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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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kehrte das Selbstvertrauen zurück. »Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Perry und Leo hielten ihn fest und halfen ihm durch das Loch. Sie beobachteten, wie erst sein Kopf, dann die Schultern, die Brust und der Rest verschwanden, bis Dookie es nach draußen auf das Satteldach geschafft hatte. Er drehte sich um, presste eine Hand gegen das noch unversehrte Glas und kroch davon. Sie sahen ihm nach, bis ihn die Dunkelheit verschluckte.
    »Glauben Sie, er schafftʼs?«, flüsterte Leo.
    »Sollte er besser«, murmelte Perry. »Lass uns zurück nach unten gehen und ein Versteck suchen, bevor noch mehr von denen auftauchen.«
    Sie verließen den Raum und bahnten sich langsam den Weg durch den Flur zum Treppenabsatz. Unterwegs lauschten sie, hörten jedoch keinerlei Anzeichen dafür, dass Jamals Tod oder Dookies Flucht weitere Aufmerksamkeit erregt hatte. Im Haus herrschte Totenstille, als halte das Gebäude den Atem an.
    Sie traten den Weg nach unten an. Perry fragte sich, was geschehen mochte, wenn es ausatmete. Was kroch dann aus dem Gemäuer hervor, um nach ihnen suchen?

22
    Sie konnte nirgends mehr hin.
    Kerri hatte überall gesucht und sich bemüht, einen Ausweg aus dem schier endlosen, verwirrenden Netzwerk von Tunneln zu finden, doch in der Dunkelheit, in der sie ständig von den Freaks verfolgt wurde, erwies sich das als unmöglich. Daher entschied sie sich letztlich für den einzigen Ausgang, von dem sie mit Sicherheit wusste, dass er existierte. Es mochte eine unvernünftige Wahl sein, trotzdem befand sich dort ein Weg nach draußen. Sie beschloss, nach oben zurückzukehren – ins Haus, wo alles angefangen hatte. Kerri hoffte, dort einen Weg vorbei am barrikadierten Eingang, den Fallen und den aus dem Nichts aufgetauchten Holzwänden zu finden. Sie hatte keine Ahnung, was aus Heather oder Javier geworden war, doch sie fürchtete, dass beide nicht mehr lebten. Andernfalls, so mutmaßte sie, hätten sie sich längst durch Rufe bemerkbar gemacht.
    Ihre Beine zitterten vor Erschöpfung. Die Kratzer und Schnitte an ihrem Körper schmerzten. Sie fühlte sich fiebrig, ihr Mund war staubtrocken. Elend und wie betäubt schleppte sich Kerri weiter. Ihr Herzschlag schien in der Brust widerzuhallen, als sei sie ausgehöhlt worden. Und in gewisser Weise traf das vielleicht sogar zu.
    Sie hatte in dieser Nacht einerseits mit ansehen müssen, wie man Tyler und ihre Freunde abschlachtete, andererseits hatte sie selbst getötet und überlebt. In das Leben, das sie vor dem Rap-Konzert geführt hatte, konnte sie nie mehr zurückkehren. Dieses Leben war tot. Die alte Kerri war tot – sie lag mit verspritzter Gehirnmasse neben Tyler und Steph auf dem Boden.
    Sie würde überleben, ja, aber konnte sie mit ihrem Überleben auch leben? Über diese Frage dachte Kerri nach, als sie sich vorsichtig einen Weg zurück ins Haus bahnte und auf Verfolgungsgeräusche oder Anzeichen lauschte, dass es ihre Freunde doch geschafft hatten. Aber in den Höhlen herrschte eine beunruhigende Stille.
    Kerri trat aus einem Tunnelgang und erkannte die Umgebung sofort wieder. Sie befand sich wieder in jener Höhle, die an den Keller grenzte. Erleichtert atmete sie auf. Alles wirkte und klang verwaist. Die restlichen Mörder mussten sich für die Suche nach ihr tiefer in die Katakomben zurückgezogen haben. Sie brauchte es nur noch nach oben zu schaffen und einen Weg ins Freie zu finden. Und wenn ihr das nicht gelang ...
    Wenn ihr das nicht gelang, konnte sie immer noch in das Zimmer im Erdgeschoss zurückkehren, in dem sie sich ursprünglich mit Javier versteckt hatte. Das schien ein sicherer Ort zu sein. Die Freaks hatten sie dort nicht gefunden. Sie konnte in jenen Raum zurückkehren, sich in der Finsternis zusammenrollen und einfach eine Weile schlafen. Wenn sie später aufwachte, würde alles besser sein. Dann blieb immer noch Zeit, mit klarem Kopf über alles nachzudenken.
    Kerri lächelte bei dieser Aussicht und begann, einen Song aus dem Konzert des heutigen Abends zu summen. Sie durchquerte die Höhle, ohne dabei sonderlich vorsichtig oder verstohlen vorzugehen. Nun konnte ihr nichts mehr etwas anhaben. Sie hatte sich für ein Versteck entschieden. Ihr passierte nichts.
    Erst, als sich ihr Summen in ein leises Kichern verwandelte, wurde Kerri klar, was sie gerade tat. Sie zwang sich, leise zu sein, und schüttelte den Kopf, um zur Vernunft zu kommen. Ein neuer Anflug von Grauen erfasste sie. War sie verrückt? Oder übergeschnappt? Oder handelte es

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