Urban Gothic (German Edition)
Mutanten. Alle vier schlugen der Länge nach zu Boden.
Als elegant konnte man Javiers Landung nicht bezeichnen, aber es gelang ihm, das Gleichgewicht zu halten und dem nächsten Gegner den Unterarm ins Gesicht zu rammen, bevor er sich in der Hüfte drehte und den Schwung nutzte, um den Ellenbogen seines anderen Arms in dasselbe Opfer zu stoßen. Allerdings fiel die Kreatur nicht, sondern packte stattdessen Javiers Arm und biss in die ungeschützte Haut. Javier schrie auf und riss den Arm mit einem Ruck zurück. Im Maul der Kreatur blieb ein Fleischbrocken zurück. Wieder schlug er zu und traf den Mutanten an der Nase, die unter dem Treffer brach. Javier drehte sich der Magen um. Die Schmerzen verursachten ihm Übelkeit.
Sein nächster Schlag ging daneben, da sich der anvisierte Schatten unter seiner Faust hindurchduckte und vorstürmte. Anscheinend handelte es sich um einen massigen männlichen Gegner – er hob Javier in die Luft und rammte ihn gegen die Höhlenwand. Javier wurde dagegengepresst. Mit zusammengebissenen Zähnen zischte er, als sein Angreifer mit klauenbewehrten Fingern über seine Brust und seine Rippen kratzte und auf ihn eindrosch wie eine tollwütige Katze. Javier riss schwungvoll das Knie in den Schritt der Kreatur hoch und setzte mit einem Tritt nach, der seinen Gegner zurücktaumeln ließ. Als der Mutant auf dem Boden aufschlug, versetzte Javier ihm einen weiteren Tritt.
Plötzlich wurde ihm klar, dass die anderen rings um ihn zurückgewichen waren. Sie grunzten und johlten, während sich ihr größerer Gefährte auf dem Boden herumrollte. Javier verengte die Augen zu Schlitzen und spähte zu seinem Angreifer hinab. Der wirkte zwar nicht so riesig wie Noigel, dennoch besaß er eine bedrohliche Körperfülle. Die Kreatur rappelte sich mühsam auf.
Javier hielt einen Moment lang inne und dachte über seine Lage nach. Sein Feind schien größer, älter und wesentlich stärker zu sein. Außerdem verfügte er offenbar über Einfluss. Es ließ sich nicht übersehen, was gerade passierte. Der Rest der ... was? Meute? Sippe? ... hielt sich zurück und überließ dem Hünen das Feld. Die anderen traten hinter ihren Anführer oder zumindest besten Kämpfer zurück. Javier fragte sich, wo dieser Neuankömmling in der Hackordnung stehen mochte. Offensichtlich verkörperte Scug so etwas wie eine Führungspersönlichkeit. Noigel schien allgemein gefürchtet zu werden. Wer mochte dieser Mutant sein und wie würden die anderen reagieren, wenn es Javier gelang, ihn zu besiegen?
In der Dunkelheit flackerte eine Laterne. Javier kniff die Augen zusammen und schirmte sie ab. Sein Gegner kicherte. Javier ließ die Hand sinken und starrte hin. Nun konnte er erkennen, dass sein Feind nackt war. Das Wesen sah affenähnlich aus. Die Augen saßen eingesunken in einem teigigen, pockennarbigen Gesicht unter einer wulstigen Stirn.
Von der Nase zeichnete sich wenig mehr als die Löcher ab, die vergilbten Zähne hatte der Mutant in einer zornigen Grimasse gebleckt. Javier hatte ihm einen Schlag verpasst, ihn verletzt, was ihm offensichtlich ganz und gar nicht gefiel. Wonach der Kreatur der Sinn stand, ließ sich kaum übersehen: Sie wollte töten.
Javier hatte andere Vorstellungen.
Er spuckte Blut auf den Boden, ließ den stämmigen Kerl auf sich zukommen und wappnete sich, versuchte, sich mental vorzubereiten. Der Mutant griff an. Trotz der Düsternis erkannte Javier, dass die Kreatur den Kopf einzog und die Arme weit ausstreckte. Beute, die sich wehrte, das kannte sie nicht. In dem Bemühen, noch massiger zu wirken, als sie es ohnehin war, hatte sie eine ungeschützte Haltung eingenommen und sich damit verwundbar gemacht.
Javier wich zurück und zur Seite, ließ seinen Gegner an die Stelle stürmen, an der er noch einen Moment zuvor gestanden hatte. Adrenalin strömte durch Javiers Adern und entfesselte Kraftreserven in ihm. Der Freak wirbelte rasant herum, brüllte und schwang einen Arm in weitem Bogen. Diesmal wich Javier nicht aus, sondern wehrte den Hieb ab und stieß die Kreatur von seinem Körper zurück. Aus dem Gleichgewicht gebracht starrte der Mutant auf seine eigene Faust, als habe sie ihn vorsätzlich verraten. Javier packte das Handgelenk seines Gegners und brachte ihn zum Taumeln. Dann trat er dem Mutanten mit aller Kraft gegen die Brust. Er spürte, wie unter seinem Treffer Rippen brachen, und schnaufte vor Genugtuung. Der massige Freak stieß einen spitzen Schrei aus und stolperte. Javier verdrehte
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