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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Aufforderung enthalten, nach dem Willen des Herrn zu handeln. Die Jungfrau ist die Botin des Himmels. Sie führt uns und berät uns weise, wir aber sind zu dumm, auf sie zu hören. In der Neuzeit hat der Fehler mit La Salette begonnen.«
    Michener kannte die Erscheinung von La Salette, einem kleinen Bergdorf in den französischen Alpen, bis ins Detail. Im Jahr 1846 hatten zwei Hirtenkinder, ein Junge namens Maxim und ein Mädchen namens Mélanie, angeblich eine Vision gehabt. Der Vorfall ähnelte in vieler Hinsicht der Erscheinung von Fatima – Kinder bei der Herde, ein Licht, das vom Himmel herabkam, und das Bild einer Frau, die mit ihnen sprach.
    »Soweit ich mich erinnere«, bemerkte Michener, »empfingen die beiden Kinder Geheimnisse, die schließlich aufgezeichnet und Pius IX. vorgelegt wurden. Die Seher veröffentlichten später ihre eigene Version. Der Vorwurf der Beschönigung wurde erhoben. Für viele war das ein Stein des Anstoßes.«
    »Wollen Sie behaupten, dass es zwischen La Salette und Fatima eine Beziehung gibt?«, fragte Katerina.
    In Tibors Miene zeichnete sich Verärgerung ab. »Ich behaupte überhaupt nichts. Der Hochwürdige Herr hier hat Zugang zu den Archiven. Kann er eine Beziehung bestätigen?«
    »Ich habe mich mit den Erscheinungen von La Salette befasst«, antwortete Michener. »Nach der Lektüre der Geheimnisse gab Pius keinen Kommentar ab und verbot ihre Veröffentlichung. Und obwohl die Originaltexte im Verzeichnis Pius ’ IX. aufgeführt sind, befinden die Geheimnisse sich nicht mehr im Archiv. «
    » 1960 habe ich dort nach den Geheimnissen von La Salett e g esucht und schon damals nichts gefunden. Doch es gibt Hinweise auf ihren Inhalt. «
    Michener wusste genau, wovon Tibor sprach. »Ich habe die Berichte von Zeugen gelesen, die anwesend waren, als Mélanie die Botschaft niederschrieb. Sie fragte, wie man unfehlbar, besudelt und Antichrist schreibt, wenn ich mich recht erinnere.«
    Tibor nickte.
    »Pius IX. hat uns selbst ein paar Hinweise gegeben. Nach der Lektüre von Maxims Botschaft sagte er: › Hier haben wir die Aufrichtigkeit und Unverfälschtheit eines Kindes. ‹ Nach Mélanies Botschaft rief er jedoch aus: › Ich habe weniger von offener Gottlosigkeit zu befürchten als von der Gleichgültigkeit. Nicht ohne Grund nennt man die Kirche streitbar, und ich bin ihr Anführer. ‹ «
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis«, sagte Tibor. »Mélanie war erbost über die Reaktion des Papstes. ›Dieses Geheimnis sollte dem Papst Freude bereiten‹, erklärte sie. ›Ein Papst sollte gerne leiden‹.«
    Michener fiel ein, dass es damals einen Erlass der Kirche gegeben hatte, der den Gläubigen jede Diskussion über die Erscheinungen von La Salette unter Androhung von Sanktionen untersagte. »Hochwürden, La Salette wurde niemals für so glaubwürdig gehalten wie Fatima.«
    »Weil die Originaltexte der Seher verschwunden sind. Wir können nur noch spekulieren. Aufgrund des Verbots der Kirche wurde das Thema nicht mehr diskutiert. Unmittelbar nach der Erscheinung sagte Maxim, die Botschaft der Jungfrau verh eiße für manche Menschen Gutes und für andere etwas Schlechtes. Genau dieselben Worte verwendete Lucia mehrere Jahre später in Fatima: ›Für manche gut. Für andere schlecht.‹« Der Priester leerte seinen Bierkrug. Das Bier schie n i hm zu schmecken. »Maxim und Lucia hatten beide Recht. Für manche gut, für andere schlecht. Es wird Zeit, die Botschaft der Madonna endlich zu hören.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Michener genervt.
    »In Fatima wurde der Wille Gottes klar und deutlich ausgesprochen. Das Geheimnis von La Salette habe ich nicht gelesen, doch ich kann mir den Inhalt denken. «
    Michener hatte die Rätsel satt, beschloss aber, den alten Priester reden zu lassen. »Ich weiß, was die Jungfrau im zweiten Geheimnis von Fatima über die Weihe Russlands sagte und über die schrecklichen Dinge, die geschehen würden, wenn Russland nicht geweiht würde. Das ist zugegebenermaßen eine konkrete Anweisung …«
    »Und doch«, unterbrach ihn Tibor, »hat bis zu Johannes Paul II. kein Papst die Weihe vorgenommen. Erst 1984 wurde Russland von allen Bischöfen der Welt unter Leitung des Papstes geweiht. Und sehen Sie doch mal, was von 1917 bis 1984 passiert ist. Der Kommunismus ist aufgeblüht. Millionen Menschen sind gestorben. Rumänien wurde vergewaltigt und ausgeplündert. Was hatte die Jungfrau gesagt? Die Guten werden gemartert werden, der Heilige Vater

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