Urlaub mit Papa
Alles gut. Gisbert wollte gerade los und wir haben noch einiges vor. Können wir jetzt?« Sie schaute warnend in die Runde.
»Ach, übrigens, Marleen.« Mein Vater hob Emily vorsichtig von seinen Schultern. »Vor der Pension steht ein Polizeiwagen. Ich habe den Beamten gefragt, wen er sucht, ich dachte schon…, der will aber nur zu dir, irgendwas abgeben.«
»Ja, gut.« Marleen ging zur Tür. »Macht bitte weiter, ich werde langsam nervös.«
»Marleen, warte.« Onno ließ sein Werkzeug einfach fallen.
Sie blieb stehen. »Warum?«
»Ich komme mit. Gerd hat Dienst, ich sag ihm mal Moin.«
Als beide draußen waren, fragte Dorothea: »Gerd?«
Nils griff zum nächsten Tisch. »Gerd ist Onnos Bruder. Und einer der Inselpolizisten.«
Hubert starrte gedankenverloren durchs Fenster. Ich stupste ihn an.
»Alles in Ordnung?«
»Wie?« Er zuckte zusammen. »Ich habe geträumt. Entschuldigung.«
Entweder hatten die Möwen, die Kinder oder mein Vater ihn fertig gemacht. Vermutlich war es die Kombination gewesen. Zumindest wirkte der Arme so, als hätte er eine Erscheinung gehabt.
»Also«, ich versuchte einen aufmunternden Ton, »wenn du Lust hast, kannst du Kalli helfen, Tische zu tragen.«
»Wird gemacht.« Er setzte sich sofort in Bewegung.
Mein Vater schlenderte inzwischen durch die Kneipe, an jeder Hand ein Kind, und zeigte ihnen alles.
»Seht mal, da vor dem Kamin stehen lauter Sessel und Sofas, da kann man sich hinflegeln und ins Feuer gucken. Das heißt Lounge.« Er sprach es wie »Longdsche« aus. »Das ist jetzt hochmodern und vornehm.« Er stutzte und zog die Augenbrauen hoch. »Und dahinten sieht es aus wie in jedem Restaurant. Ziemlich langweilig. Aber egal.«
Nils machte hinter seinem Rücken eine Grimasse, arbeitete aber schweigend weiter.
»Und hier ist der Tresen, da kommen diese Barhocker davor. Das ist dann wieder sehr elegant. Da warten die Herren auf die Damen, mit denen sie hier verabredet sind.«
»Warum warten die Herren denn?« Lena strich respektvoll über einen Barhocker.
»Weil die Damen immer zu spät kommen. Das ist ihre Natur.«
»Papa! Erzähl den Kindern nicht so einen Schwachsinn.«
»Wieso ist das Schwachsinn? Das ist Statistik.«
»Dann haben sie dich nicht mitgerechnet. Mama muss immer auf dich warten, weil du so trödelst. Und sie ist pünktlich.«
Mein Vater bückte sich zu den Kindern. »Ich habe euch Malblöcke und Stifte auf die Fensterbank gelegt. Malt doch ein paar schöne Bilder zur Eröffnung.«
Die Zwillinge zogen ab, ich schraubte ein Tischbein fester und sagte: »Feigling. Du gibst es noch nicht mal zu.«
»Deine Mutter kommt immer zu früh, das ist auch nicht pünktlich. Geht es dir wieder besser?«
»Ich hatte nur ein bisschen schlechte Laune. Mach dir keine Gedanken.« Ich schraubte verbissen weiter und wechselte das Thema. »Was habt ihr eigentlich mit Hubert gemacht? Er war vorhin ganz verwirrt.«
Mein Vater betrachtete Hubert nachdenklich, der am anderen Ende des Raumes zusammen mit Kalli Tische schleppte. »Ich weiß auch nicht. Ich war kurz weg und habe ihn bei den Kindern gelassen, und als ich zurückkam, war er so komisch.«
»Wieso? Wo bist du denn hingegangen?«
Er lächelte zufrieden. »Ich habe Marleen ein wunderbares Einweihungsgeschenk gekauft. Sie wird Augen machen.«
Das klang gefährlich. »Was hast du denn gekauft?«
»Ein Fischernetz. Gebraucht.«
Mir fiel der Schraubenzieher aus der Hand. »Papa, das wollte sie doch…«
»Pst! Da kommt sie.«
Marleen sah aus, als hätte sie ein Gespenst gesehen. Sie ging auf mich zu, dicht gefolgt von Onno, der ihr vor Aufregung fast in die Hacken trat. Bevor sie etwas sagen konnte, fragte mein Vater:
»Und? Was wollte die Polizei?«
Sie nahm ihn erst jetzt wahr. »Nichts Besonderes. Nur was fragen.«
»Und was ab… au.«
Onno zog mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Bein zurück. Marleen legt ihre Hand auf seinen Arm. »Habe ich dich getroffen? Das tut mir leid.«
Sie lächelte ihn entschuldigend an, ich war mir sicher, dass es Absicht gewesen war. Dann flüsterte sie mir zu: »Ich muss dir gleich was erzählen. Wenn wir allein sind.«
Ein Geräusch, das wir alle kannten, unterbrach sämtliche Aktivitäten. Gisbert kam mit seinem zerschrammten Moped auf den Hof gebrettert. Der Unfall hatte ihn nicht zum umsichtigeren Fahren gebracht. Dorothea sah aus dem Fenster.
»Herr, gib mir Geduld. Und da kommt auch noch ein Taxi. Will das auch zu uns?«
Es wollte, hielt in der Einfahrt und
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