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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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doch!!«
    Johann zuckte zusammen, ich hatte ohne Übergang zurückgebrüllt. Er stand auf, hob die Hand, ließ sie wieder sinken.
    »Du musst da wohl hin. Also dann, bis später.«
    Er ging langsam aufs Haus zu. Ich zwang mich, nicht hinter ihm her zu rennen. Dann holte ich tief Luft und ging in die Richtung, aus der mein Vater mir gerade den bestimmt wunderbarsten Abend meines Lebens versaut hatte.
    Er lehnte, mit einem Bademantel bekleidet, aus dem Küchenfenster unserer Ferienwohnung und sah mir freundlich entgegen. Ich war stinksauer.
    »Warum schreist du wie ein Irrer hier durch die Gegend? Was ist denn los?«
    »Deine Schwester ist am Telefon. Mama geht es gut. Willst du mit Ines sprechen?«
    Ich strengte mich an, aus meinen Augen keine Giftpfeile auf ihn abzufeuern. Mein Vater reichte mir das Telefon herunter.
    »Hier bitte, sprich mit deiner Schwester, ich bin sowieso noch nicht fertig.« Er schloss das Fenster.
    Ich atmete tief durch, dann nahm ich das Telefon ans Ohr.
    »Hallo Ines.«
    »Na, du hörst dich aber richtig genervt an. Macht Papa dich fertig?«
    Ich dachte an sein strahlendes Gesicht mittags in den Wellen und wurde ruhiger.
    »Es ist etwas anstrengend. Ihm fehlt in manchen Situationen das Gespür.« Rehbraune Augen. »Aber es geht schon. Was ist mit Mama?«
    »Also, die Klinik gefällt ihr, sie hat ein Einzelzimmer und wird morgen früh um 8Uhr operiert. Ihre Werte sind alle gut, sie ist ganz entspannt, ich mittlerweile auch, du kannst Papa beruhigen. Ich rufe dich morgen an, wenn alles überstanden ist. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen.«
    »Du kennst doch Papa. Er hatte heute Morgen schon schlechte Laune. Wir werden ihn ablenken müssen. Also dann, bis morgen. Und grüß Mama.«
    Ich legte das Telefon auf die Fensterbank und ging zurück in den Garten. Ich setzte mich in den Strandkorb, in dem kurz vorher das Leben noch ganz rosa war und starrte auf den leeren Stuhl. Hätte mein Vater nicht zehn Minuten später brüllen können? Dann wäre ich jetzt verabredet. So war ich es nicht. Tolles Timing. Nach einer Weile hob ich den Kopf, sah kurz um die Ecke und zündete mir eine Zigarette an.
    Komm nur, Papa, dachte ich, und wage es nicht, mir das zu verbieten!
    Ich blieb noch eine halbe Stunde im Strandkorb sitzen, wartete mit klopfendem Herzen auf eine zweite Chance. Nichts passierte. Anscheinend hatte die Brüllattacke meines Vaters mir diese Gelegenheit tatsächlich versaut. Als ich mich frustriert erhob, fuhr Kalli vor. Ich ging ihm entgegen. Wenn mein Leben schon so lieblos war, konnte ich wenigstens hier und da arbeiten.
     

Keine ruhige Minute
    – Reinhard Mey –
    Kalli ließ die vierköpfige Familie aussteigen und öffnete den Kofferraum.
    »Hallo Christine«, er reichte mir zwei Reisetaschen, »hier kommen Marleens neue Gäste, schau mal, das sind doch tatsächlich Zwillinge, lustig nicht?«
    Ich betrachtete die beiden rothaarigen Mädchen, deren sommersprossige Gesichter mich ernst anblickten. Sie sahen sich sehr ähnlich.
    »Wir sind nicht lustig.«
    Ihre Mutter schob beide zur Seite. »Natürlich nicht. Herr Jürgens findet es nur lustig, dass ihr Zwillinge seid.«
    »Wieso?«
    Die beiden starrten Kalli an. Der kratzte sich am Kopf.
    »Wiesoho?«
    Sie gaben nicht nach. Kalli wurde von Marleen erlöst.
    »Hallo, herzlich willkommen.« Sie lehnte ihr mit Einkaufstüten beladenes Fahrrad vorsichtig an die Hauswand und kam auf uns zu. »Ich bin Marleen de Vries. Hatten Sie eine gute Fahrt?«
    »Danke, ja.« Die Mutter der Zwillinge gab Marleen die Hand. »Ich bin Anna Berg, das ist mein Mann Dirk und das sind Emily und Lena. Vielen Dank fürs Abholen, wenn der Urlaub so wird wie die Fahrt, können wir uns nicht beschweren.«
    Marleen ging in die Hocke und fragte die Mädchen: »Und wer ist jetzt wer?«
    »Ich bin Emily.« Die Linke antwortete sofort. »Und das ist Lena. Wir haben in der Schule immer unterschiedliche Sachen an. Ich habe immer etwas Blaues. Und wir sind nicht lustig.« Sie sah Kalli lange an. Dann wieder Marleen.
    »Oh.« Marleen stand wieder auf. »Wie alt seid ihr denn?«
    Die Antwort kam im Chor. »Sieben.«
    »Sieben.« Kalli wiederholte die Zahl. »Stimmt, da seid ihr nicht mehr lustig. Da seid ihr ja schon groß.«
    Emily überlegte kurz, dann stieß sie ihre Schwester an. Beide nickten Kalli ernst zu. Anscheinend hatte er Boden gutgemacht.
    Während Marleen mich vorstellte, lud Kalli das restliche Gepäck aus dem Wagen. Marleen nahm mir die beiden

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