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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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voran. Ich hatte das Gefühl, als ob
wir von unsichtbaren Kräften zurückgehalten würden. Der Krater wollte und
wollte nicht näher rücken. Nur von Titiwu entfernten wir uns merklich. Bald lag
es sehr klein hinter uns im Meer.
    Und mir kamen bei seinem Anblick die Tränen: »Ach, öfföff! Ob
wir es wohl jemals wiedersehen werden?« Doch dann rief ich mir selbst ein
munteres »Kopf hoch!« zu. Und da ich gerade ruderte, warf ich mich kräftig
zurück... zu kräftig, ich verlor die Ruder aus den Klauen, da trieben sie nun
dahin, auf den Ozean hinaus. Schon verschwanden sie hinter den Wellen. »Der
Meergeist hat sie geholt«, seufzte ich, und mein Herz zitterte. Und es zitterte
noch mehr, weil ich uns nun hilflos den gewaltigen Kräften des Wassers
ausgeliefert sah.
    Doch zu meiner nicht geringen Überraschung nahm eine Welle
hinter unserem Boot die Gestalt einer Meerjungfrau an, sie hob unseren Kahn
hoch und trieb ihn zur Vulkaninsel. Ihre Haare wallten lang und grau auf dem
Ozean, ihre Arme glänzten silbrig und ihre Augen leuchteten wie Mondlicht.
    Sehr, sehr schön!
    Mir blieb der Mund vor Staunen offen stehen. Und das
märchenhafte Geschöpf sang leise:
    »Euch grüßt die hilfreiche Schweinefee.« So wahr ich Wutz
heiße, das sang sie!
    Doch dann war sie wieder verschwunden, versunken, so
geheimnisvoll, wie sie gekommen war.
    Und unser Boot stieß mit dem Kiel auf Grund.
    Etwas zu heftig leider! Ich fiel hintenüber — also voraus —
und hatte die Mohrrübentorte wie einen Heiligenschein auf dem Kopf.

Wutz
erzählt, wie sie die Bekanntschaft zweier Dampfgeister machen
     
    Dieser Vorfall war mir unangenehm. Nun hatte ich keine
Opfergabe mehr. Aber auch die Schmiere um Stirn, Nacken und Ohren störte mich.
»Bitte, Urmel, reinige mich, öfföff!« bat ich.
    Das Urmel machte sich sofort eifrig daran, zu eifrig. Ich rief
ihm zu: »Saubermachen sollst du mich, nicht fressen.« Doch es antwortete: »Bei
deiner Torte ist Fressen die beste Art des Saubermachens.« Ich seufzte und ließ
es gewähren. Mit dem Rest der Torte war ja doch kein Staat mehr zu machen. Aber
nun sorgte ich dafür, daß ich auch meinen Anteil bekam.
    Danach erinnerten wir uns unserer Aufgabe. »Steig du auf die
Stelzen«, ermunterte ich das Urmel. »Es ist besser, wenn du das feindliche Land
erforschst und ich im Boot warte, um dir zu Hilfe eilen zu können.«
    Leider gefiel dem Urmel mein Vorschlag nicht. Es sagte: »Steig
du auf die Stelzen! Ich wirke als fliegender Drache furchtbar viel
fürchterlicher.«
    Da zischte ein feuriger Brocken neben dem Boot ins Wasser. Mir
wurde ganz seltsam — so flau im Magen. Ganz sicher kam das aber nur von der
vielen Torte, die ich weggereinigt hatte. Ich meine natürlich gefressen. Konnte
ich überhaupt mit einem so eigenartigen Gefühl im Magen auf die Stelzen
steigen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren? Ich überwand mich aber. Das Urmel
hielt mir die Stelzen, und ich erklomm die Fußbrettchen. Ich umklammerte die
oberen Enden der Stangen mit meinen Armen. Ich wackelte unheimlich, und das
Urmel sagte: »Du siehst aus wie eine dicke, pralle Getreideähre auf dem Stiel.«
Dieser Vergleich gefiel mir wenig.
    Aber plötzlich konnte ich ganz leidlich auf den Stelzen
stehen. Als ob mich ein unsichtbarer Geist stützte. Wahrscheinlich war es die
Schweinefee? So gesichert stelzte ich über die Bordwand und auf die schrundige,
zackige und schwarze Schlacke der Insel.
    Das Urmel ließ die Stelzen los und flog, hielt sich aber, mich
umkreisend, immer in meiner Nähe. So fühlte ich mich recht sicher. Ich blickte
mich um. Überall war nur dieser schwarze Steinboden zu sehen. Die Erde sah aus
wie in einem Kohlenbergwerk, wie eine Halde. Da und dort stieg Rauch aus
verborgenen Spalten. Und vor uns erhob sich der Kraterrand — er war nicht sehr
hoch, aber mir erschien er gewaltig. Und aus dem Krater wälzte sich dichter,
giftiger Rauch.

    »Es riecht hier schon sehr komisch«, rief ich dem Urmel zu.
    »Ja, es stinkt!« antwortete es. »Außerdem fangen deine zweiten
Füße zu qualmen an.«
    Ich blickte an mir hinab und quiekte unwillkürlich: »Oh,
Hilfe!« Denn an den Stelzen entwickelte sich ein feiner Rauchschleier — und sie
selbst färbten sich schwarz wie Kohle. »Irgend jemand wichst deine Stiefel
schwarz«, meinte das Urmel.
    »Nein«, jammerte ich, »irgend jemand zündelt meine Stiefel an
— und du fächelst ihnen mit deinen Flügeln auch noch Wind zu...«
    Da stieg hinter einem Buckel ein

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