Urmel fliegt ins All
heißt,
es wurde Nacht. Aber dunkel wurde es nicht — so, wie wir es gewöhnt sind. Am Himmel
gingen große, leuchtende Kugeln an.
«Professor»,
fragte das Urmel, «was ist denn das? Sind das kleine Sonnen?»
«Nein, es
sind Leuchtsatelliten. Sie sind hoch oben auf einer Umlaufbahn geparkt, wie man
das nennt, und sie werden angeschaltet, wenn es dunkel wird!»
«Hast du
gehört, Wawa, es sind Beleuchtungssatelliten oder so was, was am Himmel geparkt
ist. — Ja, aber Professor, was machen wir denn, wenn wir pflafen wollen?»
fragte Ping Pinguin.
«Dann macht
ihr euer Zimmer dunkel!» Neschnem-Kopf Otto erklärte es. «Ihr betätigt den
Schalter neben dem Bett — oder euerem Lager — , und
dann färben sich die Fensterscheiben schwarz!»
«Wann wird
es dunkel im Tschimmer?» fragte Wawa, der noch nicht ganz begriffen hatte.
«Wenn du
den Pfalter ausknipst!»
Wawa, Ping
Pinguin und Schusch sagten «Gute Nacht» und watschelten in ihr Schlafzimmer.
Wawa kroch auf die Matratze, die man ihm als Ruhestätte hergerichtet hatte.
«Also gantsch ehrlich», zischte er, «tschu Hause finde ich es schöner. Hier
sehe ich ja nicht den Mond über mich hinwegtschiehen!»
«Ähr wäßt
ja nächt mal, ob es här überhaupt einen Mond gäbt!» plapperte Schusch
schläfrig. Ihm hatte man einen Baum aus Plastik in die Stube gestellt, dessen
Äste elektrisch geheizt wurden, so daß er mollig warm saß.
So gab es
überall Merkwürdigkeiten zu bestaunen, und besonders der Professor und Tim
Tintenklecks gingen in ihrer schwebenden Stube herum und betrachteten alles
sehr genau. Immer wieder schob der Professor die Brille auf die Nasenspitze und
murmelte: «Interessant, interessant!» Tim Tintenklecks betätigte die Knöpfchen,
ließ Stühle und Betten hin- und herrollen, verdunkelte das Zimmer und erhellte
es wieder, stellte das plastische Farbfernsehen an und ließ sich sogar vom
elektronischen Zahnpflegeapparat die Zähne polieren.
Alle aber
waren erschöpft von der Reise durch den Weltraum. Sie hatten ein kleines,
seltsam schmeckendes Abendbrot eingenommen, das vorwiegend aus Pulvern und
Tabletten der verschiedensten Geschmacksrichtungen bestand. So hatte zum
Beispiel Wutz Pillen bekommen, die nach Zuckerrüben schmeckten, das Urmel
solche mit Orangengeschmack — und so weiter.
Vielleicht
war dieser Mahlzeit auch etwas Schlafpulver beigemischt gewesen, denn sie
fühlten sich gleich danach angenehm müde.
Wutz und
Urmel schliefen zusammen. Für das Urmel lag eine Schaumgummimatratze bereit,
während man Wutz netterweise eine Hütte angefertigt hatte, die ihrer
Schlummertonne ähnelte.
Daneben
stand ein viereckiger Kasten mit einer Drucktaste: das plastische
Fernsehtelefon.
Das Urmel
rollte sich behaglich zusammen. Wutz kroch in ihre Behausung. An der linken
Innenseite sah sie zwei Knöpfe. An dem einen stand «Märchenerzählgerät».
Betätigte sie ihn, ertönte eine angenehme, leise Stimme, die hübsche,
einschläfernde Geschichten vorlas.
Der andere
trug die Bezeichnung «Düfte». Drückte sie diesen, stieg ein Geruch nach Heu und
gekochten, zerstampften Kartoffeln aus ihrer Matratze auf.
«Gute
Nacht, mein Liebling — öfföff!» grunzte sie. Sie war nun sogar bereit, die
Haushälterin Annim zu dulden. Das Leben konnte sehr angenehm sein, wenn man
sich verwöhnen ließ. Sie schloß die Augen und gedachte, sich Tausendundein
Märchen zum Einschlafen erzählen zu lassen.
«Gute
Nacht!» piepste das Urmel zurück. Es war auch sehr schläfrig. «Weißt du, hier
ist es doch ganz toll. Alles rollt, fliegt, saust und leuchtet von selbst. Die
Neschnem können sich ihre eigene Sonne machen und ulkige Tiere. Sicher können
sie auch ein zweites Urmel machen oder züchten — oder wie das heißt — einen
Bruder oder eine Schwester für mich!»
«Vielleicht
aus Gummi!» brummte Wutz etwas ungnädig. Sie wollte nun endlich aus ihrem
Wunder-Apparat das Märchen von dem Schwein hören, das eigentlich eine
verzauberte Prinzessin war.
Es war
gerade die Zeit, in der die Kinder überall ins Bett geschickt werden. Auch im
Landgut des Oberbauches Boban schlug die Stunde für seine kleine Tochter Alol:
«Marsch, in die Federn, Fettchen!» befahl der Vater.
Alol zog
einen Schmollmund. Nicht nur, weil sie schlafen gehen sollte, sondern auch,
weil sie es gar nicht mochte, «Fettchen» genannt zu werden. Dieser Spitzname
paßte ja auch wirklich nicht zu ihr.
Sie trollte
sich aber brav in ihr Zimmer im ersten Stockwerk und legte sich
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