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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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ursprünglichen Worte sind nicht erhalten.«
    »Aber im Jahr 1595 lagen Wion die Schriften von Malachius vor«, entgegnete der Archivar. »Das lässt sich unseren Verzeichnissen entnehmen. Wion muss also Zugang zu ihnen gehabt haben.«
    »Wenn Wions Buch erhalten blieb, warum dann nicht auch die Schriften des Malachius?«
    Ngovi zeigte auf den Band. »Ob Wions Aufzeichnungen nun eine Fälschung sind oder nicht, die Prophezeiungen an sich sind erstaunlich zutreffend. Und das hat sich nach dem, was in den letzten Tagen vorgefallen ist, sogar noch verstärkt. «
    Ngovi legte ihm drei getippte Seiten vor. Michener überflog sie und stellte fest, dass es sich um eine Zusammenfassung handelte.
    Malachius war 1094 in Irland geboren. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren wurde er Priester und mit dreißig Bischof. 1139 verließ er Irland und reiste nach Rom, wo er Papst Innozenz II. Bericht über seine Diözese erstattete. In Rom hatte er eine merkwürdige Vision der Zukunft; er sah eine lange Liste von Männern, die eines Tages die Kirche regieren würden. Er hielt seine Vision auf Pergament fest und schenkte das Manuskript Innozenz. Der Papst las die Seiten, versiegelte sie und deponierte sie im Archiv, wo sie bis 1595 verblieben. Zu diesem Zeitpunkt schrieb Arnold Wion die Liste der Päpste aus Malachius ’ Vision ab und notierte für jeden Papst das prophezeite Motto. Er begann mit Celestinus II. im Jahr 1143 und endete hundertelf Päpste später mit dem angeblich letzten Papst.
    »Es gibt keinerlei Beweis, dass Malachius überhaupt Visionen hatte«, bemerkte Michener. »Wenn ich mich recht erinnere, wurde all das im neunzehnten Jahrhundert aus unsicheren Quellen hinzugefügt.«
    »Lesen Sie einmal ein paar seiner Leitsprüche«, meinte Ngovi gelassen.
    Michener konzentrierte sich wieder auf die Seite in seiner Hand. Der einundachtzigste Papst erhielt in der Prophezeiung das Motto: Die Lilie und die Rose . Urban VIII . der entsprechende Papst, kam aus Florenz, das die rote Lilie im Stadtwappen führt. Außerdem war er Bischof von Spoleto, in dessen Wappen eine Rose prangt. Der vierundneunzigste Papst erhielt die Bezeichnung Rose von Umbrien . Bevor Clemens XIII. Papst wurde, war er Gouverneur von Umbrien. Apostolischer Wanderer , dieses Motto wurde dem sechsundneunzigsten Papst vorhergesagt. Pius VI. beendete seine Tage, aus Rom verbannt, als Gefangener der französischen Revolutionäre. Leo der XIII. war der hundertzweite Papst. Ein Licht am Himmel lautete sein Motto. Das Papstwappen Leos zeigte einen Kometen. Johannes XXIII. wurde Hirte und Seeman n g enannt, was passte, da er sein Papstamt als das eines Hirten verstand und der Stempel des von ihm einberufenen Zweiten Vatikanischen Konzils ein Kreuz und ein Schiff abbildete. Außerdem war Johannes vor seiner Papstwahl Patriarch von Venedig, was seit alters her eine Hafenstadt ist.
    Michener blickte auf. »Das ist interessant, aber was hat das mit dem Rest zu tun?«
    »Clemens war der hundertelfte Papst. Malachius nannte ihn Ruhm des Olivenbaums . Erinnern Sie sich an Kapitel vierundzwanzig aus dem Evangelium des Matthäus, die Zeichen der Endzeit?«
    Gewiss. Als Jesus den Tempel verließ, wiesen seine Jünger ihn auf die gewaltigen Bauten des Tempels hin. Er sagte zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Kein Stein wird hier auf dem anderen bleiben; alles wird niedergerissen werden. Als er später auf dem Ölberg saß, fragten ihn seine Jünger, wann das alles geschehen und was das Zeichen des Endes der Welt sein werde.
    »In diesem Kapitel kündigte Jesus seine Wiederkunft an. Aber, Maurice, Sie sind doch nicht ernstlich der Meinung, dass das Ende der Welt bevorsteht?«
    »Vielleicht keine ganz so große Katastrophe, aber jedenfalls ein Ende und ein Neuanfang. Nach der Prophezeiung ist Clemens der letzte Papst vor diesem Ereignis. Und da ist noch etwas. Nach Malachius ’ Liste, die mit dem Jahr 1143 beginnt, sind wir jetzt beim hundertzwölften und damit dem letzten Papst angelangt. Malachius sagte im Jahr 1138 voraus, dass der Name dieses Papstes Petrus Romanus lauten werde.«
    »Aber das ist ein Irrtum«, entgegnete Michener. »Es heißt inzwischen, dass Malachius niemals einen Petrus vorhergesagt hat. Das wurde vielmehr erst im neunzehnten Jahrhundert einer Veröffentlichung seiner Prophezeiungen hinzugefügt. «
    »Ich wünschte, Sie hätten Recht«, gab Ngovi zurück. Er streifte ein paar Baumwollhandschuhe über und schlug den schweren Folianten vorsichtig auf. Das

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