Urmel im Vulkan
der
Schlummertonne und betrachtete meinen versengten Hinterleib lange. Ich nahm
sogar einen Spiegel zu Hilfe. Was ich sah, war wirklich sehr erstaunlich:
nämlich nichts!
Das Urmel kam sehr früh, um sich nach meinem Befinden zu
erkundigen und um mich weiter zu pflegen. Es fragte mich: »Treibst du jetzt
Po-Kosmetik, Wutz?«
Ich grunzte ihm leise zu: »Sei still, öfföff — schau her! Die
Brandstellen sind weg, wie weggeblasen. Das geht doch nicht mit rechten Dingen
zu! Das ist Zauberei... Mir steht wahrhaftig eine Fee zur Seite...«
»Dir? — Uns!« berichtigte mich das Urmel. »Uns beiden!« »Nun
ja, uns, öfföff! Erinnere dich an die Seejungfrau, die mit den langen
Silberhaaren. Erinnere dich an die geheimnisvollen, unsichtbaren Hände, die
mich auf die Stelzen hoben...«
»Da weiß ich aber nichts von!«
»Sie trugen mich, stützten mich — es war ein überirdisches
Wesen, ein fabelhaftes Erlebnis!«
»Die Urmelfee!«
»Die Schweinefee, öfföff!« Ich dachte nach. Dann sagte ich:
»Man kann gar nicht genug Hilfe haben. Der Kerl im Krater sah nicht aus, als ob
er es uns einfach machen würde. Er sah ganz scheußlich aus, öfföff. Er wird
nicht leicht mit sich reden lassen. Der Professor hält uns für Narren, er
glaubt uns nicht...«
»Ja — willst du denn noch einmal auf die Vulkaninsel zu diesem
Unhold?« fragte das Urmel kleinlaut.
»Alleine nicht, öfföff. Aber ich habe eine Idee: Bitte fliege
oder tauche heimlich zu Onkel Pitsch in die Stadt unter dem Korallenriff. Die
Homo-Saurier sind nämlich Wasserbewohner, und Wasser besiegt das Feuer,
verstehst du?«
»Nein!« quiekte das Urmel. »Aber ich fliege und schwimme
trotzdem gern zu Onkel Pitsch.«
Es machte sich gleich auf den Weg, und das fiel niemandem auf,
denn sehr oft flog es spazieren oder tauchte ins Meer. Meistens machte nur ich
mir Sorgen, wenn es länger ausblieb. Außerdem hatte es auch früher schon oft
Onkel Pitsch besucht.
Diesmal hütete ich mich natürlich, seine Abwesenheit zu
bemerken.
Das Urmel kannte den Weg zur Stadt unter dem Korallenriff gut.
Es erreichte sie bald. Und da es ein guter Freund der Homo-Saurier war, ließen
es die Wächter am Stadttor sofort ein. Es gehörte fast zur Familie der
gutmütigen, schwabbeligen Wasserbewohner.
Es schwamm durch die Straße der versunkenen Schiffe. Die
Straße war jetzt hell erleuchtet, denn von dem Schornstein des Raddampfers auf
dem Rathausplatz strahlte die künstliche Sonne: der Meteorit vom Nordpol. Er
tauchte Schiffe und Maste in ein überirdisches Licht. Sogar die abblätternden
Farben der alten Karavellen leuchteten.
Das Urmel schwamm gleich in das große Linienschiff, das
zugleich Onkel Pitschs Wohnung wie auch das Rathaus war. Es fand ihn, den
Vorstand der Gemeinde, in der früheren Kajüte des Admirals. Viele Homo-Saurier
drängten sich um seinen Schreibtisch, und alle schienen freudig bewegt zu sein.
Auch das Urmel wurde sehr freudig begrüßt und von den Homo-Saurierinnen
abgeküßt. Onkel Pitsch erhob sich von seinem reich geschnitzten Amtsstuhl, um
es in die Schwabbelarme zu schließen. Dann rief er begeistert: »Schön, daß du
kommst, pitsch, ich habe eine wundervolle Idee, pfiff, und ich glaube, alle
werden pitsch damit einverstanden sein, püh. Ich taufe gerade ein Kind, pitsch,
das gehört zu meinen Pflichten als Oberstadtsaurier, püh. Und wir überlegten
gerade, pfiff, wer der Taufpate sein sollte. Nun schlage ich vor, du machst uns
die Freude, pitsch pfüh pfiffpfiff...«
Das Urmel nickte. Es schaute sich um und sah, daß eine
rundliche Homo-Saurier-Mama ein winziges schildkrötenartiges Saurierkind trug.
»Ach nein, wie süß!« rief es. Und da alle laut Beifall klatschten — wobei das
Wasser in der Kajüte in gewaltige Schwingungen geriet — , drückte die Mutter
dem Urmel-Taufpaten das Bündel, das Saurierbaby, in den Arm, und das Urmel
grinste verlegen und trat schwimmend wie ein Seepferdchen vor den Schreibtisch
des Oberstadtsauriers und hielt ihm das Kleine entgegen.
Der neue Korallenstadtbürger quäkte und strampelte genauso,
wie es sich für einen Täufling gehörte. Und Onkel Pitsch sprach feierlich: »Von
nun an sollst du pitsch pfüh Ummerquabbelpux heißen!«
Nach der Taufe gab es im Gasthaus zum Goldenen Polypen ein
Festmahl, bei dem große Mengen schlabberartigen Seetanges verspeist wurden. Das
Urmel aß nur zum Schein mit, es wollte niemanden beleidigen, aber diese
Mahlzeit unterschied sich doch zu sehr von meiner guten
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