Urgum der Barbar
Fräulein Blenkinsop aus der Rechnungsablageabteilung kennenlernen.«
»Sie verzeihen mir sicher, wenn ich ihr nicht die Hand schüttle«, sagte Divina trocken.
Aus der Mitte der Truppen ertönte ein klirrendes, rasselndes Geräusch. Die Pferde in den vorderen Reihen traten beiseite und zwei riesige Ochsen zogen eine gewaltige Kanone in Stellung. Eine kleine Frau in großen Stiefeln saß breitbeinig darauf und nach ihren Anweisungen zielte die Kanone schließlich genau auf Olks Brust. Sie hielt außerdem ein Stück geteerte Schnur in der Hand und einen Zündstein.
»Sind Sie bereits geladen, Fräulein Blenkinsop?«, fragte der Eintreiber.
Fräulein Blenkinsop nickte daraufhin, hüpfte von der Kanone und stellte sich neben die kleine Zündschnur am hinteren Ende.
»Das ist Ihre letzte Chance«, sagte Herr Perkins. »Entweder geht der Dickwanst aus dem Weg oder Fräulein Blenkinsop schießt ein Loch in ihn rein.«
»Wow, stellt euch das mal vor!«, rief Ruinn hoch über ihnen aus. »Wenn man da durchklettert, dann sieht man Olks gesamte Eingeweidelandschaft um sich herum arbeiten.«
»Olk wird sich nicht bewegen«, sagte Robbin. »Er hat auch seinen Stolz, wisst ihr.«
Der Eintreiber grinste. »Machen Sie sich schussbereit, Fräulein Blenkinsop!«
Fräulein Blenkinsop entfachte einen Funken und zündete das kleine Stück geteerte Schnur an. Währenddessen ließ Mungoid kurz seinen Hammer auf den Boden sinken und spuckte sich in die Hände. Dann nahm er den Griff wieder auf, schwang den schweren Kopf auf seine Schulter und trat direkt zwischen Olk und die Kanone.
»Gehen Sie aus dem Weg!«, schnauzte Herr Perkins ihn an. »Eigentlisch wollte isch gerade vorschlagen, dasch Sie ihren Leuten entlang der Allee vorschlagen, schie schollen schisch an den Rand schtellen«, sagte Mungoid.
»Hab kein Wort davon verstanden«, sagte der Eintreiber.
»Dasch ischt schehr schade für die«, sagte Mungoid.
»FEUER!«, brüllte Herr Perkins.
Fräulein Blenkinsop hielt das brennende Stück Schnur an die Zündschnur der Kanone und …
BUM-ZACK-WUSCH-SPUCK-»AAARGHH«-»HURRAH!«
Die Kugel schoss aus der Kanone, Mungoid schwang seinen großen Hammer und schlug die Kugel geradeaus die Allee des Lächelns hinunter, wo sie mehrere berittene Palastwachen wie Kegel umwarf. Die Jungs über ihm jubelten wie verrückt.
»GROSSARTIG!«, riefen sie.
»Aber liegt er damit in punkto furchtbarer Tod vor Olk?«, fragte Robbin.
»Es war schon gut!«, gab Ruinn zu. »Oh doch, wirklich, das war sehr gut.«
Aber am allerbesten war Folgendes: Ein durchdringendes Fingerpfeifen erschallte vom Wachturm, und als Mungoid sich umwandte, sah er, dass Molly jubelnd auf und ab hüpfte... und Grizelda ebenfalls! Mungoid war daraufhin so abgehoben, dass es eine Weile dauerte, bis ihm ein tiefes Schnurren auffiel, das er nie zuvor gehört hatte.
Mungoid wandte sich überrascht an Olk. »Bischt du dasch etwa, der da lascht, alter Kumpel?«, fragte er.
Olk nickte, während seine großen Schultern sich langsam schüttelten.
»Aber das ist NICHT witzig!«, kreischte Herr Perkins. »Haben Sie vergessen, dass ich ein F28 eingereicht habe? Ich bin berechtigt, diese gesamte Kluft mit Ihnen allen darin völlig dem Erdboden gleichzumachen. Ich habe Bogenschützen, kleine Feuer, Speere und ausgebildete Speerwerfer an diesem Felsentor versammelt. Unmöglich könnt ihr ihnen allen standhalten, und wenn sie mit euch fertig sind, dann habe ich immer noch ein ganzes Geschwader berittene Lanzenträger, die euch einfach ummähen werden.«
»Dann schollten wir keine Tscheit mit Reden verschwenden«, murmelte Mungoid. »Losch gehtsch.«
»Aber ehe wir anfangen«, sagte Divina. »Hätte jemand gerne ein bisschen Leber mit Ananasstückchen?«
Es gab allerdings keine Abnehmer dafür, weil die gesamte Armee sich zum Angriff rüstete. Bogen wurden gespannt, Schwerter gezogen, Speere gehoben, die gesamte Ebene hielt den Atem an und machte sich auf das Blutbad gefasst, das bestimmt gleich folgen würde. Mungoids Augen zuckten hin und her und seine Knöchel um den Griff des Hammers waren weiß. Hoch über der Ebene hatten die Jungs schon jeden einzelnen Felsklumpen bis an die äußerste Kante der Klippen gerückt und die beiden glücklichen Hausgeier leckten sich die Schnäbel.
Eine kalte Stille setzte ein: Die Spannung war unerträglich. Aller Augen waren auf Herrn Perkins gerichtet, der sich zusammenriss und darauf vorbereitete, den bedeutendsten Befehl seines
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