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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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»Alles wird gut«, sagte ich und konzentrierte wieder meine Energie auf ihn, sodass er genügend Kraft hatte, sich zu verwandeln.
    Jude stieß einen Seufzer aus, und die Verwandlung vollzog sich. In seiner grauen Wolfsform lag er jetzt in meinen Armen. Das Blut aus seiner Wunde sickerte in sein Fell.
    »Mach deine Augen zu«, sagte ich zu ihm.
    Die violetten Augen des Wolfs schlossen sich.
    Ich nahm die abgebrochene Speerspitze und legte meine Finger um den restlichen Schaft. Der Versuch, meinen Bruder zu heilen, hatte mich so viel Kraft gekostet, dass ich kaum den Arm heben konnte. Daniel legte seine Hand auf meine, sodass wir beide jetzt den Speer hielten.
    »Zusammen«, sagte er.
    Hand in Hand hoben wir den Speer an und stießen ihn tief in die blutende Wunde. Der Körper des Wolfs verkrampfte sich und lag dann ganz still da.
    »Ich liebe dich«, flüsterte ich Jude zu und zog den Speer heraus.
    Ich legte meine Arme um den Wolf und zählte meine Herzschläge. Dreißig. Bis sich der Wolf schließlich auflöste und es wieder der Körper meines Bruders war, den ich in den Armen hielt.
    Am Ende war es also meine schreckliche Gabe, die Jude befreit hatte – die grausame Gnade. Denn um seine Seele zu retten, hatte ich ihn töten müssen. Einige Menschen konnte ich heilen und einige konnte ich ins Leben zurückführen, aber für andere – wie Jude – war mein Geschenk einzig der Tod.
    Aber ich hatte seine Seele befreit.
    Alles würde gut sein.
    Ich hielt Jude fest, bis ich sicher war, dass er nicht zurückkommen würde. Ich strich ihm das Haar aus dem Gesicht und küsste die Narbe über seiner linken Augenbraue. Dann ließ ich ihn auf den Boden sinken. Daniel schien zu wissen, was ich nun brauchte, und streckte die Hand aus. Er half mir aufzustehen, und aneinandergelehnt standen wir da und sammelten unsere Kräfte. Wir waren beide verletzt, aber noch immer am Leben. Wir blickten zu der Menschenmenge, die sich am Rand des Rings gebildet hatte. All unsere Freunde sahen zu uns herüber: die verlorenen Jungs – nur Brent war nicht mehr da. Lisa mit James auf den Armen und Jarem an ihrer Seite. Gabriel und die anderen Ältesten. Die Ringwächter des Etlu-Clans.
    Hinter unseren Freunden hatten sich weitere Zuschauer versammelt – sie alle waren Zeugen der schlimmsten Augenblicke meines Lebens geworden.
    Irgendjemand rammte drei Mal laut seinen Speer auf den Boden. Alle Mitglieder des Etlu-Clans ließen sich auf ein Knie herunter, pressten die Faust auf den Boden und verneigten sich vor uns. Sogar ein paar der anderen Zuschauer folgten ihrem Beispiel.
    Ich schaute zu Daniel. Er drückte meine Hand und beantwortete die Frage, die ich noch gar nicht gestellt hatte. »Ja«, sagte er. »Es ist vorbei.«
    Und wir waren als Letzte übrig geblieben.

KAPITEL 38
    Erwachen
    Drei Tage später
    Ich saß auf der Verandaschaukel und starrte in den orangefarbenen Himmel. Es war der perfekte Hintergrund für den Walnussbaum, in dessen Ästen Jude, Daniel und ich in unserer Kindheit so viel herumgeklettert waren. Ich sog die frühe Abendluft mit tiefen Atemzügen ein. Sie brannte kalt und eisig in meiner Lunge, aber der scharfe Schmerz beim Einatmen wirkte belebend.
    Zum ersten Mal seit drei Tagen hatte ich wieder das Gefühl, richtig wach zu sein.
    Die Ereignisse in den vielen Stunden nach der Zeremonie waren mehr oder weniger wie in einem Nebel an mir vorbeigezogen. Ich war völlig erschöpft gewesen und hatte gegen die Müdigkeit angekämpft, die mich zu übermannen drohte, nachdem ich so viel Energie aufgebracht hatte, um Judes Seele zu befreien. Doch zum Ausruhen war keine Zeit gewesen. So viele Dinge mussten getan, so viele Entscheidungen getroffen werden. Und so viele Menschen schienen zu glauben, dass Daniel und ich nun diejenigen waren, die die Verantwortung trugen.
    Die Ältesten hatten Jude die standesgemäße Verabschiedung eines Kriegers geben wollen – zusammen mit den fünf toten Ringwächtern, die wir im Kampf gegen die Shadow Kings während der Zeremonie verloren hatten, sollten seine sterblichen Überreste verbrannt werden. Doch ich erhob Einspruch, weil ich wusste, dass Mom es lieber sehen würde, wenn Jude ein angemessenes menschliches Begräbnis erhielt. Das allerdings hatte uns vor die Frage gestellt, wie wir Judes Tod erklären sollten, damit auch der Sheriff und die restliche Stadt uns Glauben schenken könnten. Denn noch immer war an Judes Körper die schreckliche Verletzung zu sehen, die Caleb ihm zugefügt

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