Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
Frühstück kam. Sie trug eine abgeschnittene Jeans und ein buntes T-Shirt und rannte auf dem Flur mit Gesa zusammen, die einen Wäschekorb in den Keller bringen wollte. Beide fanden sich gleich sympathisch und Gesa beschloss, eine kurze Kaffeepause im Garten einzulegen.
    Während Dorothea im Strandkorb saß und frühstückte, ließen wir uns von Gesa die wunderbare Liebesgeschichte von Hubert und Theda erzählen.
    »Hubert kommt aus Essen, er hat da irgendeine große Fabrik, keine Ahnung was für eine, aber egal, jedenfalls hat er richtig Kohle. Ich kenne ihn seit ich Kind bin, er kam jeden Sommer mit seiner Frau. Vor vier oder fünf Jahren starb Frau Sander. Hubert kam erst vorletztes Jahr wieder. Und er hat angefangen, Theda zum Essen einzuladen. Sie hat sich erst gewehrt, ich glaube, sie ist seit dem Tod von Onkel Otto vor zwanzig Jahren nie mehr mit einem Mann ausgegangen, aber schließlich hat sie doch zugesagt. So fing das an.«
    Dorothea schluckte den Bissen runter. »Und wie alt sind die beiden?«
    Gesa dachte nach. »Theda ist, glaube ich, fast 70 und Hubert 74 oder 75.«
    »Christine, wir haben mit 40 schon gedacht, das war es für uns mit der Liebe. Da haben wir ja noch richtig Zeit.«
    Ich fand die Geschichte sehr romantisch. »Und seit wann sind sie jetzt ein Paar?«
    »Warte mal… letztes Jahr im Juni kam Marleen auf die Insel und seit August sind die beiden ständig zusammen auf Reisen. Also, ein knappes Jahr.«
    Dorothea seufzte. »Schöne Geschichte. Und sie beruhigt mein ungeduldiges Herz. Irgendwann, Christine, werden auch wir von einem Hubert gefunden. Prost Kaffee!«
    Feierlich hoben wir unsere Kaffeebecher.
    Dorotheas Frage »Wo ist eigentlich Heinz?«, holte mich jäh aus meiner romantischen Stimmung zurück.
    »Um Himmels willen, den hat Marleen mit in die Kneipe genommen, das war aber schon vor einer Stunde. Hoffentlich geht das gut.«
    Ich stand abrupt auf. Gesa sah mich irritiert an. »Wieso nicht? Was ist denn mit den beiden?«
    Dorothea trank in aller Ruhe ihren Kaffee aus. »Mit Marleen ist gar nichts. Christine hat ihren Vater nur nicht so richtig im Griff. Er ist, wie soll ich sagen, manchmal ein bisschen spontan.«
    Gesa wurde immer verwirrter. Ich versuchte, es ihr zu erklären.
    »Mein Vater verreist nicht gern, also eigentlich nie, zumindest nicht ohne meine Mutter. Deshalb ist er jetzt ein wenig aufgeregt. Es ist für ihn das erste Mal.«
    »Aufgeregt ist gut.« Dorothea lachte. »Gesa, lass dich von seiner Tochter nicht beunruhigen, unser Heinz ist sehr lustig. Wir gehen jetzt rüber und gucken uns das an. Entweder hat Marleen ihn mit einem Elektrokabel erwürgt oder er hat mindestens acht neue Freunde. Ich halte Letzteres eher für wahrscheinlich. Übrigens, Christine, du hast da irgendetwas am Bein.«
    »Ich trink auf dein Wohl, Marie«, die Stimme meines Vaters war lauter als die von Frank Zander, dessen Gassenhauer aus dem Radio kam. »Auf das, was mal waaaar…«
    Ich sah ihn durch das geöffnete Fenster. Er stand auf einer Leiter und spachtelte ein Loch in der Wand zu. Als er uns hereinkommen hörte, drehte er sich um. Die Leiter wankte, ich hielt die Luft an.
    »Meister, stürz mir nicht ab.«
    Ein Schrank im Blaumann mit Vollbart stand plötzlich neben ihm und hielt die Leiter fest. Mein Vater lächelte ihm zu und stützte sich mit einer Hand auf die gerade verspachtelte Stelle.
    »Als ob ich von einer Leiter fallen könnte! Ich habe einen hervorragenden Gleichgewichtssinn, da mach dir mal keine Sorgen.« Der Schrank sah ihn skeptisch an.
    »Hallo Christine, hallo Dorothea. Das ist Onno, der Elektriker. Onno, da sind meine Tochter und Dorothea, die vom Fernsehen, die malt nachher die Kneipe an.«
    Er strich sich mit seiner Hand über die Stirn, über die sich die Spachtelmasse verteilte. Seine Augen wirkten durch die hellgraue Farbe sehr blau. Dorothea sah ihn fasziniert an.
    »Heinz, du hast da was im Gesicht.«
    »So ist das eben.« Mein Vater stieg vorsichtig von der Leiter. »Arbeit hinterlässt Spuren. Ich habe hier erst mal die Löcher verspachtelt, damit du eine glatte Fläche zum Malen hast. Die Wand sah vielleicht aus, das kannst du dir nicht vorstellen, regelrechte Krater, aber es muss ja alles husch, husch gehen, da hält man sich nicht mit Vorarbeiten auf. Den Handwerkern ist das ja piepegal.«
    Ich suchte die gespachtelten Stellen an der Wand, fand aber nur die eine mit seinem Handabdruck. Vermutlich war das der Krater gewesen.
    Außer uns und Onno waren

Weitere Kostenlose Bücher