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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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tragen.«
    Er wandte sich in Richtung der Rolltreppe. »Ja, nimm du mal den Koffer. Ich darf mit meiner Hüfte nichts heben.«
    Beim Anheben des Koffers blieb mir fast die Luft weg. Ich stellte ihn wieder ab und versuchte ihn zu ziehen.
    »Papa, warte doch mal, was ist denn mit den Rollen?«
    Mein Vater blieb stehen und sah mich ungeduldig an.
    »Die sind kaputt, aber für die paar Male, die wir verreisen, geht das auch so. Nun komm.«
    Ich wuchtete den Koffer mit völlig schiefer Körperhaltung hinter ihm her und versuchte, meine Atmung zu kontrollieren.
    »Und sonst… trägt… Mama ihn?«
    »Unsinn.«
    Ohne weitere Erklärungen ging er mit langen Schritten zur Rolltreppe. Das Sprechen strengte mich an.
    »Sag mal, was… ist denn da… alles drin?«
    Seine Antwort konnte ich kaum verstehen, weil er vor mir lief und sich nicht umdrehte.
    »Meine Bohrmaschine, mein Akkuschrauber und so ein bisschen anderer Kram, ich kann nicht mit fremden Werkzeugen arbeiten.«
    Oben angekommen musste ich den Koffer abstellen, ich konnte nicht mehr. Ich erwischte meinen Vater gerade noch am Ärmel.
    »Bleib mal kurz stehen… Ich muss ganz dringend… zum Klo. Stell dich hier neben… den Koffer… ich beeile mich.«
    »Das hättest du ja auch früher erledigen können. Das passiert, wenn man immer auf den letzten Drücker kommt.«
    »Ja, ja…«
    Mir war alles egal, ich rannte los.
    Ich musste zwar erst Geld wechseln, dann noch die drei Damen, die vor mir in der Schlange standen, vorlassen, trotzdem hatte die ganze Aktion keinesfalls länger als fünfzehn Minuten gedauert. Als ich zurückkam, stand der Koffer einsam an der Stelle, allerdings standen zwei schwarzblau uniformierte Polizisten daneben. Einer von ihnen sprach hektisch in ein Funkgerät, ich verstand nur »herrenlos… Hunde bringen… absperren« und bekam Schweißausbrüche. Und dann sah ich meinen Vater. Er stand fünf Meter weiter, aß einen Hotdog und beobachtete interessiert das Geschehen. Genauso wie eine Anzahl weiterer Zuschauer, die nach und nach stehen blieben. Der Polizist, auf den ich zustürmte, hob abwehrend den Arm, ich grüßte beschwichtigend.
    »Mit dem Koffer ist nichts. Das ist unserer, ich war nur auf der Toilette.«
    Ich warf meinem Vater einen wütenden Blick zu, doch er drehte sich weg. Der andere schwarzblau Uniformierte ließ das Funkgerät sinken und sah mich drohend an.
    »Was heißt das? Sie lassen ein Gepäckstück unbeaufsichtigt stehen und gehen zur Toilette? Wo kommen Sie denn her? Haben Sie noch nie etwas von den Sicherheitsvorkehrungen gehört? Oder von Kofferbomben?«
    Sein Kollege ging einen Schritt auf mich zu. Er wirkte nicht besser gelaunt.
    »Ich glaube, ich spinne! Sie verursachen hier fast eine Sperrung des Hauptbahnhofs und kommen zurück, als wenn gar nichts passiert wäre? Ich fasse es ja wohl nicht!«
    Die schadenfroh-neugierigen Gesichtsausdrücke der umstehenden Zuschauer gaben mir den Rest.
    »Papaaa!«
    Meine Stimme klang schrill und etwas weinerlich. Die Polizisten sahen sich bedeutungsvoll an. Einige der Gaffer schüttelten mitleidig die Köpfe. Ich versuchte, Haltung zu wahren, zeigte mit dem Finger in Richtung meines Vaters, der mich ungerührt ansah und sich dabei die dänische Mayonnaise von den Fingern leckte.
    »Das da ist mein Vater. Es ist 
sein
 Koffer. Er sollte aufpassen. Und jetzt isst er Hotdogs. Was kann ich denn dafür?«
    Eine Frau sah erst mich, dann meinen Vater, dann ihre Begleiterin an und sagte laut: »Entweder ist die durchgeknallt oder betrunken. Peinlich, komm lass uns weitergehen.«
    Mein Vater und ich blieben ungefähr zehn Minuten im Büro der Bahnpolizei. Wir mussten den Koffer öffnen, alles noch mal erklären und fünfzig Euro für die Bahnhofsmission spenden, bevor wir ziemlich ungnädig entlassen wurden.
    Ich kochte innerlich. Mein Vater hatte seine »Ich höre schwer, bin gehbehindert und weltfremder Insulaner« – Nummer abgezogen, er hätte gar nichts mitbekommen, es sei ihm ja so unangenehm. Und seine Tochter wäre plötzlich weggewesen, das wäre nicht zum ersten Mal passiert. Ich zog den Koffer hinter mir her, als hätte er Rollen, was einen Heidenlärm machte. Mein Vater warf mir einen vorsichtigen Blick zu.
    »Das ist aber…«
    »Papa! Wenn du jetzt noch ein Wort sagst, lasse ich dich wirklich mitsamt deinem blöden Koffer hier stehen.«
    Mein Vater schwieg tatsächlich die nächsten Minuten, wenn man von dem Satz: »Das ist sehr weitläufig hier mit den Parkplätzen«,

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