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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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krank.«
    »Quatsch.« Dorothea stand wieder auf und ging zur Terrassentür. »Jetzt gehe bloß nicht hinterher und halte ihm die Stirn. Was macht er denn da?«
    »Wie? Muss er…?« Ich sprang aus dem Bett.
    »Nein, nicht Heinz. Dieser Gast von Marleen. Er fotografiert die Pension. Da gibt es auf der Insel doch wirklich spannendere Motive. Na ja. Wann gehst du rüber?«
    Ich hatte mich neben sie gestellt und sah Johann Thiess gerade noch in Richtung Strandpromenade schlendern. Er verstaute seinen Fotoapparat in der Jackentasche. Dorothea beobachtete mich.
    »Irgendwie ein guter Typ.«
    »Marleen findet ihn komisch. Er hätte sich auf dem Meldezettel zwei Mal verschrieben.«
    »Ach, Marleen… Sie arbeitet zu viel und vergnügt sich zu wenig. Nein, der ist schon gut, lass dich nicht beirren. Es gibt perversere Hobbys als Pensionen zu fotografieren. Warum auch immer er das tut. Frag ihn, wenn du mit ihm essen gehst.«
    »Das wäre fast passiert.« Ich gab ihr eine Zusammenfassung des gestrigen Kaffeetrinkens im Strandkorb. Dorothea war begeistert. »Siehst du, mein schwarzes Kleid. Wirkt immer. Also, Christine, dann streng dich an. Ich halte dir Heinz und Marleen vom Hals und du gibst Gas. Komm, wir wollen beide einen tollen Sommer.«
    »Es ist bedeckt.« Mein Vater sprach immer noch leise, hatte sich aber angezogen. »Und mir ist immer noch schlecht, falls das irgendjemanden überhaupt interessiert.«
    »Guten Morgen, Papa.«
    »Du bist noch nicht gewaschen. Ich denke, du willst malen?«
    Meine Stimme war zuckersüß. »Papa, ich will nicht malen, ich 
muss
 malen. Das ist ein Unterschied. Weil du die beiden Jungs…«
    »Herrgott, dass ihr immer auf denselben Themen herumreiten müsst. Dorothea, was ist? Wollen wir los? Ich bin fertig.«
    Anscheinend hatte er richtig schlechte Laune. Zusätzlich zur Vergiftung.
    Als ich eine halbe Stunde später in die Pension kam, waren Heinz und Dorothea bereits in der Kneipe. Marleen stand in der Küche und reichte mir einen Becher Kaffee.
    »Guten Morgen. Habt ihr drüben Krach gehabt?«
    »Nein.« Ich rührte den Kaffee um. »Dorothea war nur sauer, wegen der beiden Jungs, die Heinz gefeuert hat. Und Heinz ist davon überzeugt, man hätte ihn vergiftet. Er dachte wohl, Kranke und Kinder werden geschont. Hat aber nicht richtig geklappt. Und ich bin sowieso an allem schuld. Außerdem wird meine Mutter heute operiert, da macht er sich Sorgen.«
    »Das kann er doch sagen.«
    »Marleen, mein Vater ist ein Kerl. Der lässt sich eher vergiften als dass er seine Gefühle zeigt.« Ich trank den Kaffee aus und stellte die Tasse in die Spüle. »Brauchst du mich hier noch oder soll ich gleich streichen gehen?«
    »Ich habe vier Abreisen, mach du mal den Frühstücksdienst. Drüben kleben sie doch erst noch ab, das ist sowieso eine blöde Arbeit.«
    »Gut.« Ich dachte an die braunen Augen und fühlte meinen Herzschlag. Hoffentlich konnte er morgens schon essen. »Dann schau ich mal, was zu tun ist.
    »Juhu!« Frau Weidemann-Zapek trug eine Daunenweste, in der sie wie ein Michelinmännchen aussah. »Da ist ja die Tochter.«
    Sie strahlte mich an, während sie ihren Teller zum Tisch balancierte. Frau Klüppersberg, diesmal blau gestreift, nickte, kaute und schluckte.
    »He, wie man hier so sagt, wie geht es?«
    »Danke, gut.« Ich lächelte gut erzogen und nahm erleichtert eine halb leere Käseplatte vom Büfett. »Ich muss schnell nachfüllen.«
    Die nächste Dreiviertelstunde kochte ich Kaffee, Tee und Kakao, bei jedem Gang in den Frühstücksraum fixierte ich den Einzeltisch am Fenster. Keine Spur von Johann Thiess. Und ich sollte gleich stundenlang Wände grundieren. Als ich Frau Klüppersberg die dritte Kanne Tee brachte, hielt ihre Freundin mich am Arm fest.
    »Wir machen uns Sorgen um Ihren Vater. Wir sehen ihn ja gar nicht mehr. Es ist doch alles in Ordnung?«
    »Natürlich. Ich habe ihn einbetoniert, so doll war meine Kindheit nämlich nicht.«
    An der Reaktion merkte ich, dass ich nicht gedacht, sondern laut gesprochen hatte. Beide Damen starrten mich entsetzt an. Fieberhaft suchte ich eine Überleitung. Kallis Fahrradklingel erlöste mich.
    »Ah, da kommt Kalli, das ist der Freund meines Vaters, den können Sie fragen.«
    Immer noch verwirrt schob Frau Klüppersberg die Gardine zur Seite und nahm Kalli, der umständlich vom Fahrrad stieg und es abschloss, in Augenschein.
    »Oh.« Sie spitzte die Lippen und hatte ihre Fassung wieder. »Sieh mal, Mechthild, das ist doch der

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