Urlaub mit Papa
es geht doch.«
Kalli konzentrierte sich auf seine Schuhspitzen, mein Vater erwiderte Dorotheas Blick.
»Du erzählst mir bitte nicht, was geht. Oder was sich gehört. Ich mach das hier schon,
mein
Ruf wird nicht ruiniert.«
»Papa, bitte!«
Dorotheas verwirrter Blick ging von mir zu meinem Vater.
»Habe ich was verpasst?«
Mein Vater hielt Onnos Akkuschrauber wie einen Revolver, schaltete ihn an und ließ ihn in die Luft lärmen.
»Wo sollen denn jetzt die Leisten, die da liegen, hin?«
»Papa, mach doch mal das Ding aus.«
Ich beobachtete skeptisch, wie mein Vater schlecht gelaunt mit Onnos Werkzeug rumfuchtelte.
»Lass mich«, entgegnete er sauer.
Dann trat er einen Schritt zurück und stieß dabei gegen die Leiter. Onno verlor das Gleichgewicht, stützte sich im letzten Moment auf die Schulter meines Vaters, die Leiter hielt, der Schrauber fiel und war augenblicklich stumm. Und dreiteilig.
Nach einem Moment der Stille sagte Kalli leise: »Der ist wohl hin.«
Onno stieg langsam runter und ging vor den Teilen in die Hocke.
»Nicht mal ein halbes Jahr alt.«
Wir sahen meinen Vater an. Er schob vorsichtig mit dem Fuß die Teile zusammen.
»Das kommt davon, wenn man sich mit der Leiter immer in den Weg stellt, Onno. Aber gut, dass ich meinen Akkuschrauber mitgenommen habe. Er liegt aufgeladen und intakt in der Pension. Christine, hol ihn doch mal.«
Ich machte den Mund auf, er fügte »Bitte« an.
»Und frag gleich, ob jemand angerufen hat.«
Dorothea sammelte die Werkzeugteile auf. »Wer soll denn anrufen?«
»Ines. Wegen meiner Mutter.«
»Ach so, heute wird sie ja operiert. Sie ruft dich oder deinen Vater doch auf dem Handy an.«
»Sicher.«
»Das ist aus.« Mein Vater winkte ungeduldig ab. »Ich habe die Handys ausgemacht, ich will nicht verstrahlt werden.«
Ich war perplex. »Du hast mein Handy ausgeschaltet? Und wartest auf Anrufe? Sag mal…«
»Man kriegt Blumenkohlohren, habe ich in der Zeitung gelesen. Ich riskiere das nicht. Ich setze mich nicht mit eingeschalteten Handys in einen Raum, ich bin doch nicht verrückt.«
Ich suchte wütend nach einer Antwort, als die Tür wieder aufgestoßen wurde. Es passierte das, was gerade noch gefehlt hatte.
»Hallöchen, wir wollten mal gucken, was die fleißigen Handwerker machen.«
Frau Weidemann-Zapek und Frau Klüppersberg hatten sich wenigstens keine Blaumänner angezogen. Kalli guckte entsetzt, mein Vater sah ihn sofort strafend an. Onno reagierte zuerst.
»Tach. Wir haben geschlossen. Es wird noch renoviert.«
Die Damen kicherten und stupsten sich gegenseitig an.
»Süß. Wir dachten, vielleicht können wir einen der Herren für eine kleine Pause entführen.«
Dorotheas drohender Blick traf meinen Vater. Er schüttelte missbilligend den Kopf.
»Jetzt langt es. Hier ist doch kein Kontakthof. Kalli, wir arbeiten weiter, es gibt keine Pause, Job ist Job, das gilt für alle. Meine Damen, wir sehen uns bestimmt, die Insel ist ja nicht so groß. Christine, meinen Akkuschrauber, bitte.«
Den beleidigten Abgang der Damen und einen Lachkrampf ersparte ich mir, ich schnappte mein Handy von der Fensterbank und war vor ihnen draußen.
Ich schaltete mein Handy an und tippte die Pin ein, während ich langsam zur Ferienwohnung ging. Sekunden später klingelte es bereits, ich nahm das Gespräch an und lief fast mit Johann Thiess zusammen.
»Hallo, hier ist Ihre Mobilbox von T-Mobile. Sie haben fünf neue Nachrichten, zur Abfrage drücken Sie bitte die 1.«
Wir standen uns gegenüber, jeder mit einem Handy am Ohr, beide erschrocken. Ich hörte ihn leise sagen:
»Du, ich muss Schluss machen, ich melde mich später noch mal, ja?«
Seine Stimme klang weich, warm und zärtlich. Vermutlich hatte er nicht mit seiner Autowerkstatt telefoniert.
Ich drückte die 1. »Heute, 10.30.Ein Anruf von 0171…, es wurde keine Nachricht hinterlassen. Wollen sie jetzt mit dem Anrufer verbunden werden, drücken sie die 7.«
Ich wollte nicht. Johann blieb stehen und sah mich nachdenklich an.
»Heute, 10.45.Ein Anruf von 0171… es wurde keine Nachricht hinterlassen. Wollen Sie jetzt mit dem Anrufer verbunden werden, drücken Sie die 7.«
Nein. Die nächste Nachricht. Das Handy meines Gegenübers klingelte.
»Ja?… Hallo, Mausi.«
Er hatte so sanfte Augen. Mausi…?
»Nein, im Moment ist es gerade ungünstig… Nein, noch nichts Genaues… Hör zu, ich ruf dich später an. Tschüss, tschüss.«
Er hatte anscheinend von Natur aus diese sexy
Weitere Kostenlose Bücher