Urmel spielt im Schloß
unentdeckt
zurückschmuggeln, und alles ist wieder in Ordnung. Gut, Wutz, wir fliegen!»
Heimlich
schlichen sie sich aus dem Salon und verabschiedeten sich von Sami. «Bitte laß
das Urmel keine Sekunde aus den Augen, öfföff!» schärfte ihm Wutz ein.
«Wie», rief
er, «soll ich etwa neben ihm im Doppelbett schlafen?»
«Das beste
wäre es, dann kann es keine Dummheiten machen», antwortete Wutz. «Ich nehme
doch an, daß du dich nicht vor dem Schloßgespenst fürchtest?»
«Lächerlich!»
Der König
hatte inzwischen seine Zahnbürste und seinen Rasierapparat eingepackt und war
reisefertig. Wutz warf rasch ihre Siebensachen in das Körbchen — eigentlich
hatte sie nichts gebraucht, immer nimmt man zuviel Gepäck mit! — und folgte ihm
in den Park.
Der König
ließ den Motor an. «Ob ich nicht doch dem Urmel auf Wiedersehen sagen sollte?»
murmelte Wutz. «Mein Gewissen beginnt zu schlagen!»
«Unsinn! Laß
es schlagen!» rief der König. Der Motor heulte bereits, die Büsche wurden zu
Boden gepeitscht, der Hubschrauber hob ab.
«Gott sei
Dank, daß sie weg sind und mich nicht mitgenommen haben!» maunzte das Urmel. Es
lag mit offenen Augen auf dem Teppich und dachte gar nicht daran zu schlummern.
Jetzt stand es auf und stellte sich ans Fenster, um die Maschine abfliegen zu
sehen.
«Ich glaube,
es bewegt sich etwas hinter der Scheibe, öfföff!» rief Wutz dem König zu. «Mein
armer Liebling, bald kommst du nach!»
«Dein armer
Liebling träumt süß. Es war die Gardine», sagte der König, der keinen anderen
Gedanken hatte, als bald das Ufer von Titiwu unter sich zu erblicken.
Sami ging
eben mal schnell in den Salon, um nach dem Urmel zu sehen. «Gut, daß du
kommst!» rief es ihm entgegen. «Ich langweile mich — erzähl mir eine
Geschichte!»
«Dazu habe
ich keine Zeit!»
«Dann bin
ich nicht artig!»
«Na gut,
aber nur eine. Was willst du hören?»
«Von Babu —
wie habt ihr ihn aus dem Zoo geklaut?»
«Wir haben
ihn nicht geklaut. Er war eine Leihgabe des Königs, und weil er sich im Zoo
nicht wohl fühlte, haben wir ihn wieder abgeholt!»
«Aha — und
jetzt ist der Käfig leer?»
«Es ist kein
Käfig, es ist ein Freigehege zwischen dem Affenhaus und den Nilpferden.»
«Leicht zu
erkennen!» sagte das Urmel. «Freigehege sind oben offen, nicht? — Und sag mal,
kommt jeder wieder raus, der sich im Zoo nicht wohl fühlt?»
«Ich glaube,
nicht jeder», sagte Sami. «Aber wenn er dem Tiergarten nicht gehört...»
«Tiere
gehören niemandem!» sagte das Urmel. «Sind auch Vögel im Zoo? Ich meine, auch
Tiere, die fliegen können? Ich will nämlich nicht rein. Ach, ich habe bestimmt
schon längst verlernt zu fliegen. Darf ich mal probieren?»
«Wenn du
nichts kaputtmachst?»
Das Urmel
gab sich einen Schubs und stieg in die Höhe. Einmal umkreiste es den gläsernen
Kronleuchter.
Sami
klatschte in die Hände. «Wunderbar!» rief er. «Laß mich mal probieren, ob ich
dich tragen kann, ich meine im Flug!» bat das Urmel.
Sami lachte.
«Ideen hast du... aber meinetwegen. Wenn du mich fallen läßt, dann bitte auf
das Sofa, ja?»
«Ich laß
dich nicht fallen!» Das Urmel nahm Sami auf den Arm, er umklammerte seinen
Hals, es bewegte die Flügel und sagte: «Ich kann keinen Menschen tragen!»
«Um so
besser!» meinte Sami. Er ging wieder in die Küche, denn er hatte vergessen, den
Herd abzustellen. Das Urmel aber nahm rasch den schweren Marmortisch und flog
mit ihm schwerfällig drei Meter weit. «Es geht», sagte es zu sich, «der
Drängelmann darf nur nicht mehr wiegen.» Dann stellte es sich ans Fenster und
blickte hinaus, dorthin, wo die Tuntukullerstraße sein sollte, tralala!
Ein wenig
später klingelte das Telefon. Sami nahm den Hörer ab. Es war Direktor Doktor
Zwengelmann. Er hatte eine matte, zitternde Stimme. Er wollte den König
sprechen.
«Seine
Majestät ist gerade abgeflogen!» sagte Sami. «Sein Glück!» murmelte
Zwengelmann. «Ich hoffe in seinem eigensten Interesse, daß er Naftaline holt
und der Spuk hier ein Ende hat!»
«Was für ein
Spuk?»
«Das wissen
Sie besser als ich!» rief Zwengelmann und knallte den Hörer auf die Gabel.
«Seltsam!»
murmelte Sami.
«Ja, sehr
seltsam!» zwitscherte das Urmel. Und dann sang es leise: «O du lieber Augustin,
alles ist hin...»
Wutz führt
verschiedene Gespräche
Viel hatte
sich auf Titiwu geändert. Der Professor verheimlichte Naftaline nichts mehr.
Babu verließ die Krabbenhöhle und zog beglückt wieder in sein
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