Urangst
auf dem Bildschirm las und fragte: »Was sagt dir das?«
»Nichts.«
Er öffnete die zweite Nachricht: Habe ich nicht gesagt: HALTE DICH BEREIT?
Brian sandte eine Antwort: Bereit.
Als Amy sich auf den zweiten Bürostuhl setzte, hievte sich Fred vom Boden hoch, kam zu ihr, legte sein Kinn auf ihren Oberschenkel und verdrehte die Augen, um zu ihr aufzublicken.
»Braver Fred«, sagte sie und streichelte sein Gesicht. »So ein braver Fred.«
Nachdem sie das beobachtet hatte, raffte sich auch Ethel auf, die gerade kurz vor dem Einnicken gewesen war, und kam, um ihr Kinn auf Amys anderen Oberschenkel zu legen.
»Oh ja, ja, Ethel ist auch brav. Brave, hübsche Ethel, so ein hübsches Mädchen.«
Nickie hatte sich nach ihrer Rückkehr nicht auf dem Fußboden niedergelassen. Sie saß neben Brian und gewährte ihm die Ehre, ihren Kopf sanft zu kraulen, doch sie starrte den Computer mit derselben Intensität an, die sie
aufgeboten hatte, um im Park ein Eichhörnchen zu beobachten.
Er schaute in ihre Augen hinunter, die ihm direkt ins Gesicht sahen, und fragte sich, warum diese Augen ihn in den frühen Morgenstunden dazu getrieben hatten, wie ein Besessener zu zeichnen, und warum sie seine Aufmerksamkeit auch jetzt gefangen hielten, obwohl der Computer den Empfang einer E-Mail anzeigte.
Er las sie Amy laut vor: »Ich werde dran sein.«
»Das ist alles?«
Das Telefon läutete. Die Nummer des Anrufers wurde nicht angezeigt.
Brian streckte die Hand nicht nach dem Hörer aus.
»Das ist sie«, sagte Amy.
»Ich habe seit zehn Jahren nicht mit ihr gesprochen.«
Auch wenn er sich auch noch so sehr wünschte, Hope dem Einfluss ihrer Mutter zu entziehen – die Aussicht, einen weiteren Schritt zurück in Vanessas Universum zu unternehmen, war dennoch beängstigend.
Das Telefon läutete wieder, dann ein drittes Mal, und als er den Hörer abnahm, sagte er schlicht und einfach: »Ja?«
»Bry, sind von den Gebäuden, die du entworfen hast, schon welche eingestürzt?«
»Bisher noch nicht«, sagte er. Fest entschlossen, sich von ihr weder aus Wut noch aus Frustration zu einer Antwort hinreißen zu lassen, die seine Chancen gefährdete, Hope an sich zu bringen.
»Das ist eine reine Zeitfrage, Bry. Wir wissen ja, was passiert, wenn du an einem Zeugungsvorgang beteiligt bist.«
Er hatte den außerordentlichen Klang ihrer Stimme vergessen gehabt, ein Instrument aus Rauch und Stahl.
»Ich finde, es ist an der Zeit«, sagte sie, »dass du die Verantwortung für die Folgen deines armseligen Spermas übernimmst, meinst du nicht auch?«
Er warf einen Blick auf Amy, hatte aber sofort das Gefühl, sie irgendwie zu beschmutzen, wenn er sie auch nur ansah, während er mit Vanessa telefonierte, und daher wandte er die Augen gleich wieder von ihr ab.
»Ich bin mit allem einverstanden, Vanessa. Von meiner Seite gibt es nichts auszuhandeln. Ich sichere dir die vollständige Transparenz meiner Ersparnisse, Girokonten und Geldanlagen zu – du wirst wissen, dass ich dir nichts vorenthalte. «
»Ich will dein Geld nicht, Bry. Du wohnst über deinem Büro. Wenn deine Familie noch am Leben wäre, würdest du wahrscheinlich bei deinen Eltern wohnen. Was auch immer du besitzt, was könnte ich mir davon schon kaufen? Einen hübschen Mantel, das eine oder andere Paar Schuhe?«
Aus den Dingen, die er im Lauf der Jahre in die E-Mails an sie geschrieben hatte, konnte sie keine Rückschlüsse auf seine Lebensumstände gezogen haben.
»Du hast gesagt, du wolltest etwas von mir«, rief er ihr ins Gedächtnis.
»Ich habe jetzt diesen Kerl, der mehr Geld hat als Gott. Er ist sogar noch reicher als der miese Wichser, den mir dein Baby eingetragen hätte, wenn es keine Missgeburt gewesen wäre. Geld ist kein Problem. Weißt du, Bry, es hat eine Zeit gegeben, als ich dir den Tod gewünscht habe.«
»Ich glaube, das wusste ich.«
»Und zwar nicht einen langsamen Tod durch Krebs. Seit damals bin ich mit ein paar Kerlen zusammen gewesen, die es für mich getan hätten, und ich versichere dir, sie hätten ihre Sache gut gemacht. Aber darüber bin ich ziemlich schnell hinweggekommen.«
Wenn seine Nerven Klaviersaiten gewesen wären, hätte man ihnen nur noch hohe Töne entlocken können.
Er hatte seine linke Hand von Nickies Fell genommen. Jetzt legte er sie wieder auf den Nacken der Hündin – und diese Berührung wirkte erstaunlich beruhigend auf ihn.
Vanessa sagte: »Es war befriedigender, dich all die Jahre in der Luft hängen zu lassen und dir
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