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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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zusammen mit ihrer italienischen Übersetzung. Und sonst nichts.«
    »Wenn die Botschaft unvollständig war, hätte Schwester Lucia dann nicht Einwände erhoben?«, fragte Michener.
    »Sie war alt und gebrechlich«, erwiderte Ngovi. »Ich erinnere mich, dass sie nur einen Blick auf die Seite warf und nickte. Man sagte mir, dass sie kaum noch etwas sah und praktisch taub war. «
    »Maurice hat mich um eine Überprüfung gebeten«, berichtete der Archivar. »Valendrea und Paul VI. betraten die Riserva am 18. Mai 1978. Eine Stunde später kehrte Valendrea auf Pauls ausdrücklichen Befehl zurück und hielt sich dort etwa fünfzehn Minuten allein auf.«
    Ngovi nickte. »Anscheinend hat das, was Hochwürden Tibor Clemens schickte, etwas aufgerührt, was Valendrea für längst vergessen hielt.«
    »Und möglicherweise hat das Tibor das Leben gekostet. « M ichener dachte nach. »Valendrea nannte das, was offensichtlich verschwunden ist, die Kopie einer Übersetzung . Was war da übersetzt worden?«
    »Colin«, bemerkte Ngovi. »Das dritte Geheimnis von Fatima bedeutet offensichtlich mehr, als uns bewusst ist. «
    »Und Valendrea ist der Meinung, dass ich es habe.«
    »Haben Sie es denn?«, fragte Ngovi.
    Michener schüttelte den Kopf. »Wenn ich das verdammte Ding hätte, würde ich es ihm geben. Ich hab die Sache satt und will einfach nur noch hier weg.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was Clemens mit der Kopie gemacht haben könnte?«
    Michener hatte noch nicht wirklich über diese Frage nachgedacht. »Nicht die geringste. Ein Diebstahl sähe Clemens gar nicht ähnlich.« Ein Selbstmord übrigens auch nicht, dachte er, hielt aber lieber den Mund. Der Archivar wusste nichts davon, und so sollte es bleiben. Doch er sah Ngovi an, dass der Kenianer gerade den gleichen Gedanken hatte.
    »Und was ist mit Bosnien?«, fragte Ngovi.
    »Noch eigenartiger als Rumänien.«
    Er zeigte den beiden Jasnas Niederschrift. Er hatte Valendrea nur eine Kopie gegeben und selbst das Original behalten.
    »Allzu glaubwürdig erscheint mir das nicht«, meinte Ngovi nach der Lektüre. »Medjugorje kommt mir eher unwichtig vor, nicht wie eine echte religiöse Erfahrung. Dieses zehnte Geheimnis könnte einfach der Einbildungskraft der Seherin entsprungen sein, und angesichts seiner Tragweite muss ich diese Erklärung ernsthaft in Erwägung ziehen. «
    »Genau dasselbe habe ich auch gedacht«, stimmte Michener zu. »Jasna ist von der Echtheit ihrer Erfahrung überzeugt und zu keinerlei kritischer Distanz fähig. Mich wundert allerdings, dass Valendrea auf die Lektüre der Botschaft so heftig reagierte.« Er erzählte ihnen, was gerade passiert war.
    »Genau so hat er sich auch in der Riserva verhalten«, sagte der Archivar. »Er war wie wahnsinnig.«
    Michener sah Ngovi aufmerksam an. »Was ist da los, Maurice?«
    »Ich weiß es auch nicht. Vor Jahren, als ich noch Bischof war, brachte ich im Auftrag von Johannes Paul zusammen mit anderen Würdenträgern drei Monate mit dem Studium des dritten Geheimnisses zu. Diese Botschaft war ganz anders als die ersten beiden. Jene waren präzise und detailliert, das dritte Geheimnis dagegen hatte eher etwas von einem Gleichnis. Seine Heiligkeit war der Meinung, die Kirche müsse Anleitung zu seiner Interpretation geben. So sah auch ich es. Doch wir kamen überhaupt nicht darauf, dass die Botschaft unvollständig sein könnte.«
    Ngovi deutete auf einen dicken Folianten, der auf dem Tisch lag. Es war ein uraltes Manuskript, dessen Seiten so stark bräunlich verfärbt waren, dass sie wie angesengt wirkten. Der Deckel war lateinisch beschriftet und mit bunten Miniature n v erziert, die wahrscheinlich Päpste und Kardinäle darstellen sollten. Die rote Tinte der Aufschrift LIGNUM VITAE war fast bis zur Unlesbarkeit verblichen.
    Ngovi setzte sich auf einen der Stühle und fragte Michener : » Was wissen Sie über den Heiligen Malachius?«
    »Genug, um an seiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass seine Prophezeiungen ernst zu nehmen sind. Dieser Band hier wurde 1595 von dem Dominikanermönch und Historiker Arnold Wion herausgegeben, der darin festhält, was der Heilige Malachius selbst über seine Visionen schrieb.«
    »Maurice, diese Visionen ereigneten sich in der Mitte des zwölften Jahrhunderts. Wion schrieb sie erst vierhundert Jahre später nieder. Ich kenne die Geschichte. Wer kann wissen, was Malachius wirklich gesagt hat und ob er überhaupt irgendetwas gesagt hat? Seine

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