Urmel im Vulkan
die
richtige Aussprache lernen?«
Da schob Seele-Fant seinen schweren Rumpf beleidigt ins Wasser
und brummte: »Wönn öch störö, göhö öch badön!« Und nun kam das Urmel und
störte! Und sprudelte gleich los: eine ganze wirre Geschichte. Der Professor
verstand gar nichts, kein klares Wort. Das einzige, was ihm klar wurde, war,
daß so kein Unterricht möglich war. Er wurde sehr ungeduldig und rief:
»Verschone mich doch jetzt mit Märchen von Vulkanmännern, die unbedingt Wutz
heiraten wollen, und von Qualmgeistern und Käfigen mit glühenden Stäben. Wer
hat sich nur all diesen Unsinn ausgedacht? Sicher doch Wutz? Oder bist du nun
auch unter die Dichter gegangen? — Also störe mich nicht weiter!«
»Ich störe dich nicht, ich rette euch allen das Leben!« rief
das Urmel, nun selbst ungeduldig. »Du wirst mir schon noch glauben und mich um
Verzeihung bitten wollen. Aber dann ist es zu spät, denn dann liegt ihr alle
unter der Lava und könnt nicht mehr piep sagen und keinen Unterricht mehr
geben, nie mehr!« Es war so verzweifelt, daß ihm dicke Tränen aus den Augen
tropften.
»Ach, weine doch nicht!« murmelte der Professor. Das konnte er
nicht vertragen. Er nahm sich vor, mit mir ein ernstes Wort zu reden. Jetzt
murmelte er noch mal: »Du hast eine krankhaft überreizte Phantasie.«
Das Urmel verstand statt dessen ›überheizt‹, und dabei fiel
ihm die Schüssel mit glühender Lava ein, auf dem Küchenherd. Es rief: »Aber ich
kann es dir beweisen! Komm nur schnell mit...«
Überzeugt war der Professor zwar nicht. Aber er sah ein, daß
Albi heute doch nichts mehr lernen würde. Er entließ den Kleinen mit seinen
schwarzen Knopfaugen ins Wasser, und um den Störenfried Urmel rasch
loszuwerden, schwamm er nach Titiwu zurück und folgte ihm ins Blockhaus.
Das Urmel flog voraus und stand bald neben dem Herd. »Da,
bitte...«, sagte es, indem es auf sein Mitbringsel zeigte.
Der Professor wunderte sich. Wo kam die seltsame Schüssel her?
Soviel er wußte, glich sie keinem der Kochgeräte, die Wutz benutzte. Und was
waren das für Kohlen? Aus dem Vulkan? Das war doch lächerlich! Immerhin — es
waren gar keine Kohlen — das stellte er fest, als er sie genau betrachtete.
Dabei versengte er sich die Bartspitze, so nahe kam er der Schüssel — es war echte
Lava, sehr interessant.
»Glaubst du mir jetzt?« fragte das Urmel stolz.
»Was soll ich dir glauben?« fragte er. »Soll mich eine
Schüssel voll Lava von deinen Märchen und Sagen überzeugen?«
Vielleicht wäre Titiwu mit allen Bewohnern also doch vom
Vulkan verschüttet worden. Aber gerade jetzt erschütterte ein sehr lautes
Grollen die Luft. Und das kam so: Ich bat Gluto, mir doch mal zu zeigen, wie
laut er poltern könne. Der eitle Kerl tat mir gleich den Gefallen. Ich mußte
mir die Ohren zuhalten...
Dem Professor aber mißfielen diese Geräusche, sie waren so
anders als die der letzten Tage — vielleicht nur, weil ihn das Urmel doch ein
wenig unsicher gemacht hatte. Auch wenn er dessen Geschichten nicht glaubte,
konnte es ja sein, daß das Urmel einen kommenden Vulkanausbruch viel sicherer
vorausahnte als die ganze Wissenschaft — etwa wie die Fledermäuse.
Deshalb meinte er: »Wenn ich auch manches nicht verstehe, so
verstehe ich doch, daß es besser sein dürfte, die nächsten Tage nicht auf
Titiwu zu verbringen.«
Da atmete mein Urmel auf und machte einen frohen Luftsprung.
Wutz
erzählt, wie Titiwu verlassen wird und sie dafür büßen muß
Es war ein Glück für die ganze Gesellschaft, daß rechtzeitig vorgesorgt
worden war: Das Rettungsfloß lag in der Bucht, fix und fertig — ein Meisterwerk
von Tim Tintenklecks. Es war allerdings auch nicht das erste, das er gebaut
hatte.
Und alles lief wie am Schnürchen, wie geplant und besprochen.
Schusch übernahm den Alarmnachrichtendienst. In Windeseile flog er vom Baumhaus
zu den Muscheln und von dort hinaus zu Seele-Fant. Er kreischte mit seiner
quarrenden, vor Aufregung schrill klingenden Stimme alle zusammen, und alle,
alle kamen, zu Lande, auf dem Wasser und durch die Luft.
»Rasch, rasch, wir müssen weg!« rief der Professor auf dem
Floß und winkte mit den Armen.
»Warum aber Albö und öch?« fragte Seele-Fant, das Haupt aus
dem Wasser reckend. »Wör löbön doch nöcht auf Tötöwu und könnön jödörzeut öm
Möör untertauchön.«
»Da könnte es schon zu spät sein. Bleibt bei mir, dann muß ich
mir um niemanden Sorgen machen.«
»Und wohin geht die
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