Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
Wenn ihr ordentlich malt, braucht man nicht alles abkleben.«
    »Heinz! Du hast die beiden Jungs gefeuert, du klebst jetzt ab. Ich diskutiere nicht mehr, außerdem fahre ich jetzt zur Fähre und hole Nils ab. Viel Spaß.«
    Heinz wartete, bis sie die Kneipe verlassen hatte. »Christine, der Ton deiner Freundin Dorothea gefällt mir nicht. Sie redet mit mir, als wäre ich ihr Lakai.«
    »Papa, das hättest du dir früher…«
    »Wisst ihr was?« Er holte aus und warf die Klebebandrolle quer durch den Raum. »Ihr könnt mich alle mal. Ich gehe jetzt eine Zeitung kaufen. So. Wagt es nicht, mich aufzuhalten.«
    Er ging und knallte die Tür hinter sich zu. Onno stand etwas wackelig auf der Leiter und rieb sich seinen Arm an der Stelle, wo ihn die Rolle getroffen hatte.
    »Mensch, was hat er denn?«
    »Keine Ahnung.« Kalli wirkte verzweifelt. »Ich habe doch gar nichts gesagt. Ich wusste ja nicht, dass er so schlechte Laune hat. Was soll ich denn jetzt tun?«
    »Streichen, Kalli, Papa beruhigt sich schon wieder. Meine Mutter wird heute am Knie operiert, wahrscheinlich hat er deshalb so eine Stimmung.«
    Onno kletterte von der Leiter. »Daran stirbt man doch nicht. Und außerdem zahlt das doch alles die Kasse, oder? Na, ich mach mal ein bisschen Musik.«
    Er schaltete ein Kofferradio ein und suchte einen Sender. Sobald Karel Gott ›Babutschka‹ sang, kletterte Onno wieder pfeifend zu seinem Deckenlicht. Kalli bückte sich und hob die Kleberolle auf.
    »Weißt du, ich glaube, ich klebe erst mal zu Ende. Das ist auch gemein, wenn man allergisch gegen dieses Zeug an den Händen ist.«
    »Papa ist nicht allergisch, er hat nur keinen Bock.«
    »Ist doch egal. Ich mach das jetzt schnell. Er kann nachher ja was anderes machen, es gibt hier genug zu tun.«
    Mein Vater kam sogar mit seiner Stinklaune durch, ich konnte es nicht fassen. Ich stellte mich vor die Wand und hatte das Bedürfnis, dagegenzutreten. Es würde nichts ändern, also nahm ich den Deckel vom Farbeimer ab und versenkte entschlossen die Malerrolle in dem dunkelroten Brei.
    Ich hatte schon fast die Hälfte der Wand geschafft, Kalli hatte alles abgeklebt und strich die Kanten, als die Tür aufflog und mein Vater mit Grabesstimme verkündete:
    »Jetzt hat auch noch der HSV verloren, 1:3, vier gelbe Karten, eine rote und Mehdi hat einen Muskelfaserriss. Das sind vielleicht blöde Ferien.«
    Kalli sah ihn voller Mitgefühl an. »Das tut mir leid. Aber es kommen auch bessere Zeiten. Wie hat denn Dortmund gespielt? Und Werder?«
    »Keine Ahnung.« Mein Vater setzte sich wieder auf seine umgedrehte Kiste. »Um eure Vereine müsst ihr euch schon selbst kümmern.«
    Ich strich konzentriert weiter, er hatte garantiert die Ergebnisse im Kopf. Die frische Luft hatte nichts genützt.
    »Christine, hat jemand angerufen?«
    »Nein.«
    »Aber es ist gleich Mittag.«
    »Ja, ich weiß. Es hat trotzdem keiner angerufen.«
    Ich warf einen Blick zum Fenster und sah Dorotheas Auto auf den Parkplatz fahren.
    »Unsere Chefin kommt, mit dem Innenarchitekten, also steh lieber auf. Sonst denkt sie, du sitzt seit heute Morgen auf der Kiste.«
    »So ein Quatsch. Und dieser Hippie hat mir sowieso nichts zu sagen.« Mein Vater erhob sich trotzdem schnell und spähte genau in dem Moment aus dem Fenster, als Nils Dorothea küsste. Heinz hielt die Luft an.
    »Was ist das denn? Hast du das gesehen? Kalli, Onno, dieser Nils knutscht mit Dorothea. Eine Unverfrorenheit, ich glaube es ja wohl nicht. Christine, tu doch was!«
    »Papa, bitte, werde nicht peinlich.«
    »Heinz, das sind doch junge Leute.« Onno stieg zwei Sprossen von seiner Leiter herunter, um nach draußen zu sehen. Kalli stellte sich auf die Zehenspitzen.
    »Die zwei passen doch ganz gut zusammen, er so blond und sie so dunkel.«
    Mein Vater trat einen Schritt zurück und herrschte beide an. »Jetzt starrt da doch nicht so hin. Ihr seid richtig neugierige Waschweiber, furchtbar. Und hier ist noch jede Menge Arbeit.« Er griff sich Onnos Akkuschrauber und ließ ihn kurz aufheulen. »Also, wo sollen denn noch irgendwelche Leisten dran?«
    Dorothea hielt Nils die Tür auf, der mit Kartons und Tüten im Arm keine Hand mehr frei hatte.
    »Mahlzeit. Oh, hier wird ja schon richtig gearbeitet.« Er stellte die Kartons vorsichtig ab und sah sich um. »Wo sind denn Jan und Lars?«
    »Das, mein Lieber, erkläre ich dir später.« Dorothea schob sich an Nils vorbei. »Ihr habt ja richtig was geschafft. Und es ist alles abgeklebt. Siehst du, Heinz,

Weitere Kostenlose Bücher