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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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nämlich auch umsonst.«
    Marleen war am Ende. Sie ließ sich auf den Stuhl sinken, den Onno ihr hinschob und kippte den Schnaps, den Kalli ihr einschenkte. Dann sah sie meinen Vater lange und konzentriert an.
    »Sei froh, dass ich mit deiner Tochter befreundet bin. Aber ich warne dich. Beim nächsten Mal bist du tot. Kalli, ich brauch noch einen. Prost.«
    Mein Vater zog es vor, die nächsten zwei Stunden schweigend zu schleifen. Von schlechtem Gewissen war keine Rede, er wirkte zufrieden und pfiff ›Ein Freund, ein guter Freund‹ vor sich hin. Ab und zu schlenderte er an dem Tisch vorbei, auf dem immer noch die Zeitung lag und betrachtete sein Foto. Ich trat einen Schritt zurück, musterte meine grundierte Wand und beschloss, dass das so gut war.
    »Dorothea, ich bin fertig.«
    Die berühmte Hamburger Künstlerin hob den Kopf.
    »Sehr schön. Mit der anderen Seite kannst du dann morgen anfangen. Es ist ja schon halb fünf.«
    Ich streckte mich zufrieden. »Dann mache ich Feierabend und gehe duschen.«
    Mein Vater ließ das Schleifpapier fallen. »Wir können doch auch noch mal schnell zum Strand fahren. Was meinst du? Einmal kurz in die Fluten springen?«
    Eigentlich hoffte ich, dass ich Johann noch kurz sehen könnte, er hatte sich noch nicht abgemeldet. Bevor mir eine Antwort für meinen Vater einfiel, kam Marleen in die Kneipe. Sie zog einen großen Karton hinter sich her, den sie Heinz vor die Füße schob.
    »Das sind zwölf kleine Lampen für die Fenster, die müssen noch zusammengebaut werden.«
    Mein Vater sah kurz hinein, dann sagte er bedauernd: »Du, das muss ich morgen machen, wir fahren jetzt baden.«
    »Nein, mein Lieber, du fährst nicht baden, du schraubst jetzt diese Lampen zusammen.« Marleens Augen funkelten gefährlich. »Darüber diskutiere ich auch nicht.«
    Mein Vater lächelte sie gewinnend an. »Komm doch mit zum Strand. Du siehst so erschöpft aus, vielleicht tut dir etwas Abkühlung ganz gut.«
    Marleen öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, dann schloss sie ihn wieder.
    »Na? Kommst du mit?«
    Marleens Stimme war sehr ruhig. »Ach, Heinz, bau einfach diese Lampen zusammen. Und halte dich mal einen Moment zurück, ja? Nur einen kleinen Moment, dann schaffe ich es vielleicht, heute Abend mit dir und diesem Schreiberling in einem Raum zu sitzen und nicht Amok zu laufen. Könnten wir das versuchen?«
    Mein Vater klopfte ihr beschwichtigend auf den Rücken. »Natürlich, Marleen, wenn dir so viel an den Lampen liegt, gehe ich da sofort dran. Und mach dir mal keine Sorgen, nachher gehen wir schön aus, dann kommst du auch mal auf andere Gedanken. Kopf hoch.«
    Marleen stöhnte leise, drehte sich um und verließ langsam die Baustelle. Mein Vater sah ihr nachdenklich hinterher und drehte sich zu mir um.
    »Das ist schon ganz schön anstrengend für eine Frau. Die Pension, die Gäste, der Umbau und dann diese Hitze. Gut, dass wir ihr helfen. Was, Kalli?«
    Kalli nickte. »Du hast wohl recht. So, dann lass uns mal gucken, was sie da für komische Lampen gekauft hat. Zum Zusammenbauen.«
    Die beiden steckten ihre Köpfe über dem Karton zusammen, während ich Dorothea und Nils beobachtete, die sich schwer zusammenreißen mussten.
    »Also, ich gehe jetzt. Viel Erfolg noch.«
    Ich bekam keine Antwort.
    Auf dem Weg in die Ferienwohnung beschloss ich, Johann anzurufen. Bevor ich die Nummer eingeben konnte, klingelte es. Im Display erschien eine Hamburger Nummer. Meine Mutter hatte eine bedrückte Stimme.
    »Na, Christine. Ich habe schon gehört, ihr habt so viel Arbeit?«
    »Hallo Mama.« Ich setzte mich auf die Bank neben der Hintertür und zündete mir eine Zigarette an. »Wie geht es dir?«
    »Rauchst du gerade? Lass Papa das bloß nicht sehen, du weißt doch, er macht sich immer Sorgen um deine Gesundheit. Ich habe heute schon zweimal mit ihm telefoniert, er klingt ja sonst ganz fröhlich.«
    »Ja, fröhlich ist er allemal. Wie geht es dir denn jetzt?«
    »Och, nicht so gut. Mir tut das Bein weh, sie geben mir Schmerzmittel, damit ich trotzdem mein neues Knie trainieren kann. Ich habe mir das nicht so schlimm vorgestellt. Aber erzähl das Papa nicht. Sonst ruft er noch öfter an.«
    »Ich sag schon nichts. Er hat mir gar nicht erzählt, dass er dich so oft anruft. Er hätte wenigstens was sagen können, ich habe es heute Vormittag zweimal versucht, da warst du nie auf deinem Zimmer.«
    »Du kennst doch deinen Vater, er redet doch nie viel. Unterhält er sich wenigstens mal mit den anderen

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