Urlaub mit Papa
Bedienung hat nicht so lange Wege. Es wundert mich, dass Nils nicht von selbst darauf gekommen ist. Ich denk, er hat das Einrichten studiert. Na ja, da zahlt sich eben erfahrenes Personal aus. Oh, hallo, da sind ja auch meine Lieblingsdamen.« Er ging den Zwillingen entgegen, die ihn anstrahlten. »Ihr könnt gleich helfen, die Tischdecken aufzulegen.«
Marleen schwieg immer noch. Hubert stellte sich zu ihr.
»Ja, Marleen, da bist du sprachlos, was? Die Jungs und ich sind wirklich ein gutes Team.«
»Sag mal, Hubert«, Marleen drehte sich langsam zum Liebsten ihrer Lieblingstante, »was hältst du davon, wenn du mit deinem Freund Heinz und den Zwillingen zum Weststrand fährst und den Kindern mal die Möwen zeigst?«
»Wie? Möwen?«, fragte Hubert verwirrt. »Wir sind doch noch gar nicht fertig.«
Ich ging neben den Zwillingen in die Hocke und flüsterte: »Er kennt alle Möwen. Und er weiß, wo sie nisten.«
Lena schlug sich die Hand vor den Mund.
»Ist das der Möwenkönig?«, flüsterte sie ehrfürchtig.
Ich nickte und legte den Finger auf die Lippen. »Aber pst! Geheimnis.«
Aufgeregt zog Emily meinen Vater an der Hand. »Heinz, wir wollen mit dem Mann zu den Möwen.«
Mein Vater schaute die beiden erstaunt an. »Ihr wolltet doch helfen.«
»Nein, bitte, erst zu den Möwen. Bitte!«
Mit diesem Tonfall und diesen Augen hätten sie jeden Mann erlegt. Mein Vater sah Hubert an und wies auf die beiden.
»Hubert, wie haben doch hier alles erledigt. Den Kleinkram können die anderen noch machen. Die jungen Damen haben einen Herzenswunsch.«
Als Lena ihre kleine Hand in Huberts schob, war die Sache erledigt.
»Gut.« Marleens Stimme klang wieder normal. »Dann fahrt ihr zu den Möwen und wir machen hier… Ach, Nils, da bist du ja.« Sie sah ihn nur kurz an. »Reg dich nicht auf, wir regeln das gleich. Sobald Heinz und Hubert weg sind.«
Carsten wischte mit der Hand über einen Tisch. »Ich glaube, ich fahre auch mit. Oder braucht ihr mich noch? Nils?«
Nils war blass und völlig sprachlos. Stattdessen antwortete Marleen.
»Nein, Carsten, fahr ruhig mit. Und Kalli, du auch. Onno, dich brauche ich aber noch.«
Sobald die vier mit den Kindern den Raum verlassen hatten, sank Marleen neben Nils auf eine Bank.
»Christine, wenn Heinz nicht dein Vater und Hubert nicht der Freund von Theda wäre, hätte ich gerade eben einen Doppelmord begangen. U-Form. Jetzt schnappen sie völlig über. Tolle Hilfe. Und wir können wieder von vorne anfangen.«
Herr Keller mischte sich ein. »Der mit der Mütze war der Schlimmste.«
»Und Sie sind eine Petze.« Immerhin war der mit der Mütze mein Vater. »Wir packen zuerst die Folien zusammen. Den Müll nehmen Sie ja mit. Los, kommt.«
Nach einer halben Stunde hatten wir mit vereinten Kräften das gesamte Verpackungsmaterial in den Möbelwagen geschafft. Der immer noch beleidigte Herr Keller ließ sich von Marleen die Lieferung quittieren, kassierte sein Trinkgeld und fuhr mit seinen Kollegen zurück zum Hafen.
Nils sah ihnen hinterher. »Das Geld sollten wir uns von den Herren wiedergeben lassen. Die mit ihrer U-Form.« Er schüttelte den Kopf. »So was Bescheuertes.«
Onno räusperte sich. »Ein bisschen mehr Respekt, bitte. Ich halte das ja immer noch für eine gute Idee, aber bitte.«
Marleen holte Luft. »Nils, wo ist dein Plan… Danke. Also, Christine und Gesa, ihr übernehmt die linke Tischreihe, Nils und Dorothea die rechte, Onno und ich fangen hinten an. Und los.«
Während ich mit Gesa den ersten Tisch hob, fiel mir ein, dass ich nun schon seit einer Stunde nicht mehr an Johann gedacht hatte. Irgendwie gab es mir Mut.
Wir hatten fast die Hälfte der Kneipe so eingerichtet, wie Nils’ Plan es vorsah, als Onno auf einen Stuhl sank und seine Arme vor der Brust verschränkte.
»Ich kann nicht mehr. Ich habe Hunger. Es ist schon nach zwölf und es gab nicht mal Frühstück. Wenn es auch kein Mittagessen gibt, gehe ich nach Hause.«
Er klang nicht so, als würde er sich auf eine Diskussion einlassen. Marleen sah auf die Uhr.
»Na gut, dann machen wir jetzt Pause. Ich habe Linsensuppe gekocht, die ist in zehn Minuten heiß. Gesa, kommst du mit rüber, Tisch decken?«
Onno folgte den beiden, er ließ sich auf kein Risiko ein. An der Tür drehte er sich um.
»Ich fange an zu essen, egal, wann ihr kommt.«
Nils, Dorothea und ich schoben noch drei Tische an die richtige Stelle, dann streckte sich Nils und schaute sich um.
»Das wird doch. Ich habe auch
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