Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
uns gestern Abend sehr theatralisch mitgeteilt, dass du in einer privaten Krise steckst und wir alle ein wenig Rücksicht nehmen sollen.«
    Sie grinste, ich verschluckte mich.
    Nils stieß sie an. »Dorothea, das war vertraulich.«
    Mein Brötchen landete angebissen auf meinem Teller.
    »Das ist doch wohl nicht wahr! Wieso hast du nichts dazu gesagt? Mein Gefühlsleben muss doch nicht in großer Runde diskutiert werden.«
    Dorothea schnappte sich mein Brötchen vom Teller und aß es weiter.
    »Ich dachte, wenn Heinz sich um sein Kind kümmert, hat er weniger Zeit zum Observieren. Ist doch ganz in deinem Sinne.« Sie deutete auf die Gänseblümchen. »Sind die von den Kindern?«
    »Nein.«
    Ich strich vorsichtig über die Blüte, ein Blatt fiel ab. Er liebt mich…
    Vielleicht hatte Heinz sie mir hingestellt, damit ich das Orakel befragen konnte. Als ich das Glas zur Seite schob, fiel ein weiteres Blatt ab. Er liebt mich nicht… Es war nur so ein dummes Kinderspiel.
    »Ich gehe jetzt rüber.« Ich erhob mich und nahm das Schnapsglas in die Hand. »Das war übrigens Heinz.«
    Wir starrten alle drei auf die vier Gänseblümchen. Das nächste Blatt fiel. Er liebt mich… Na bitte. Ich stellte das Glas vorsichtig zurück und machte mich erhobenen Hauptes auf den Weg in die Kneipe.
    Der Lieferwagen mit Hamburger Kennzeichen stand diagonal im Hof. Von der Ladefläche hievten ein paar Männer die in Folien verpackten Möbel herunter und trugen sie in die Kneipe. Ich schob mich hinter einem blonden Mann, der einen Tisch schulterte, durch die Tür.
    In der Kneipe herrschte ein ohrenbetäubender Lärm. Das Radio lief auf Hochtouren, Hubert, Kalli und Carsten riefen sich aus drei Ecken Kommentare zu, die Möbelpacker schoben die Einzelteile hin und her und irgendwo klingelte ein Handy. Mit zugehaltenen Ohren durchquerte ich den Raum und drehte Lolita den Saft ab, die gerade im Radio den Refrain von ›Männer, Masten und Matrosen‹ schmetterte. In der einsetzenden Stille war das Handy noch lauter.
    »Telefon.« Mein Vater, der mitten im Raum stand und eine Zeichnung in der Hand hielt, schaute kurz hoch. »Da klingelt ein Telefon. Hallo, junger Mann, der Sessel da kommt in die rechte Ecke. Immer vorher fragen. Jetzt geh doch mal einer ans Telefon.«
    »Oh, das ist meins.« Carsten zog ein Handy aus seiner Brusttasche, er musste taub sein. Es hatte mindestens zehnmal geklingelt. »Ja, hallo?«
    Er hielt das Handy mit zwei Fingern vom Ohr weg. »Nils! Ich kann dich nicht gut verstehen. Was?… Näher dran? Bist du wahnsinnig? Da kriegt man Blumenkohlohren… Hat Heinz gelesen… Was?… Natürlich wissen wir, wo was hinkommt, wir sind ja nicht blöd… Du kannst dir Zeit lassen, wir kennen uns aus… ja, ja, der Zettel, ist schon klar… Tschüss.« Er drückte konzentriert auf eine Taste und steckte das Handy weg. »Der Herr Innenarchitekt hat Angst, dass wir irgendetwas falsch machen. Dabei hättet ihr früher mal sein Kinderzimmer sehen sollen. Da hat er keinen Plan gehabt, das musste Vati machen. Ohne mich wäre das eine Rumpelkammer geworden.«
    »Ja, so sind sie, die Kinder.« Kalli zog die Folie von einem Stuhl. »Das vergessen sie gerne. Aber dann alles besser wissen.« Mein Vater stand plötzlich neben mir und stupste mich an.
    »Na? Alles klar?«
    »Danke für die Blumen.«
    Er winkte lässig ab. »Du, die standen da rum, mir ist mein Schlüssel runtergefallen, da war die eine ein bisschen platt und ich habe sie gerettet. Ist doch ganz hübsch, nicht?«
    Ich nickte. »Ja, sehr hübsch. Zeig mir mal den Plan, dann kann ich mitmachen.«
    Mein Vater presste die Zeichnung an seine Brust. »Du, das reicht, wenn einer Anweisungen gibt, sonst kommen alle durcheinander. Hilf doch Kalli, der entfernt die ganze Folie, legt sie aber nicht so schön zusammen.«
    »Die kommt doch sowieso in den Müll.«
    »Bist du verrückt? Das ist ganz stabile Folie, die kann man doch noch gebrauchen. Marleen will sie bestimmt aufheben.«
    Ich hatte meine Zweifel, wurde aber von Hubert abgelenkt, der einen der Möbelträger anherrschte:
    »Haben Sie saubere Finger, junger Mann? Das ist ein weißer Sessel, fassen Sie bitte nur an der Folie an.«
    Der junge Mann stellte den Sessel einfach da ab, wo er gerade stand, und sah sich Hilfe suchend um. Sein Kollege machte eine beruhigende Geste und winkte ihn nach draußen. Hubert schaute kopfschüttelnd hinterher.
    »Die haben vielleicht Nerven. Ach, guten Morgen, Christine. Alles in Ordnung?«
    »Na

Weitere Kostenlose Bücher