Urlaub mit Papa
noch zwei andere Handwerker im Raum. Ein junger Mann hatte denselben Firmenaufdruck wie Onno auf seinem Blaumann, ein etwas älterer stand mit Marleen abseits an einem Tisch und blätterte in einem Farbkatalog. Mein Vater wischte seine Hände an der Jeans ab und zog Dorothea und mich mit.
»Mädels, ich stelle euch mal die Mannschaft vor, damit ihr wisst, mit wem wir es hier zu tun haben. Also, Onno kennt ihr nun schon, das ist der Chef von den Elektrikern, die machen hier die Lampen dran und so. Der ist nett, redet nicht besonders viel, aber dafür wird er ja auch nicht bezahlt. Er mag auch gerne Schlager hören. Und er kennt Kalli.«
»Wir spielen zusammen Karten, Kalli und ich.« Onno gab uns die Hand und verbeugte sich leicht. Mein Vater sah ihn stolz an.
»Und das ist Horst, Onnos Geselle.«
»Tach.« Horst gab uns ebenfalls die Hand und machte einen Diener. Mein Vater und Onno guckten zufrieden zu.
»Der da bei Marleen steht, den kennen wir nicht. Der ist vom Festland, sagt Onno, ist wohl der Maler.« Er senkte die Stimme. »Der sieht aus wie ein Hippie. Ich weiß ja nicht…«
Der Hippie war bei näherer Betrachtung Anfang 40, hatte breite Schultern, schmale Hüften und schulterlange blonde Haare, die er mit einem Haarband zusammengebunden hatte. Dorotheas Augen hefteten sich auf seinen Rücken, dann auf seinen Hintern.
»Hm…«
Wir sahen sie alle drei an. Ihr Gesichtsausdruck war eindeutig.
»Dorothea!« Ich versuchte, rügend zu klingen, was mir aber nicht so gelang.
Mein Vater nickte bestätigend. »Siehst du, Dorothea, du guckst auch auf seine Hosentaschen. Ich hoffe, er hat keine Drogen dabei.«
»Der ist jedenfalls nicht von der Insel.«
Onno kratzte sich am Kopf und starrte auf den Rücken, der inzwischen gemerkt hatte, dass er von vier Augenpaaren angestarrt wurde. Er sagte etwas zu Marleen und drehte sich um.
»Da seid ihr ja.« Marleen kam uns entgegen. »Hat alles geklappt?«
Ich lächelte. Dorothea fixierte den inselfremden Hippie, mein Vater und Onno standen dicht hinter uns und wirkten entschlossen.
»Ist irgendetwas passiert?«, fragte Marleen unsicher.
»Noch nicht…«
Ich fand Dorotheas Stimme lasziv. Mein Vater schob sich vor sie.
»Marleen, wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben.«
»Wie jetzt?« Sie wirkte verwirrt.
Ich stieß Dorothea an, um ihren Blick von der Beute abzulenken.
»Nein, es ist natürlich nichts passiert. Mein Vater und Onno wollten uns nur alle vorstellen, aber sie kennen den Herrn da nicht.«
Mittlerweile war der Mann zu uns getreten. Ich konnte Dorotheas Gedanken ahnen: Von vorne sah er noch besser aus als von hinten. Sie hatte diesen besonderen Ausdruck im Gesicht.
»Ach so.«
Marleen war erleichtert. »Ich dachte, Onno kennt ihn. Also, das ist Nils Jensen, mein Innenarchitekt. Nils, das ist meine Freundin Christine, ihr Vater Heinz, Dorothea, die Bühnenbildnerin, die mit dir arbeiten soll, und Onno Paulsen.«
Nils lächelte umwerfend, gab uns allen die Hand, sah Dorothea sehr lange an und sagte dann zu Onno:
»Wir kennen uns doch auch, ich habe früher in den Ferien immer in deiner Firma gearbeitet. Mein Vater ist Carsten Jensen.«
Onno schüttelte ihm die Hand.
»Du warst kleiner und deine Haare waren kurz. Kann ich ja nicht wissen. Tach.«
Mein Vater war nicht so schnell bereit, seine skeptische Haltung aufzugeben.
»Und ihr Vater weiß, dass Sie hier sind?«
»Papa.« »Heinz.«
Nils sah zuerst Dorothea und mich an, dann meinen Vater.
»Natürlich. Ich wohne ja bei ihm.«
»Aha. Vielleicht können wir ihn mal kennenlernen.«
Jetzt sah auch Onno seinen neuen Freund verwirrt an. Nils blieb ganz entspannt. »Mein Vater wird bestimmt hier vorbeikommen, er will ja wissen, was ich aus seiner alten Stammkneipe mache.«
»Sie machen ja nicht so viel, Sie zeichnen das ja bloß.«
Marleen schluckte und ich fand, dass das für die erste Vorstellung reichte.
»So, Papa, es ist jetzt gleich 12Uhr. Musst du hier noch was machen oder wollen wir mal in den Ort gehen, uns umsehen und eine Zeitung kaufen?«
»Da musst du meine Chefin fragen.« Er lächelte Marleen mit seinem spachtelverschmierten Gesicht an. »Wenn sie mir frei gibt, kann ich mit dir losziehen.«
Marleen nickte erleichtert. »Geht nur. Onno kennt sich hier aus und Nils kann mit Dorothea alles besprechen. Ihr könnt euch Zeit lassen. Viel Spaß.«
Dorothea riss sich von Nils’ Anblick los und musterte Heinz.
»Willst du so los? Du bist doch voller
Weitere Kostenlose Bücher