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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Telefonstimme. Ich guckte unbeteiligt.
    »Heute, 11.10.Piep: ›Da läuft immer die blöde Mobilbox. Verstehe ich nicht.‹ Piep. Wollen Sie jetzt mit dem Anrufer verbunden werden, drücken Sie die 7.«
    Ich drückte, wartete auf die Stimme meiner Schwester, stattdessen kam wieder die Computerstimme: »Der Anschluss ist besetzt.« Ich drückte die rote Taste.
    »Diese Mobilbox ist doch die Pest.«
    Johann Thiess lächelte mich an und nickte. »Ich habe meine ausgestellt, entweder bin ich zu erreichen, oder sie sollen später noch mal anrufen.«
    Die Mausis dieser Welt, ich empfand einen bösen Stich.
    Meine Mobilbox rief mich wieder an. »Heute, 11.30, Piep: ›Hallo, hier ist Ines, wieso habt Ihr denn Eure Handys ausgestellt? Ich telefoniere mir hier einen Wolf. Na ja, egal, also, Mama hat alles gut überstanden, sie ist schon wieder auf ihrem Zimmer. Ich habe mit dem Arzt gesprochen, der war zufrieden mit allem. Und es wäre sehr hilfreich, wenn Ihr mal ein Telefon angestellt lasst, ich habe keinen Bock, es dauernd zu versuchen. Bis dann.‹ Piep. Wollen Sie jetzt…« Ich legte auf.
    »Und?« Johanns braune Augen guckten mir wieder bis ins Herz. »Ärger?«
    »Meine Mausi, äh, Mutter ist heute…«
    Wieder mein Telefon, wieder Frau Mailbox: »Heute, 11.40.Piep: ›Ich bin es noch mal. Du brauchst die nächste Stunde nicht zurückzurufen, ich mache das Handy jetzt auch aus, weil ich zu Mama aufs Zimmer gehe. Sie ist ja noch ziemlich müde, wir melden uns heute Nachmittag, dann kann Papa auch mit ihr reden. Also, bis später.‹ Sie haben keine weiteren Nachrichten. Zum Hauptmenü…«
    Ich steckte das Handy in die Hosentasche. Johann sah mich immer noch abwartend an.
    »Nein, kein Ärger, alles ist im Lack. Was hast du jetzt vor?«
    Er hob die Schultern. »Ich wollte mir ein Fahrrad leihen und zum Strand fahren. Hättest du vielleicht Lust, mitzukommen?«
    Zwei kaum bekleidete Menschen, warmer Sand, weiche Haut, salziges Meer, ein paar Möwen, seine braunen Augen, ich verscheuchte die Bilder aus meinem Kopf und suchte nach einer Antwort, die trotz Mausi verbindlich, aber dennoch distanziert klang. Mein Vater fand sie:
    »Christiieene!« Er streckte seinen Kopf zum Kneipenfenster heraus. »Wo bleibst du denn so lange? Wir kommen nicht weiter.«
    »Ich komme ja schon.« Ich lächelte Johann an. »Tja, tut mir leid, du siehst, ich muss was tun. Vielleicht ein anderes Mal.«
    Er verdrehte die Augen, lächelte aber dabei.
    »Das ist wohl eine größere Aktion, sich mit dir zu verabreden, oder? Pass auf, wir machen das spontan. Du gibst mir deine Handynummer, und ich rufe dich immer wieder an. Bis wir es hinkriegen. Was hältst du davon?«
    Mein Herz klopfte.
    »Christiieene!«
    »Ja, Papa, Moment!« Ich atmete tief durch, dann gab ich Johann meine Nummer und war bereit, Mausi zu ignorieren, wenn wir wenigstens irgendwann ein Bier trinken würden.
    Als ich mit dem Akkuschrauber aus dem Haus trat, sah ich ihn nur noch von hinten. Er radelte in Richtung Strand. Und er telefonierte.
    Meine Laune wurde nicht besser, als mein Vater mir den Schrauber mit den Worten »Wen hast du denn da schon wieder angequatscht?« entriss.
    »Ich habe niemanden angequatscht«, erwiderte ich beleidigt.
    »Hast du wohl, ich habe es doch gesehen. Das ist doch der komische Gast, der gestern angekommen ist.«
    Kalli nickte mir beruhigend zu. »Wieso ist der komisch?«
    »Ich bitte dich!« Mein Vater schnaubte. »Allein reisende Männer, das kennt man doch. Der will hier bestimmt eine Frau aufreißen. Und zu Hause sitzen vier Kinder und heulen.«
    Dorothea hatte mitgehört. »Und woher weißt du, dass er vier Kinder hat?«
    »Vielleicht hat er auch nur drei oder zwei oder eins oder gar keins, das ist doch egal. Marleen ist auch nicht von ihm begeistert, das habe ich gehört, als sie mit Gesa geredet hat. Und er hat tückische Augen.«
    Jetzt reichte es mir. »Du erzählst manchmal richtigen Schwachsinn. Tückische Augen, was soll das denn wieder sein?«
    »Blaue Augen scheu, aber immer treu, braune Augen fein, aber stets gemein. Ganz alte Redensart, da ist was dran. Und übrigens, Fräulein, achte auf deinen Ton.«
    Dorothea lachte leise, Nils grinste, Kalli guckte auf seine Schuhe, Onno sang ›Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein‹ und niemand half mir. Ich war stinksauer und traute mich trotzdem nicht, den Vatermord vor Zeugen zu begehen. Stattdessen fixierte ich ihn nur lange und sehr giftig und ging zurück zu meiner Wand.
    »Und glaub

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