Urlaub mit Papa
Tochter verblüfft an. Ich ging zurück in die Küche und gratulierte mir zu meinen fabelhaften pädagogischen Fähigkeiten.
Marleen kochte dort gerade Tee und drehte sich zu mir um.
»Warst du eigentlich vor deinem Vater zu Hause?«
»Schon längst, ihr habt ja ziemlich lange gesessen. War es nett?«
Marleen lachte. »Nett? Herr von Meyer kam noch richtig in Fahrt. Heinz und er teilen nicht nur ihre Leidenschaft für den HSV, sondern auch für den deutschen Schlager. Ich dachte, der Junge explodiert irgendwann, er saß da mit hochrotem Kopf und sang sein Lieblingslied von Andrea Berg.«
»Er müsste eigentlich auch eine ähnliche Stimmlage haben.«
»Wie Heinz?«
»Nein, wie Andrea Berg.«
»Ich habe keinen Schimmer, wer das ist.«
»Sie singt so, wie Gisbert von Meyer spricht. Hat Gesa sehr gelitten?«
»Es ging. Sie war zu sehr damit beschäftigt, ernst zu bleiben. Wir waren auch nicht so viel länger da, wir sind eine Stunde nach dir gegangen.«
»Guten Morgen.« Onno stand plötzlich in der Küchentür und sah uns verlegen an. »Die Kneipe ist noch abgeschlossen, bin ich zu früh dran?«
»Das habe ich ganz vergessen. Mein Vater schläft noch. Hat er den Schlüssel?«
Onno war sofort besorgt. »Wie? Er schläft noch? Ist er krank?«
»Das glaube ich nicht, er sah nur noch so müde aus, ich habe ihn gar nicht geweckt.«
Marleen nahm ihren Schlüsselbund vom Haken und zog einen der Schlüssel ab. »Hier, Onno, Wiedersehen macht Freude, den anderen hat Heinz. Irgendwann wird er ja auftauchen. Du kannst mir meinen Schlüssel nachher wiedergeben.«
Onno nickte. »Heinz kann ruhig später kommen, ich fang schon mal allein an. Da kommt Kalli auch schon. Na denn, bis später.«
Durchs Küchenfenster sahen wir Kalli, der umständlich sein Fahrrad abschloss, während Onno auf ihn wartete. Wir konnten ihn nicht mehr warnen, es hätte auch nichts genützt: Als er sich wieder aufrichtete, fand er sich einer flauschig gelbschwarz geringelten Hannelore Klüppersberg gegenüber. Wir konnten nicht verstehen, was sie zu ihm sagte, Kalli wurde aber rot und Onno trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. Das wiederum nützte ihm gar nichts, denn Freundin Mechthild kam von hinten.
»Guten Morgen. Da stehen sie am Fenster, die alten Tratschweiber, und glotzen.«
Dorothea betrat die Küche und stellte sich hinter uns. »Guck mal, Biene Maja. Und Frau Weidemann-Zapek trägt Frottee, wie süß. Wo kaufen die bloß ihre Klamotten?«
»Dorothea, geh mal auf den Hof und erzähl uns, über was sie reden. Wir kriegen gar nichts mit.«
Fasziniert beobachtete Marleen, wie die Damen mit großen Gesten auf die beiden verängstigten Männer einredeten. Mit einem Ruck öffnete Dorothea das Fenster, alle vier wandten sich in unsere Richtung. Ertappt sprangen Marleen und ich einen Schritt zurück. Dorothea winkte ihnen fröhlich zu und drehte sich zu uns um.
»Sie haben euch trotzdem gesehen. Und im Frühstücksraum sind übrigens Gäste ohne Getränke. Christine, dein Lieblingsgast ist auch dabei. Wie war es denn überhaupt?«
»Schön.« Ich griff nach den beiden Kannen, die Marleen mir hinschob. »Nur nicht so lange, wie bei dir.«
»Ich kriege überhaupt nichts mehr mit.« Marleen reichte Dorothea einen Kaffee und sah sie neugierig an. »Klärt mich mal jemand auf?«
Während Dorothea mit beseeltem Lächeln begann, ihre nächtlichen Abenteuer zu schildern, ging ich mit meinen Kannen zu meinem Lieblingsgast, mit dem ich so gerne ähnliche Abenteuer erleben würde.
Johann Thiess saß wieder an dem kleinen Tisch am Fenster. Mit verdoppeltem Pulsschlag blieb ich vor ihm stehen.
»Guten Morgen, Christine, ich würde gern mit dir frühstücken. Wie geht es dir?«
»Gut.« Ich hatte einen Frosch im Hals, vermutlich trug der auch noch eine Krone. »Trinkst du Kaffee oder Tee?«
»Kaffee, bitte. Ist alles in Ordnung?«
Ich brauchte mich nicht umzudrehen, Biene Maja und der Frotteelappen betraten lautstark den Raum. Ich sah Johann an.
»Du siehst ja, ich muss was tun. Hier hast du Kaffee, bis später.«
Er legte seine Hand kurz auf meine.
»Hoffentlich.«
Frau Weidemann-Zapek und Frau Klüppersberg waren erstaunt, als ich ihnen mit strahlendem Lächeln ihren Tee versprach.
Es liegt was in der Luft
– M.Baptiste & B.Buhlan –
Die Damen waren bereits bei der Fabrikation ihres Tagesproviants, als mein Vater auftauchte. Sofort sprang Frau Klüppersberg auf und stieß dabei ihr Saftglas um. Während Freundin
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