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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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lustigen Abend.«
    Kalli nickte ihnen zu, langsam dämmerte ihm etwas.
    »Ich meinte diese Frauen gar nicht mit der Einladung und Hanna bestimmt auch nicht. Kommen die jetzt etwa mit?«, fragte er mich leise.
    Ich sah ihn mitfühlend an. »Da kommst du jetzt nicht mehr raus. Tu es für deine Enkelin. Die alten Naturvölker haben immer Opfer für neugeborene Kinder gebracht. Dann lassen wir eben das Kalb weg.«
    Mein Vater klopfte ihm wieder auf den Rücken. »Tja, Kalli, ich sage immer, mitgefangen ist mitgehangen. Da sind wir doch schon mit ganz anderen Kalibern fertig geworden.« Er drehte sich zu den Damen um. »Dann sehen wir uns also heute Abend in der ›Haifischbar‹. Gestiefelt und gespornt. Bis dahin einen hübschen Tag. Wiedersehen.«
    Sie winkten ihm neckisch hinterher, als mein Vater mich mit in den Flur zog. Draußen stellte er sich vor mich und sagte mit seinem Vatergesicht:
    »Sag mal, dieser junge Mann gerade eben, kennst du den schon näher?«
    Kalli war uns gefolgt. »Das ist doch ein Gast. Den haben wir schon gesehen. Du mochtest seine Augen nicht.«
    Mein Vater machte eine ungeduldige Handbewegung.
    »Danke, Kalli, das weiß ich selbst, das war erst gestern. Frau Klüppersberg hat da so eine Vertraulichkeit bemerkt. Christine, was meint sie damit?«
    »Das kannst du die Hannelore ja heute Abend beim Tangotanzen fragen. Das wird sie dir bestimmt gerne und ausführlich erklären.«
    Kalli kratzte sich am Kopf. »Also, ich glaube, die spielen keinen Tango in der ›Haifischbar‹.«
    »Kalli, ich unterhalte mich mit meiner Tochter. Also, ich glaube, der ist nicht ganz koscher, dieser Gast. Irgendwie hat er komische Augen.«
    Ich hielt dem Blick meines Vaters stand. »Tückisch. Gestern hast du gesagt, er hätte tückische Augen.«
    »Eben. Also sieh dich vor. Ich will deine Leiche nicht aus der Nordsee fischen.«
    Das kam mir bekannt vor. Ich blieb freundlich.
    »Danke, Papa. Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen. Ich darf dich trotzdem daran erinnern, dass ich 45 bin.«
    »Das weiß ich. Herr von Meyer ist übrigens 47, er sieht nur jünger aus. Das würde vom Alter her auch gut passen.«
    Ich blieb immer noch freundlich. »Ehrlich gesagt finde ich, dass Herr von Meyer etwas ganz Eigenartiges an sich hat. So etwas Nervöses, Unberechenbares. Vielleicht wirft er ja meine Leiche in die Nordsee.«
    Heinz lächelte gütig. »Das ist Unsinn, Gisbert ist ein ganz reizender junger Mann. Du musst ihn erst näher kennenlernen. Ich werde ihn anrufen, damit er heute Abend mitkommt, er tanzt auch gern. Er hat mir gestern ganz viel von sich erzählt, du wirst ihn mögen. Warte mal ab. So, und jetzt gehen wir arbeiten, komm, Opa, das gilt für alle.«
    Ich sah ihnen sogar noch freundlich hinterher.
    Frau Weidemann-Zapek und Frau Klüppersberg schoben sich an mir vorbei, um auf ihre Zimmer zu gehen. Sie nickten mir zu.
    »Bis heute Abend.«
    Ich nickte zurück, dann fiel mir noch etwas ein.
    »Entschuldigung, bevor ich es vergesse…« Sie blieben an der Treppe stehen. »Mein Vater tanzt so wahnsinnig gerne, traut sich aber nie, jemanden aufzufordern. Machen Sie ruhig Damenwahl und wenn er sich ziert, einfach darauf beharren, er ist manchmal ein bisschen schüchtern. Lassen Sie sich auf keinen Fall abhängen. Also, bis heute Abend.«
    »Das ist gut, dass Sie das sagen. Wir mögen auch keine Draufgänger, nicht wahr, Mechthild. Und Ihr Herr Vater ist ja so charmant und so zuvorkommend. Also, bis dann. Tschüssi. Wir freuen uns.«
    Beim Abräumen ihres Tisches lächelte ich.
    Nach dem Mittagessen, das aus Würstchen und Brötchen bestand, die uns Gesa in die Kneipe brachte – »Kalli hat sich Würstchen gewünscht, für jeden zwei« – bekam ich eine SMS: »Habe ein Problem, kannst du gleich ins Rathaus-Café, Friedrichstraße kommen? Johann.«
    Dorothea stand neben mir und sah mein Gesicht. Auf ihren fragenden Blick hin gab ich ihr das Handy. Sie las den Text und krauste die Stirn.
    »Ich habe zu wenig grüne Farbe. Christine, fährst du eben los und holst zwei Flaschen?«
    »Mach ich. Sonst noch was?«
    »Ja.« Mein Vater ließ sein Schleifpapier sinken. »Bring eine Inselzeitung mit.«
    Auf dem Weg zum Fahrradschuppen schrieb ich die Antwort: »Bin unterwegs.«
    Ich hoffte, es gab keinen Mausi-Stress, dazu hatte ich überhaupt keine Lust.
    Ich entdeckte Johann sofort, als ich in das Café kam. Er beendete gerade ein Telefongespräch und deutete mir an, Platz zu nehmen.
    »Gut, dass du da bist, ich hatte

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