein derzeitiger Einsatz diente nicht den illegalen Geschäften seines Bosses, sondern dem Boss selbst. Eine persönliche Angelegenheit.
    Wie vereinbart erwartete Georgie Jobbs Billy unter der Brücke. Die Brücke war sechs Spuren breit und bot jede Menge Deckung für eine private Transaktion.

    Georgie stand auf der dunklen Seite neben seinem Suburban Chevrolet, und als Billy im Leerlauf ausrollte, schaltete Georgie eine Taschenlampe ein, hielt sie unter sein Kinn und richtete sie so nach oben auf sein Gesicht, dass ihr Licht seine Züge entstellte und ihn gruselig aussehen ließ. Er wusste, dass Billy gern seinen Spaß hatte, und das war seine Vorstellung von einem geistreichen Scherz.
    Gelegentlich wurde Georgie gefragt, ob er mit Steve Jobs verwandt war, dem berühmten Software-dot.com-Animation-iPhone-Multimilliardär. Das ärgerte Georgie, weil er nicht wollte, dass jemand glaubte, er könne etwas mit solchen Leuten zu tun haben. Statt schlichtweg jede Verwandtschaft abzustreiten, verwies Georgie quengelig auf die unterschiedliche Schreibweise – »He, ich hab zwei Bs« –, was lediglich Verwirrung stiftete.
    Georgie schnitt im Schein der Taschenlampe Grimassen, weil er Billy Pilgrim mochte. Billys größter Vorteil bestand darin, dass er so sympathisch war.
    Die Leute mochten ihn zum einen wegen seiner äußeren Erscheinung. Er war pummelig und hatte ein goldiges Gesicht mit Grübchen und lockigem, blondem Haar, das jetzt wieder so dünn war wie im Säuglingsalter. Er sah einfach zum Knuddeln aus.
    Die Leute mochten Billy zum anderen aber auch deshalb, weil Billy Menschen wirklich mochte . Ihre Ignoranz oder ihre Dummheit, ihr idiotischer Stolz oder ihre Arroganz ließen ihn nicht etwa auf sie herabschauen. Er begeisterte sich vielmehr für das, was sie waren: Figuren in dem größten aller Romane, der von Ironie durchtränkt und voller finsterer Komik war – Charaktere im wirklichen Leben.
    Er stieg aus dem Wagen und sagte: »Na, sieh mal einer an, du bist ja Hannibal Lecter.«

    Georgie verstümmelte den Spruch aus dem Film, in dem es darum ging, die Leber eines Mitmenschen mit dicken Bohnen und einem guten Chianti zu verspeisen.
    »Hör auf, hör bloß auf«, sagte Billy, »sonst mache ich mir noch in die Hose.«
    Er umarmte Georgie Jobbs und fragte ihn, wie es seinem Bruder Steve ginge. Georgie sagte: »Du verrückter Dreckskerl«, und sie gaben sich gegenseitig ein paar freundschaftliche Boxer.
    Die besten privaten Ermittler hatten Skrupel und achteten die Gesetze. Zwei Stufen unter ihnen standen Typen wie Vern Lesley und Bobby Onions.
    Georgie Jobbs stand eine ganze Treppenflucht unter

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